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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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dem
Einerlei heraus. Ihre Ballkleider, die sie im letzten Winter bei Worth in Paris
bestellt hatten, trafen ein.
    Als das
große Paket gebracht wurde, befanden sie sich im Damenzimmer und banden
Ostersträuße für die Kinderabteilung des Krankenhauses.
    Freudig
stürzte sich Emma auf die mit Seide bezogene Schachtel, die unverkennbar allen
verriet, daß die Sendung von Worth stammte und der Inhalt deshalb teuer,
exklusiv und schön sein mußte.
    »Das ist
wie Weihnachten im Mai!« rief Maddie und lachte glücklich.
    »Und es
wird vermutlich bis Weihnachten dauern, ehe wir die Kleider sehen, wenn ich
diesen verwünschten Knoten nicht endlich lösen kann. Ich brauche ein Messer ...
nein, es geht auch so.« Emma warf einen kurzen Blick unter den Deckel der
Schachtel. »Ich glaube, dein Kleid liegt oben, Maddie. Du mußt die Augen
schließen, wenn ich es heraushole.«
    Emma blickte lächelnd auf und
bewegte sich nicht, um die Spannung noch zu erhöhen.
    Maddie schloß
erwartungsvoll die Augen. Sogar das Gesicht ihrer Mutter strahlte vor
Erwartung. Allein das war wie eine Erlösung, denn Mama war an diesem Tag
besonders gereizt gewesen. Alles, was ihre Töchter taten, hatte ihre
Mißbilligung gefunden. Sie hatte sich seit einiger Zeit angewöhnt, jeden Morgen
nach dem Aufstehen ein kaltes Bad zu nehmen, um ihren Appetit zu zügeln.
Allerdings klagte sie darüber, daß ihre Gelenke und Knochen von dem kalten
Wasser schmerzten.
    Doch als
Emma jetzt ihre Mutter ansah, die in einem Hauskleid aus gewässerter
malvenfarbener Seide umgeben von Lilien und Tulpen an einem weißen Eisentisch
stand, fand sie, daß Bethel schlank, jung und hübsch aussah. Die
Sonnenstrahlen, die durch die Bleiglasfenster fielen, tanzten auf der zarten
rosafarbenen Seide der Wände und ließen das Damenzimmer wie eine erblühende
Rose leuchten. In diesem schönen sanften Licht des frühen Tages entdeckte Emma
die Schönheit ihrer Mutter aus vergangenen Tagen.
    »Du siehst
heute besonders hübsch aus, Mama«, sagte sie.
    Bethels glatte, blasse Wangen
röteten sich vor Freude, obwohl sie ungläubig den Kopf schüttelte.
    »Wie nett von dir, das zu sagen, mein Kind. Aber das kann
ich mir kaum vorstellen, denn ich fühle mich wirklich schrecklich. Ich sage
dir, du ahnst nicht, was ich gelitten habe. Ich hoffe nur, dein Vater ...« Sie
schwieg, und ihre Röte vertiefte sich. »Oh, mach um Himmels willen endlich die
Schachtel auf. Deine arme Schwester stirbt bereits vor Aufregung.«
    Das Ballkleid raschelte wie ein
Taubenschwarm, der sich in die Luft erhebt, als Emma das Kleid aus der
Schachtel nahm. Es war aus einer wahrhaft endlosen Fülle magentaroter Laméseide
mit einem eingewirktem Silberfaden geschneidert und schimmerte und funkelte im
rosigen Licht in allen Regenbogenfarben.
    Maddie konnte nicht länger
warten. Sie schlug die Augen auf und stieß einen leisen Freudenschrei aus. »0
mein Gott ...«
    Emma hielt
sich das Ballkleid mit einer Hand an die Brust und breitete mit der anderen den
weiten Rock aus. Dann machte sie einen Knicks, drehte sich langsam im Kreis und
summte dabei eine Walzermelodie. Sie tanzte einmal durch den Raum, blieb
stehen und legte Maddie das Kleid behutsam und ehrerbietig auf den Schoß. Ihre
Schwester seufzte glücklich.
    »Es ist so schön. Es ist
einfach traumhaft schön. Findest du nicht auch, Mama?«
    »Wenn du es
doch nur an meinem Verlobungsball tragen könntest«, sagte Emma laut, obwohl sie
wußte, dieser Wunsch würde nicht in Erfüllung gehen. Es galt als höchst unfein,
sich nach der neuesten Mode zu kleiden. Im allgemeinen ließ man Kleider aus
Paris mindestens zwei Jahre lang eingepackt in einem Schrank liegen. Kleider
aus New York mußten ein Jahr warten.
    »Wirklich, Maddie. Es ist so
schade, daß wir nicht ein einziges Mal die Regeln brechen dürfen«, sagte sie. »Stuart
Alcott müßte nur einen Blick auf dich werfen, und er wäre verloren.«
    Maddie lachte, aber die scharfe
Stimme ihrer Mutter brachte sie dazu, sofort wieder zu verstummen.
    »Emmaline
Tremayne!«
    Bethel
runzelte die Stirn und sah sie mißbilligend an. »Ich dulde solche ... solche
ungehörigen Worte nicht in meinem Haus.«
    Emma biß sich auf die Lippen
und senkte betroffen den Kopf. »Es tut mir leid, Mama«, murmelte sie. Aber dann
blickte sie verstohlen zu Maddie, und die beiden lächelten sich verschwörerisch
an.
    »Außerdem möchte ich in aller
Deutlichkeit sagen«, fuhr Bethel fort, »auch wenn es mir schwerfällt ...
trotzdem

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