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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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natürlich.«
    »Transport! Erst wenn die
Gewehre in Irland ankommen, wird daraus Schmuggel.«
    »Wie auch immer, ich werde Sie
nicht verraten, wenn Sie mich nicht verraten.«
    »Was könnte ich verraten?«
    »Meine Nachtwanderungen ohne
Mantel und ohne die sittsame Begleitung einer Anstandsdame.«
    »Ach so ...«
    »Ein schreckliches Verbrechen.
Auf der Skala der Sünden rangiert das vermutlich sogar über Ihrer
Ruchlosigkeit.«
    Er lachte
wieder und war mit einem großen schnellen Schritt bei ihr. »Dann gibt es nur eine
Lösung«, sagte er mit einem Lachen in der Stimme. »Wenn wir zu Komplizen werden
wollen, dann müssen wir mit unserem Blut einen Eid darauf schwören.«
    Er zog die Hand aus der Tasche,
und sie sah, daß er ein Taschenmesser aufklappte.
    »Geben Sie mir Ihre Hand«, sagte er.
    Sie reichte ihm die Hand, als
sei er ein Gentleman, der sich verneigen würde. Sie zitterte nur ein wenig.
    Er drückte
die Schneide zuerst auf seine Handfläche und dann auf ihre. Sie zuckte
zusammen, aber das war mehr ein Reflex, denn der kleine Schnitt verursachte ihr
keine Schmerzen. Das Blut quoll sofort warm aus der Haut.
    Er drückte seine blutende
Handfläche gegen ihre. Sein Blut schien sich mit dem ihren zu vermischen.
    »So, und jetzt schwören wir«, sagte er.
    »Was ... was sollen wir schwören?«
    »Daß wir niemandem etwas sagen werden.«
    Wir werden nie wieder darüber sprechen ...
    Emma
fragte sich, ob sich seine Worte noch auf etwas anderes bezogen als auf das,
was in dieser Nacht geschehen war. Wenn es so war, konnte sie nicht einmal hoffen
zu verstehen, worauf. Und zum ersten Mal bedauerte sie ihre Unwissenheit nicht.
    Die Lippen formten die Worte, ehe Emma sie aussprach.
    »Ich schwöre es«, sagten sie
gleichzeitig, und ihre Stimme klang ebenso rauh und gequält wie seine.
    Sie konnte
sich nicht daran erinnern, sich von ihm verabschiedet zu haben. Plötzlich stand
sie vor dem großen Eisentor und blickte durch die Stäbe in die
undurchdringlichen Schatten.
    Der Mond
war aufgegangen und leuchtete hell am Himmel. Alles in ihr schien zu glühen und
zu brennen, als habe sie einen Blitz verschluckt.

Dreizehntes Kapitel
    Die Leute von Bristol erzählten gern Geschichten über sich
und ihre Eigenarten, etwa die Geschichte von einem jungen Mann, der seine
Heimat verließ, um auf den kalifornischen Goldfeldern sein Glück zu machen. Er
stand einfach während der Sonntagspredigt in St. Michael, der episkopalischen
Kirche, auf und ging davon. Als er reich geworden war, kehrte er an einem
Sonntag nach Bristol zurück, ging in die St. Michaels-Kirche und setzte sich
genau in dem Augenblick in die Bank, als der Pfarrer in der Predigt den Satz
erreichte, bei dem er vor vielen Jahren aufgestanden und gegangen war.
    Und die
Dinge, dachte Emma mit einem tiefen Seufzer, hatten sich seit dieser Zeit nicht
geändert. Gewiß, der Pfarrer war natürlich nicht mehr derselbe. Reverend
Shrewsbury war vor einiger Zeit an einem Herzanfall gestorben. Reverend Peele
war nun der Hirte der Herde. Er galt als Zugereister, weil er erst seit
fünfzehn Jahren in Bristol lebte und predigte.
    Der Pfarrer
hatte nicht nur den Fehler, an einem anderen Ort geboren zu sein, auch sein
Backenbart erregte Anstoß, da der Bart das Gesicht wie eine ungepflegte Hecke
umgab. Er hatte dicke, schlaffe Hängebacken, die beim Predigen in Schwingung
gerieten und seine Worte untermalten.
    An diesem Sonntag sprach er im
wesentlichen davon, daß Gott ein Episkopale sei.
    Emma hörte
nicht genau zu, denn sie hatte die Predigt schon oft gehört. Ihr war gerade
aufgefallen, daß ihr Sonntagskleid aus weinrotem Samt sich absolut nicht mit
den scharlachroten Sitzkissen vertrug. Es sah ihr überhaupt nicht ähnlich, daß
sie am Morgen beim Ankleiden nicht daran gedacht hatte, wohin sie gehen würde.
    Je länger
sie jedoch darüber nachdachte, desto zufriedener machte sie dieser faux pas. Sie begegnete Sonntag für Sonntag, Monat für Monat, Jahr für Jahr denselben
Leuten. Sie verbrachte sogar die meisten Stunden des Tages damit, immer wieder
dieselben Dinge in der immer gleichen Gesellschaft zu tun. Wenn sie nicht
wenigstens einmal etwas tat, das eine Spur außergewöhnlich und unerwartet war,
dann würde ihr Leben so langweilig und gradlinig verlaufen, daß nichts von ihm
übrigblieb.
    Sie
betrachtete ihre rechte Hand. Die mit Perlmuttknöpfen geschlossenen
Seidenhandschuhe saßen glatt und eng. Der rechte Handschuh verbarg den Schnitt
auf der Handfläche, den

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