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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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hast du das bereits vergessen?«
    »Ganz bestimmt nicht. Dann
könnte ich mit den Kindern vielleicht zu dir und deinem Treuhandfonds in dein
großartiges Haus ziehen, wo die fünfzehn Dienstboten
die Nasen über uns rümpfen, sobald wir durch die Hintertür kommen, die wir
irrtümlich für die Vordertür halten, und ...«
    Er stieß heftig den Atem aus
und seufzte tief. »Es kann nicht sein, Emma! Manche Dinge sind einfach nicht
möglich, wie sehr wir sie uns auch wünschen.«
    Ein
plötzlicher Gewitterregen trommelte ein donnerndes Stakkato auf das Blechdach
des Hauses. Sie zuckten beide zusammen und blickten aus dem Fenster. Aber außer
dem Wasser, das an den Scheiben herunterlief, konnten sie nichts sehen.
    »Du bist
ein Feigling, Shay!« Ihre Stimme ging in dem Getöse beinahe unter, das der
Regen machte. »Du hast Angst, es zu versuchen.«
    »Ja, das
gebe ich zu. Ich habe schreckliche Angst, dich zu verletzen ... und selbst
verletzt zu werden. Ich habe Angst davor, erleben zu müssen, wie mein kleiner
Sohn und die Mädchen, die dich wie eine Mutter lieben würden, dich verlieren,
wenn du dich aus unserer Welt verabschiedest und zurück in die deine gehst.«
    »Wir können unsere eigene Welt
schaffen, Shay, unseren eigenen, besonderen Platz – zusammen.«
    »Ach,
Liebling ...« Er schüttelte den Kopf, sein Mund wurde weicher und verzog sich
zu einem Lächeln, das alles in tausend Stücke brach, was von ihrem Herzen noch
übrig war. »Was für ein Platz würde das sein? Du stehst zu hoch für mich, um
danach zu greifen, und ich würde dich nur herunterziehen.«
    Das Gewitter tauchte den Raum
in ein seltsam gelbes Licht. Die Blitze umflammten ihn, fingen das feuchte
Glänzen in seinen Augen ein, zeigten das Zucken des Muskels in seinem
Unterkiefer.
    Und Emma verstand, daß er in
der Art der Männer beschlossen hatte, alle Entscheidungen selbst zu treffen.
    Sie hatte
verstanden, doch sie akzeptierte es nicht. Wenn er nach New York ging, würde
sie ihm folgen. Wenn nötig, würde sie auf Händen und Knien zu ihm kriechen.
Dann würde er ihr erlauben zu bleiben.
    »Du ...«
Seine Stimme versagte, und er mußte noch einmal beginnen.
»Du solltest wissen, Emma ... Es wird für mich niemals eine andere geben. Ich
liebe dich von ganzem Herzen und werde es immer tun, mo Chridh.«
    Emma gab keine Antwort. Sie
suchte ihre Kleider zusammen und zog sich schweigend an. Sie kam bis zur Tür,
bevor sie ihn ansah. Er stand, nur mit der Hose bekleidet, deren obere Knöpfe
noch offen waren, in der Küche. Seine Haare waren zerzaust und die Wangen
gerötet. Am Hals hatte er einen Fleck von ihren Küssen. Er sah in der Tat aus
wie der Geliebte einer Frau, der gerade aus ihrem Bett kam.
    »Ich liebe dich, und du liebst
mich«, sagte sie. »Vielleicht kannst du deinem Herzen erklären, warum ich gehe.«
    Er rief
leise ihren Namen, doch sie ging, ohne stehenzubleiben, hinaus.
    Der
Nachmittag hatte sich zu einem grauen Zwielicht verdunkelt, und der Wind trieb
die Wolken tief über den Himmel. Das Wasser der Bucht versprühte schaumige
Gischt. Der Regen fiel wie eine weiße Flut auf das Land, und es klang wie das
Klatschen der Wäsche auf der Leine im Wind.
    Emma wollte
gerade die Straße verlassen, um hinunter zum Strand zu laufen, als sie ihn
rufen und seine eiligen Schritte hörte. Sie beschloß, sich nicht umzudrehen,
tat es aber doch.
    Er kam angerannt. Sie erschrak,
als sie sah, daß der Regen ihn völlig durchnäßt hatte. Doch dann wurde ihr
klar, daß sie genauso aussehen mußte.
    Der Wind heulte und tobte. Sie
hörte ihn fragen: »Emma, du bist doch nicht mit dem Boot gekommen?«
    »Nein«, erwiderte sie, ohne
genau zu wissen, weshalb sie log. Sie wollte nur weg von ihm, weg ..., weit
weg. »Ich bin mit dem Wagen hier und habe ihn vor der Leihbibliothek
abgestellt.«
    Lange, eine Ewigkeit lang sahen
sie sich durch die Regenwand hindurch an.
    »Dann auf Wiedersehen ... und paß auf dich auf«, rief er.
    Damit verließ er sie.
    Shay verließ sie und ging zurück in sein leeres Haus, zurück
in das dunkle Schlafzimmer. Dort warf er sich auf das Bett. Er lag auf der
Seite und starrte die Wand an. Der Regen klatschte gegen die Scheiben, und der
Wind stöhnte und brauste.
    Er betastete die Stelle, wo sie gelegen hatte. Doch alles
war kalt. »Liebling«, flüsterte er und drückte seinen Kopf in das Kissen. Aber er
wußte nicht genau, um welchen Verlust und um welche Frau er weinte.
    Die Ikarus ächzte und stöhnte wie im Todeskampf,

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