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People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alec Cedric Xander
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blickte.
    „Komisch“, flüsterte ich. „Wieso nur?“, fragte ich dann.
    „Wieso?“, stutzte sie.
    „Ich bin noch so jung. Wieso spielt mein Herz verrückt?“
    „In der Medizin ist alles möglich“, lächelte sie und blickte erneut auf den Monitor. „Puls liegt konstant bei unter achtzig. Alles in Ordnung.“ Sie verschwand wieder.
    Dieser blöde Satz „In der Medizin ist alles möglich“ verfolgte mich noch Stunden später.
    Als mein Dad sich nach einer Weile kurz zu mir gesellte, brach ich ungewollt in Tränen aus.
    Nach einer halben Ewigkeit brachte man mich in ein Zimmer. Bianca, die sich extra für mich auf den Weg gemacht hatte, blieb wie mein Vater allerdings nicht lang. Nun lag ich da. Ängstlich und mit dem ständigen Gefühl, gleich sterben zu müssen. Ein Arzt gab mir später eine Schlaftablette, doch sie wirkte nicht. Erst in der Nacht fand ich Ruhe.
    Frühmorgens nahm man mir Blut ab und schickte mich zum Echo. Am Nachmittag erzählte mir eine Ärztin, dass alles okay sei und ich einfach nur hyperventiliere. Sie entließen mich am gleichen Tag und gaben mir noch einen Tipp, wie ich in solch einer Situation reagieren solle.
    „Atmen Sie einfach langsam in diese Tüte“, erklärte eine Schwester und streckte mir so eine blöde Plastiktüte entgegen. „Langsam und gleichmäßig.“
    Ich wollte nur noch weg. Als Bianca mich abholte, ging es mir nicht wirklich besser, und auch die Diagnose über mein angeblich gesundes Herz, beruhigte mich nicht, denn die Symptome kamen und gingen, wann und wie sie wollten.
    Die nächsten Tage, Wochen und Monate wurden zur Qual. Termine bei Internisten, Kardiologen und anderen Ärzten zogen sich wie Kaugummi hin. Einkäufe wurden unerträglich, dennoch stellte ich mich dieser Herausforderung, wieder und wieder. So riet es mir mein Psychiater. Doch gebracht hatte es nichts. Kardiologen versicherten mir, dass mein Herz gesund sei, bis dann die Nuklearmedizinerin kam und meinte, dass ich eine Schilddrüsenunterfunktion hätte. Sie gab mir ein Rezept, und ich begann sofort mit der Einnahme des Medikaments, das sich L-Thyroxin nannte. Da es mir einige Wochen später immer noch nicht besser ging, wechselte ich erneut den Hausarzt. Doch auch fünf weitere Ärzte konnten mir nicht helfen. Als ich dann zum ersten Doktor zurückging, sagte mir dieser, dass ich eine Schilddrüsenüberfunktion hätte, dabei hatte ich die Tabletten schon vor Wochen abgesetzt. Erneut durfte ich zu einem Spezialisten, doch der bekräftigte mir, dass alles in Ordnung sei. Ein weiterer Krankenhausaufenthalt in einer anderen Stadt folgte, doch die entließen mich schon am gleichen Tag wieder.
    Es ist ein echt seltsames Gefühl, wenn man plötzlich allein an einem Ort ist und diese Ängste in sich hat. Man fühlt sich einfach verloren … als könnte jeder Moment der letzte sein. Gerade noch konnte man allein zwischen fünfzehntausend Menschen bei einem Konzert stehen und urplötzlich erträgt man nicht mal mehr auch nur eine Person um sich.
    Erneut begab ich mich zu einem Internisten und hatte allmählich keine Lust mehr auf diese ganze Scheiße. Mein Psychiater verschrieb mir erneut Benzodiazepine, die ich beim ersten Mal ja nicht abgeholt hatte. Doch als ich die Nebenwirkungen las, schmiss ich sie in die Ecke, bis mein Dad eines trüben Tages mit mir einen Großeinkauf machen wollte. Ich konnte einfach nicht mehr und begann mit der Einnahme der Tabletten.
    „Eine halbe“, sagte ich bedächtig. „Es ist nur ein halbes Milligramm.“ Ich zögerte weiterhin, bis mein Dad mich rief. Schnell warf ich mir die Tablette ein und begab mich dann zu ihm. Komischerweise bekam ich bei dem Großeinkauf nicht ein einziges Mal einen von diesen seltsamen Anfällen. Irgendwie fühlte ich mich wieder einigermaßen zurechnungsfähig.
    An den darauffolgenden Tagen versuchte ich es trotzdem ohne Tabletten. Da es aber nicht klappte und mich diese Gefühle und Attacken jedes Mal überraschten, obwohl ich diese ja eigentlich schon hätte gewöhnt sein müssen, begann ich mit der täglichen Einnahme der Benzodiazepine. Immer eine halbe Tablette, und mein Leben ging einigermaßen weiter. Ich traute mich wieder woanders hin, fuhr mit dem Bus, der Bahn, dem Taxi und tat Dinge, die ich in den letzten Monaten alle versucht hatte zu vermeiden. Nach einigen Monaten fand ich sogar eine neue Wohnung und zog glücklich dort ein. Kurz darauf bekam ich noch das Jobangebot und alles wurde wieder ein wenig normaler. Doch eine

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