Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
Vom Netzwerk:
und das ungezogene Kind lehnte noch nicht einmal ab.
»Ihr Vater wird die Kerle bald mit einer Shillelagh von der Tür
vertreiben müssen.«
    »Redest du
vielleicht mit den Feen?«
    Bria fuhr so schnell herum, daß
sie beinahe die offene Mehldose umgeworfen hätte. »Donagh! Hast du mich
erschreckt!«
    Der
Mann in der Tür sah sie strahlend an. Sie lachte, lief zu ihm und stellte sich
auf die Zehenspitzen, um ihm einen dicken Kuß auf die Wange zu drücken.
    Sie
schmunzelte. Was würden wohl die Nachbarn sagen? Mrs. McKenna küßt schamlos den
Pfarrer von St. Mary, und dabei spielt es keine Rolle, daß der brave und
hübsche Mann ihr eigener Bruder ist.
    Sie nahm ihn am Arm und zog ihn
ins Haus. »Setz dich. Ich habe gerade Wasser auf dem Feuer.«
    Er gab ihr seinen Hut, und sie
hängte ihn an einen Haken an der Wand. Dann sah sie lächelnd zu, wie er es sich
auf einem der Küchenstühle bequem machte.
    »Du siehst
gut aus, mo Bhriathair.«
    Vater
Donagh O'Reilly war in der Tat ein gutaussehender Mann. Er hatte dichte
braunrote Haare und fröhliche braune Augen. Und der breite Mund mit den vollen
Lippen schien immer kurz davor, sich zu einem Lächeln zu verziehen. Gott hatte
an ihm einen Diener gefunden, um den ihn die eine oder andere Frau gewiß
beneidete. Der Kessel begann zu pfeifen; Bria eilte zum Herd, nahm ihn von der
Platte und goß den Tee auf.
    »Ich habe
mich gefreut, dich heute morgen in der Fünf-Uhr-Messe zu sehen«, sagte ihr
Bruder, als der Wasserkessel aufgehört hatte zu pfeifen.
    Sie warf ihm einen kurzen Blick
über die Schulter zu. »Hast du auch Augen im Rücken?«
    Er lachte,
aber dann wurde er ernst. »Vielleicht nicht im Rücken, aber ich habe Augen und
Ohren. Du kommst jeden Tag zur Messe. In all den Monaten, seit du hier bist,
hast du keinen einzigen Tag den Gottesdienst versäumt. Doch ich habe deine
Stimme nie im Beichtstuhl gehört und ich habe dir auch nicht die Hostie
gereicht.«
    Bria drehte
ihm den Rücken zu. Sie beschäftigte sich etwas zu eifrig damit, die Teetassen
behutsam auf die Untertassen zu stellen. In Wahrheit zog sich ihr dabei der
Magen zusammen, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Sie fürchtete, ihr
würde übel werden. »Bria, Schwester ... ich mag vielleicht der geweihte Diener
unseres Herrn auf Erden sein, aber ich war früher
dein großer Bruder, und ich verstehe, daß du vielleicht ...« Ihm erstarben die
Worte auf den Lippen, und sie wußte, daß er sie besorgt und verletzt zugleich
ansah. »Wenn es etwas gibt, das du mir nicht sagen kannst, dann gibt es
noch einen Priester in Warren. Er ist freundlich und verständnisvoll. Ich
könnte dich im Wagen dorthin bringen ...«
    Sie widerstand dem Wunsch, die
Arme um den dicken Leib zu legen oder die Hände auf den rebellierenden Magen zu
drücken.
    »Ich kann nicht
beichten!«
    Es klang
beinahe so laut wie ein Schrei.
    »Ich kann
nicht! Ich kann nicht! Also verlang es nicht von mir, Donagh. Um alles kannst
du mich bitten, aber beichten werde ich nicht.«
    Sie hörte, wie er aufstand, und
einen Augenblick später spürte sie seine schwere warme Hand auf der Schulter.
    »Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben kann«, sagte
er leise. Sie wollte sich an ihn lehnen und sich von ihm trösten lassen, aber
sie rührte sich nicht. Niemals würde sie in dem vergoldeten Beichtstuhl knien
und für etwas um Verzeihung bitten, wo es nichts zu verzeihen gab.
    Er drehte
sie herum und versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen. Aber sie drückte sich mit
abgewandtem Kopf an ihn, und schließlich ließ er sie los.
    »Ich habe gehört, daß sie dich in
der Spinnerei entlassen haben«, sagte er nach kurzem Schweigen.
    »Hmmm.« Sie wollte lachen, aber
es klang erstickt. »Du hast es wahrscheinlich schon gewußt, bevor die Sirene
nach der Schicht verstummt war.«
    Er hob die
Hände und legte sie an den Hinterkopf, dann räusperte er sich. »Ach, übrigens,
es gibt noch einen Grund, weshalb ich heute zu dir gekommen bin. Mrs. Daly ...
du weißt schon, meine Haushälterin, möchte mit ihrer Tochter in Zukunft in
Boston leben. Das heißt, es gibt in Zukunft niemanden, der das Treppengeländer
abstaubt und mir armem Wurm abends die Pantoffeln ans Feuer stellt.« Er boxte
sie spielerisch am Kinn. »Deshalb bin ich gekommen, um dir die Stelle anzutragen, wenn du sie haben möchtest.« Er
räusperte sich. »Obwohl ich dir nicht denselben Lohn wie die Spinnerei zahlen
kann.«
    Das
Schluchzen, das sich ihrer Brust entrang, machte sie beide

Weitere Kostenlose Bücher