Penelope Williamson
sie unterdrückte ihn mit aller Kraft, obwohl das hartnäckige
Stechen ihr die Brust zu zerreißen schien. Aber nach diesen Worten durfte sie
einfach nicht husten und Blut spucken.
Mit
größter Willensanstrengung griff sie nach den Äpfeln, nahm eine Schüssel und
ein Schälmesser und setzte sich in den geflochtenen Schaukelstuhl neben dem
Herd. Sie würde die grünen Äpfel für einen Kuchen verwenden ... einen richtigen
amerikanischen Apfelkuchen.
Shay und
ihr Bruder saßen mit aufgestützten Ellbogen am Tisch mit der ausgebleichten
braunen Wachstuchdecke und hielten die Whiskybecher in den Händen. Bria spürte
ihre Blicke und konnte ihre schmerzlichen Gedanken ahnen. Das quälte sie mehr
als die Schmerzen in der Brust.
Gorgeous, Shays Kater,
stolzierte durch die offene Tür und sprang mit einem Satz auf seinen Schoß.
Shay behauptete, der Kater sei ihm nach Hause gefolgt ... sehr wahrscheinlich
hatte ihn Shay aber nach Hause getragen. Das Tier war völlig
ausgehungert gewesen und hatte ein struppiges schwarzbraunes Fell. Seit das
Schicksal jedoch den weichherzigen Shay McKenna zu seiner Rettung geschickt
hatte, war es sehr viel dicker geworden. Trotzdem blieb Gorgeous der häßlichste
Kater in Gottes weiter Welt.
Als Bria
sicher war, daß die Männer sie nicht mehr ansahen, hob sie den Kopf und warf
einen Blick auf Shay. Er saß breitbeinig auf dem Stuhl und streichelte
unentwegt den Kater. In seiner augenblicklichen Stimmung sah er wahrhaft aus
wie der Inbegriff des wilden Iren mit finsterer und unergründlicher Miene. Sie
liebte ihn mehr denn je.
Schließlich bewegte er sich und
prostete ihrem Bruder mit dem alten gälischen Trinkspruch zu: »Auf Irland, das
wir lieben, und verflucht sei England, das wir hassen!«
Donaghs
Becher stieß gegen den von Shay. »Auf Irland, das wir lieben«, erwiderte er. In
Anbetracht seines Priesterkragens verzichtete er auf den Fluch.
Wie üblich
redeten sie über Politik. Bria hörte nur mit halbem Ohr hin, während sie die
Äpfel schälte und in Stücke schnitt. Es waren ohnehin die alten, vertrauten
Worte über Irlands Probleme und den heiligen
Kampf der Rebellen. Die beiden Freunde hatten den brennenden Haß auf die
britische Herrschaft schon mit der Muttermilch eingesogen. Jetzt nährten sie
ihn mit irischem Whisky, dem Poitín, der illegal im Keller von Crow's
Nest gebrannt worden war. Für Bria roch der Whisky so vertraut wie der Torf,
den sie in ihrer Hütte in Irland verbrannt hatten.
Shay sprach
jetzt über den Clan-na-Geal.
Dort ist er
heute nachmittag also gewesen, dachte Bria.
Er war
wieder einmal auf einer Versammlung des Clans gewesen, auf der sie die
Engländer verflucht und Rebellenlieder gesungen hatten. Es waren Pläne gemacht
worden, wie man Geld sammeln und den großen und ruhmreichen Kampf fortsetzen
konnte. Dabei verschwendete niemand einen Gedanken an die Söhne der Mütter,
die dabei ihr Leben verlieren, und an die Frauen, die an den Gräbern ihrer
Männer weinen würden.
Bria rieb
die müden Füße an dem alten Häkelteppich, der unter ihrem Stuhl lag, und lenkte
ihre Gedanken auf das Picknick am nächsten Tag. Wie schön würde es sein, die
heiße Sonne auf den Haaren zu spüren und die salzige Luft im Gesicht. Sie
würden im Sand eine Decke ausbreiten, auf die sie sich setzen konnten. Shay
sollte ihr den Kopf in den Schoß legen, und sie würden den Mädchen zusehen, die
Fangen mit den Wellen spielten. Gab es etwas Schöneres, als so unbeschwert mit
ihren Kindern und ihrem Mann zusammenzusein? Es sollte ein ganz besonderer Tag
werden, den sie noch lange in ihrem Herzen bewahren würden.
Doch im
Augenblick saß sie am Küchentisch, hörte der Unterhaltung ihres Bruders und
ihres Mannes zu und blickte zufrieden auf die glänzenden grünen Apfelschalen,
die sich unter ihrem Küchenmesser entrollten.
Shay sagte gerade: »... der
beste Platz dafür wäre der Strand am Poppasquash Point.«
»Vielleicht
schon«, erwiderte Donagh. »Aber hier in Bristol ist es genauso ein Verbrechen
wie in Irland, Boden zu betreten, der den Reichen gehört, mein Lieber.«
»Da fällt
mir ein, was heute morgen geschehen ist«, unterbrach Bria das Gespräch. Aber sie hätte ihre Worte am liebsten sofort
wieder zurückgenommen, denn plötzlich wollte sie doch nicht mehr über die Frau
sprechen, über den Engel, wie Merry gesagt hatte, der alle ihre Wünsche
erfüllen würde. Die Frau hatte dort oben auf dem Steg gestanden, und es hatte
wahrhaft den Anschein
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