People Always Leave
Tages, und da bin ich mir sicher, da gibt es so etwas wie Schwule sind pervers oder Nacktheit ist eine Sünde nicht mehr.“
„Wieso bist du dir da so sicher?“
„Der Glaube hat schon vieles zerstört, Nathan. Doch die Starken, und das wären in diesem Fall die Normalen unter uns, werden siegen. Du solltest aufhören auf andere zu hören und nur das tun, was du möchtest.“
„Das habe ich ja versucht! Immer und immer wieder, doch … es hat nie funktioniert. Und die gesundheitliche Sache machte es auch nicht wirklich leichter.“
„Es ist nicht deine Schuld, dass ein Teil der Bevölkerung so tickt. Neid macht nicht nur hässlich, Nathan, es macht Menschen zu boshaften Wesen. Neid wird zu Hass und Hass wird gerne mit Taten abgebaut. Sie beleidigen andere, machen sie nieder, wo sie nur können und einige von uns töten sogar. Sei es aus Neid, Hass oder aus Gier.“
„Ich weiß“, stimmte Nathan ihm zu und lehnte sich mit dem Kopf gegen Deans Oberarm.
„Die Tabletten nahmen dir einfach nur die Angst, so zu sein, wie du wirklich bist. Sei doch mal ehrlich“, meinte Dean und zögerte kurz. „Wenn der Einfluss der anderen nicht wäre, würdest du dich dann so in der Öffentlichkeit benehmen, wie du es tust?“
„Woher willst du wissen, wie ich mich in der Öffentlichkeit benehme?“, stutzte Nathan.
„Nun ja“, sinnierte Dean. „Du darfst nicht vergessen, dass ich nicht nur Internist, sondern auch Psychotherapeut bin.“
„Oh, ich vergaß.“
„Aber keine Angst“, witzelte Dean, „für dich ist es umsonst.“
Nathan brummte.
„Nein, aber jetzt mal ernsthaft. Wären die Menschen nicht so prüde erzogen worden oder ständig vom Glauben der Bücher überzeugt, dann müsstest du dich in der Öffentlichkeit nicht schämen. Du könntest ohne Probleme durch die Stadt laufen und deinen Mann an der Hand nehmen, ohne dass auch nur irgendjemand etwas dazu sagen würde. Sie würden es nicht einmal bemerken, da es das Normalste der Welt wäre. Ist es zwar, aber viele wollen es einfach nicht verstehen, weil sie nichts anderes kennen, außer der Welt, in der sie aufgewachsen sind. Stell dir mal vor, dass es genau andersherum wäre. Dann würden die Homos die Heten auslachen oder beschimpfen oder gar verprügeln.“
„Kann ich mir nur schwer vorstellen.“
„Weil es genauso falsch wäre. Nur aus diesem Grund kann man es sich nicht vorstellen. Ich nehme an, auch wenn du jetzt keine langen braunen Haare mehr hast, wurdest du oft mit Worten betitelt, die dich innerlich sehr verletzt haben, richtig?“
Nathan nickte.
„Und ich nehme an, dass du auch auf offener Straße von Beschränkten beleidigt oder angepöbelt wurdest, stimmt´s?“
„Trifft wohl auf jeden Homo zu.“
„Nicht auf jeden, denn die meisten trauen sich oft erst, sich mit fünfzig oder noch älter zu outen.“ Dean kicherte.
„Was ist?“
„Ich hasse dieses Wort.“
„Welches?“
„Outen. Das klingt so dermaßen scheiße … ich oute mich … noch bekloppter geht es doch wirklich nicht mehr, oder? Ich meine, ein Heterosexueller muss sich auch nicht outen. Ich oute mich“, spaßte Dean und grinste frech. „Ich habe kein Problem mit der Nacktheit und würde am liebsten den ganzen Tag über leicht oder gar nicht erst bekleidet herumlaufen.“
„Oh, ein ganz schlimmer Finger“, witzelte Nathan.
„Ach, komm schon“, brummte Dean etwas beleidigt. „So schlimm ist mein Finger auch wieder nicht.“
„Eher angenehm“, gestand Nathan leise.
Erfreut zuckte Dean mit der linken Augenbraue. „Also bereust du die Nacht nicht?“
„Nein, es ist nicht der Sex, den ich bereue … verstehe das bitte nicht falsch, aber …“
„Du liebst einen anderen“, erkannte Dean.
„Ich mag dich wirklich, und ich bin auch gern mit dir zusammen, aber …“
„Ich verstehe das schon“, unterbrach Dean ihn mit einem gespielten Lächeln.
„Wirklich?“
„Wir mögen uns und hatten Sex miteinander. Ist ja nichts Verwerfliches dran, oder?“
„Darf ich trotzdem bei dir bleiben?“
„Klar“, versicherte Dean, auch wenn er innerlich den Tränen nahe war. Schon lange hatte er keine solch starken Gefühle mehr für einen Menschen verspürt, und ausgerechnet dieser Mensch suchte nur seine Nähe, um nicht allein zu sein. Von grenzenloser Liebe keine Spur.
„Woran denkst du gerade“, fragte er schließlich, als er auf Nathan blickte.
„Irgendwie an … gar nichts“, stellte Nathan schockiert fest.
„An nichts?“
„Mein Kopf
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