Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
Vom Netzwerk:
ertastete seine Stirn und fuhr über die Narbe auf seiner
Wange. Die Narbe stammte von einer Want, die bei einem heftigen Windstoß vom
Mast gerissen worden war und ihn verletzt hatte.
    Dann
berührte sie seinen Mund.
    »Ich würde mir verloren
vorkommen«, flüsterte sie mit zitternden Lippen, »wenn ich dich verlassen
müßte.«
    Er wollte seine Lippen auf
ihren Mund legen und sie für alle Zeiten dort lassen. »Eines Tages wirst du
mich verlassen müssen, Emma. Weißt du das?«
    Sie nickte mit großen feuchten Augen. Damit bestätigte
sie die Wahrheit seiner Worte und den Schmerz, den sie ihr bereiteten.
Irgendwie waren sie sich so nahe gekommen, daß ihre Lippen sich beinahe
berührten, und deshalb küßte er sie.
    Sie küßten
sich in der salzigen Luft unter der hochstehenden Sonne auf dem dunkelblauen
Wasser. Er hörte sein Herz in den Ohren, und es schien durchzudrehen. Sein Herz
war gestrandet und in die Irre gelaufen. Er hatte sein Herz verloren.
    Er löste seinen Mund von ihren
Lippen. »Gehen wir hinunter«, sagte er. Er ergriff ihre Hand und führte sie
dorthin, wohin er gehen wollte – vielleicht führte aber auch sie ihn.
    Als sie sich diesmal liebten,
geschah es mit der Heftigkeit der Verzweiflung und unersättlicher Gier. Ihre
nackten Körper machten leise feuchte Geräusche, während die Spiere knarrte und
der Schiffsrumpf ächzte. Ihre Vereinigung nahm den Rhythmus des Bugs auf, der
sich im Wasser hob und senkte.
    Ich habe
mein Herz verloren, dachte er. Ich bin verloren.
    Und dann
war es zu Ende, so wie alle Augenblicke zu Ende gehen.
    Shay setzte sie an der Rückseite von Poppasquash Point an
Land, und sie sah ihm nach, als er davonfuhr. Sie blickte sich um, als habe sie
das alles noch nie zuvor gesehen – die weißen Birken, die in der Sonne silbern
aufblitzten, und die Bucht, in der das Wasser Schaum und Seetang an den Kiesstrand
spülte. Sie hatte noch nie eine Brise so sanft und leise empfunden oder eine
Drossel gehört, die so süß sang. Nichts auf der Welt, dachte sie, wird jemals
wieder so sein, wie es gewesen ist.
    Emma betrat das Haus, ging
geradewegs auf ihr Zimmer und zog sich aus. Sie zog sich so nackt aus, so wie
sie bei ihm gewesen war.
    Sie dachte,
er berührt mich hier und da und da, an all meinen verborgenen fraulichen
Stellen. Er berührt mich.
    »Es trifft
mich jedesmal.« Ihre Worte schwebten über ihnen in der Luft und schienen dort
zu verweilen.
    Er lag auf
dem Rücken, hatte die Arme über dem Kopf ausgestreckt, und seine Brust hob und
senkte sich schnell. Sie lagen beide nackt auf der Wiese inmitten der Goldrute.
Doch die Blüten zitterten, als sei ihnen in der Brise kalt, und die Sonne hatte
den Messingglanz des Herbstes.
    Er drehte langsam den Kopf und sah sie an. Sein Körper
war schwer wie Blei, als sei er mit etwas Hartem, Schwerem geschlagen worden.
    »Was trifft dich?« fragte er.
    »Du.«
    Er rollte
sich auf die Seite, und sie wandte sich ihm zu. Er umfaßte ihre Brust mit der
Hand und strich mit dem Daumen zart über ihre Brustwarze. Er beobachtete, wie
die Wärme seiner Berührung wie Röte über die weiße Haut nach oben in ihre Kehle
stieg, und er glaubte beinahe zu sehen, daß die Worte aus ihr hervorkamen, daß
sie aus ihrer Kehle herausflogen und in die Luft aufstiegen wie eine Schar
Möwen vom Strand.
    »Ich liebe dich, Shay.«
    Er sah, daß sie sehnsüchtig,
mit angehaltenem Atem darauf wartete, daß er das ebenfalls zu ihr sagte.
    Shay küßte
ihren Mund und wollte sagen: Mit dir zusammenzusein war nicht so, wie ich es
mir vorgestellt hatte. Ich kann nicht bei dir sein, ohne dich haben zu wollen,
und ich kann dich nicht haben, ohne dich wieder haben zu wollen.
    Er küßte ihren Hals und wollte
sagen: Ich hatte nie beabsichtigt, dich zu lieben, und doch ist es
so, ich liebe dich.
    »Emma«, sagte er statt dessen.
    Sie löste
sich von ihm, setzte sich und kreuzte wie ein Kind die Beine auf Indianerart.
So wirkte sie klein und verletzlich. Die Sonne warf Goldstaub auf ihre Haut. In
ihren Haaren hingen kleine Zweige, Blätter und Goldrutenblüten.
    »Wenn Mr. Alcott nach Hause
kommt, muß ich ihm sagen, daß ich ihn nicht heiraten kann.«
    »Oh, Dhia, nein ... tu das nicht.«
    Sie legte
den Kopf in den Nacken und richtete ihn wieder auf. Sie sprach, als habe sie
Halsschmerzen, und in ihren Augen zeigten sich alle ihre Gefühle. »Du kannst
nicht erwarten, daß du mir ein Wunder zeigst und ich mich dann mit einem Leben
ohne das alles zufriedengebe.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher