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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Zak
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Aufzeichnen von Kathederblüten der Prüflinge und der Vortragenden Pauker. Eine willkommene Beute sind Aussprüche wie: «Ein Vulkan ist eine Art Hut, der Asche speit», «Bier wird aus Bierrübe gebraut», «Myron schuf die Statue des Diskuswerfers fünf Minuten vor dem Wurf», «Ich wollte Tierarzt werden - von Jugend an wuchs ich unter Rindvieh auf» und ähnliche, von denen ja viele berühmt geworden sind.
    Ein dankbares Feld eröffnen dieser Tätigkeit Darlegungen der Lehrer, die auf entsprechend würdevolle und altmodische Weise Geschichte vortragen, zum Beispiel: «Der blutrünstige Dionysios saß auf dem Thron, angetan in Scharlach und Gold, und die Kreaturen schmeichelten ihm.»
    Zu dieser Art Vergnügen gehört auch das Bebildern von Lehrbüchern. Die starren Bildnisse geschichtlicher Größen, die Büsten und Standbilder der Imperatoren werden mit einemmal lebendig, wenn der junge Künstler sie mit Schnurrbart oder wallendem Vollbart, mit Backenbart, Brillen, Zigaretten oder Pfeifen schmückt, wovon nicht einmal die majestätische Würde der volkstümlichen Maria Theresia verschont bleibt. Die angriffslustigen Künstler bemalen den Buchrand mit durchweg persönlich aufgefaßten Szenen, etwa: «Die Restauration der Stuarts» (in moderner Wiedergabe pflegt es ein Gartenrestaurant zu sein), «Pompeius aufs Haupt geschlagen» (wörtlich aufgefaßt) und andere hübsche Dinge. Die trockenen Worte des Geschichtslehrbuches nehmen dadurch Leben an und werden oft auf frische, überraschende Weise gedeutet.

Der Zauber der empirischen Wissenschaften

    Besonderer Beliebtheit erfreuen sich bei den Schülern die Physik- und Chemiestunden, soweit nicht geprüft wird. Willkommene Anregung und angenehmen Zeitvertreib bieten die effektvollen Versuche. Es wäre jedoch ein Fehler zu glauben, die Schuljugend sei so naiv, um in frommer Verzückung ein Stückchen Schwefel anzustaunen, das mit blauer Flamme unter der Sauerstoffglocke verbrennt. Die Hauptquelle des Vergnügens ist das Verhalten des Herrn Professors.
    Geheimnisvoll wie ein Alchimist, stellt der Chemiker oder Physiker mit Hilfe seiner Famulusse seltsame Apparate auf den Tisch und fordert die Klasse zu gespannter Aufmerksamkeit auf. Sodann jagt er die opferfreudigen Streber auf ihre Plätze, klopft mit dem Stab auf den Tisch und beginnt zu zaubern.
    Zunächst erklärt er in einer längeren Vorrede, daß die Apparate veraltet und beschädigt seien und die Luft im Raum Feuchtigkeit enthalte, so daß der Versuch wahrscheinlich mißlingen werde. Sodann, nehmen wir an, stellt er unter Beweis, daß Wasserstoff brenne.
    Er erzeugt auf elektrolytischem Wege das genannte Gas und versucht, Seifenblasen damit zu füllen. Die Seifenblasen schweben über dem Tisch, und der Schwarzkünstler verfolgt sie, von der sportliebenden Jugend angesteckt, mit dem brennenden Streichholz in der Hand. Mitunter geschieht es durch eine seltsame Fügung des Schicksals, daß die eine oder andere Seifenkugel aufflammt. Die ganze Klasse heuchelt Staunen durch ein lautes, kindlich naives «Aaaaaaah!» Da vollführt der magische Chemiker, trunken von dem Erfolg seiner Vorstellung, einen Tanz, klatscht fröhlich in die Hände und strahlt vor selbstgefälligem Stolz. Bereitwillig wiederholt er den Versuch bis ins Unendliche, wobei die vergnügte Klasse durch verschiedene Äußerungen ihrer Begeisterung die Eitelkeit des kindlichen Wissenschaftlers nährt.
    Erwähnenswert ist auch das Experiment mit den Geißlerschen Röhren. Der Zauberer läßt den Hörsaal verdunkeln, dreht das Licht aus und klopft an die Röhren, die im Neonlicht erstrahlen. Aus der Dunkelheit ertönen kindliche Schreie, die Vortäuschen sollen, daß die Schüler Angst haben. Wenn wieder Licht wird, bietet der Hörsaal ein wahrhaft surrealistisches Bild. Es läßt sich schwer erklären, wie der Papierkorb an die Deckenlampe kommt, woher der alte, vertretene Stiefel auf dem Tisch mitten unter den Reagenzgläsern stammt, welche magischen Kräfte in so kurzer Zeit aus den schweren Bänken eine großartige Pyramide aufzutürmen vermochten, welcher Geist der Finsternis aus dem Kabinett des Herrn Professors die Melone klaute und sie einem ehrenwerten Streber aufstülpte, und ähnliche rätselhafte Dinge mehr.

    Diese bemerkenswerten okkulistisehen Probleme werden für gewöhnlich vor dem Strafausschuß der Pauker in höchst martialischer Weise gelöst, wofür dann die ganze Klasse zu büßen hat.
    Hiermit sind wir bei einem wichtigen

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