People Always Leave
sich Nathan reichlich Zeit – zu viel. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann er sich zu sorgen. „Nathan?“ Dean erhob sich und ging in kleinen Schritten auf die Trennwand zu. Vorsichtig blickte er um die Ecke und erschrak, als er Nathan zusammengekauert auf dem Boden sitzen und schluchzen sah. „Was hast du?“
„Ich will das alles nicht mehr!“, wimmerte Nathan, während das Wasser weiterhin auf ihn niederprasselte. „Ich habe einfach keine Lust mehr.“
Dean war zutiefst gerührt. Um nicht selbst in Tränen auszubrechen, musste er sich ernsthaft zusammenreißen. „Ach – Nathan“, flüsterte er und nahm den Zitternden in seine Arme. Dass er von Kopf bis Fuß nass wurde, interessierte ihn nicht. Hastig krallte sich Nathan an ihm fest.
„Alles wird gut“, versicherte Dean mit beruhigender Stimme.
8. KAPITEL
V erunsichert lief Nathan mit Dean an seiner Seite zurück in Richtung seines Zimmers. Andauernd zupfte er an seinem weißen Bademantel herum, als ihnen plötzlich Doktor Schlaus entgegenkam.
„Herr Harris!“, rief er sofort.
Fragend sah Dean zu ihm auf. „Ja?“
Schlaus ging auf ihn zu und musterte Nathan, der auf den Boden schaute. Warum Nathan nur einen Bademantel trug und verheult war, verstand er nicht – aber er wollte es wissen. Außerdem war Dean klatschnass. „Können Sie mir sagen, wo Sie waren?“
„Ich habe Nath …“, er stoppte und sah in das zornige Gesicht des Chefarztes. „Ich habe Herrn Schuster in die Gemeinschaftsdusche gebracht und gewartet. So wie es vorgeschrieben ist.“
Nachdenklich blickte Schlaus auf Nathan, der ihn keines Blickes würdigte. „Gut. Dann bringen Sie ihn jetzt in sein Zimmer und kommen Sie danach in mein Büro. Ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu disputieren!“ Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und ging davon.
Entgeistert rollte Dean mit den Augen. Darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Außerdem, wenn Schlaus in siezte, bedeutete dies meist nichts Gutes. Er sah seinem Chef, den er einfach nicht verstehen konnte, kurz nach. „Komm“, sagte er zu Nathan und brachte ihn zurück ins Zimmer.
„Ach!“, staunte Jennifer, als die Tür aufging und die beiden hereinkamen. „Wen haben wir denn da?“ Schweigend sah Dean sie an. „Wo waren wir denn? Zusammen unter der Dusche?“, neckte sie weiter.
Auf die spöttischen Bemerkungen ging Dean nicht ein, stattdessen half er Nathan ins Bett.
„Geht schon“, murmelte Nathan.
„Hier.“ Dean überreichte ihm die Schlafhose.
„Danke, den Rest schaffe ich schon allein.“
„Ich guck schon nicht hin“, versicherte Dean und drehte sich zu Jennifer um, die die beiden grimmig unter die Lupe nahm.
„Ein schöner Tag, nicht?“, fragte er sie, als er sich vor Nathan stellte, damit Jennifer nichts sehen konnte.
„Ein sehr schöner Tag, Herr Harris“, lächelte sie. „Und wie geht es Ihnen heute?“
„Danke, gut“, gab er mit einer trügerisch freundlichen Miene zurück.
„Das freut mich sehr, Herr Harris. Aber was ich noch sagen wollte …“
Gespannt sah er sie an. „Ja?“
„Man sieht Sie immer weniger bei uns Patienten. Wie kommt das?“, wollte sie mit einer eindeutigen Geste zu Nathan wissen.
„Ich … ähm …“, stotterte er.
„Fertig“, unterbrach Nathan.
Dean war erleichtert, denn jetzt musste er nicht mehr nach einer passenden Antwort suchen. „Super!“, freute er sich und drehte sich rasch um. „Ich werde nachher noch einmal nach dir sehen. Wahrscheinlich wirst du dann schon schlafen. Nur zur Sicherheit“, erklärte er.
„Klar, kein Thema“, nuschelte Nathan und legte sich hin.
„Gut – dann werde ich jetzt mal.“ Er warf einen kurzen Blick zu Jennifer. „Und du lässt ihn bitte in Ruhe. Die braucht er jetzt.“
„Ich bitte Sie, Herr Harris. Was denken Sie von mir? Natürlich lasse ich den armen Nathan in Ruhe. Sich dauernd selbst das Leben nehmen zu wollen, kann ja nur anstrengend sein“, frotzelte sie.
„Hey!“, fauchte Dean mit erhobenem Zeigefinger. „Darüber macht man keine Scherze!“
„Schon klar. War ja auch nicht so gemeint“, schmunzelte sie.
Halt dich zurück, Dean!, dachte er und verließ hastig das Zimmer.
Jennifer äugte kurz zu Nathan und zuckte abwertend mit ihren Augenbraunen.
***
„Harris!“, bekrittelte Schlaus. Genervt rollte Dean mit seinen Augen. „Sie verachten alle Regeln, alle Anweisungen, die man Ihnen gegeben hat!“
„Aber ich …“
„Wenn ich sage, dass ich Herrn Schuster
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