Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
den Kurs, den das Team in der vorherigen Saison eingeschlagen hatte, teilweise wieder aufgab. Letztlich bestärkte ihn der Saisonverlauf in der Überzeugung, dass alles über Messi laufen musste.
Es war eine schwierige Zeit für Guardiola. Einen Spieler, der für eine gewaltige Summe verpflichtet worden war, nach einem Jahr wieder zu verkaufen, konnte und sollte als Fehler angesehen werden. Aber es war eine unumgängliche Entscheidung.
Peps zweite Saison als Cheftrainer ging dem Ende zu, und für Ibrahimović und Guardiola kam der Zeitpunkt für eine offene und ehrliche Unterhaltung. Sie fand schließlich vor dem letzten Spieltag der Primera División statt. Pep bestellte Ibrahimović in sein Büro. Die Atmosphäre war sehr angespannt. Seit dem Wutausbruch des Schweden in Villarreal hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Guardiola war nervös, er schaukelte mit seinem Bürostuhl.
»Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll. Es liegt an dir und Mino [Mino Raiola, Ibrahimovićs Berater; G. B.], was als Nächstes geschieht. Ich meine, du bist Ibrahimović, du bist kein Typ, der nur bei jedem dritten Spiel aufläuft, oder?«
Der Schwede sagte nichts, er rührte sich nicht einmal. Aber er verstand die Botschaft ganz genau: Man bat ihn zu gehen. Pep fuhr nervös fort: »Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll. Was hast du zu sagen? Was ist deine Meinung?«
»Ist das alles? Ich danke dir.«
Ibrahimović verließ das Büro ohne ein weiteres Wort.
Es war der letzte Kontakt zwischen Spieler und Trainer in dieser Saison.
Nach dem Sommerurlaub kam es zu einem weiteren Gespräch. Ibrahimović wollte überraschenderweise eine neue Chance, nachdem er sich in der Fußballpause etwas beruhigt hatte. Ihm war dabei nur entgangen, dass alle Brücken abgebrochen worden waren und der Klub bereits David Villa verpflichtet hatte, einen neuen Stürmer, der ihn ersetzen sollte. Er war überzeugt gewesen, Teil eines der am meisten bewunderten Fußballklubs der Welt zu sein. Einen zweiten Versuch wäre das dann doch wert.
Am ersten Tag der Saisonvorbereitung hatte Ibrahimović noch nicht seine Fußballschuhe geschnürt, als Pep ihn in sein Büro kommen ließ. Auch diesmal war es eine unangenehme Gesprächssituation. Nach Ibrahimovićs Schilderung verlief das Gespräch folgendermaßen:
Pep: »Wie geht es dir?«
Ibrahimović: »Sehr gut. Ich bin in banger Erwartung.«
Pep: »Du musst dich darauf einstellen, auf der Bank zu sitzen.«
Ibrahimović: »Ich weiß. Ich verstehe.«
Pep: »Wie du weißt, haben wir Villa verpflichtet.«
Ibrahimović: »Gut, ich werde noch härter arbeiten. Ich werde wie ein Irrer für einen Stammplatz arbeiten. Ich werde dich davon überzeugen, dass ich gut genug bin.«
Pep: »Ich weiß, aber wie sollen wir weitermachen?«
Ibrahimović: »Wie ich gesagt habe, mit harter Arbeit. Ich werde auf jeder Position spielen, die du mir zuweist. Ganz vorne oder hinter Messi. Wo auch immer. Du entscheidest das.«
Pep: »Aber wie sollen wir weitermachen?«
Ibrahimović: »Ich werde für Messi spielen.«
Pep: »Aber wie sollen wir weitermachen?«
Der Stürmer glaubte nicht, dass es darum ging, ob er nun ein guter Spieler war oder nicht: »Es war etwas Persönliches. Anstatt mir zu sagen, er komme mit meinem Charakter nicht zurecht, versuchte er es in diesem vagen Satz zu verbergen. Und so beschloss ich: Ich werde nie wieder nach Guardiolas Anweisungen spielen.«
Ibrahimović verstand überhaupt nichts von dem, was ihm in Barcelona widerfuhr. Pep machte einen Fehler, als er ihn verpflichtete, weil er seine starke Persönlichkeit und sein ausgeprägtes Selbstwertgefühl unterschätzte. Wenn sich Ibrahimović über einen Mitmenschen ärgert, reagiert er unweigerlich und intensiv. Wenn jemand Pep ärgert, verschwindet die emotionale Verbindung, und er behandelt den betreffenden Spieler wie jeden anderen Profi auch. Das ist alles. Diese Beziehung konnte sich niemals richtig entwickeln.
Als Pep fragte: »Wie sollen wir weitermachen?«, öffnete er Ibrahimović die Tür, aber der Spieler hätte eine direktere Vorgehensweise bevorzugt.
Als sein Transfer in letzter Minute zum AC Mailand noch in der Schwebe war, nahm Ibrahimović einen Bar Ç a-Vizepräsidenten beiseite und warnte: »Wenn ihr mich nicht gehen lasst, warte ich auf ein Zusammentreffen mit dem Trainer in Gegenwart der Presse, und dann verpasse ich ihm eine … das mache ich, ganz bestimmt!« Sandro Rosell wurde in jenem Sommer
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