Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Werbeauftritte hinzulegen, er will das Spiel gewinnen, den Titel, die persönliche Herausforderung bestehen. Er sucht den Wettbewerb mit dem Rivalen, mit Cristiano Ronaldo, Real Madrid, Mourinho. An guten oder an schlechten Tagen, ob sie ihn nun foulen oder nicht, tritt er gegen sich selbst an und will zeigen, dass er der Beste ist. Der ganze Rest interessiert ihn nicht. Unsere Verpflichtung besteht darin, dem Jungen den Ball unter den bestmöglichen Bedingungen zu geben. Dann muss man sich nur noch hinsetzen und zusehen, was dabei herauskommt.«
Dem Argentinier, der uns niemals in das Geheimnis seines Erfolgs wird einweihen können, muss man nichts ein zweites Mal erklären, wenn man mit ihm über Fußball spricht. Er braucht auch keine auf dem Umweg über die Presse mitgeteilten Botschaften, diesen Trick gab Pep ganz schnell auf. Er verstand, was Guardiola von ihm wollte, und setzte es in seiner Spielweise um. Er wechselt die Flügel, wenn das Barcelona zu Überlegenheit verhilft, er hält sich zurück oder verschwindet fast aus dem Spiel, nur um dann überraschend wieder aufzutauchen. Pep sagte dem argentinischen Trainer Alejandro Sabella: »Man muss ihm nicht viel sagen, sondern ihn nur schützen und dem zuhören, was er selbst sagt. Und man holt ihn nicht vom Platz, nicht einmal für eine Ovation.« Im Unterschied zu anderen ausländischen Spielern, die als fertig ausgebildete Stars verpflichtet werden, wuchs Messi in La Masía auf und war vollständig in das Klubleben integriert. »Er kann sich an der ›Musiktheorie‹ beteiligen, kann Xavi und Iniesta begleiten – und den Spielzug dann mit einem außergewöhnlichen Solo abschließen«, beschreibt ihn Ramón Besa. »Er tut meist das, was der Spielzug von ihm verlangt.« Seine eleganten Tricks zeigt er nur, um damit ein Problem zu lösen.
Und wenn es kompliziert wurde, zeigte er sich der Herausforderung immer gewachsen. Man muss einfach nur schlau sein in dem, was man von ihm verlangt. Pep sagte den Spielern deshalb manchmal unmittelbar vor einer Partie: »Ihr solltet wissen, dass Leo ein ganz frühes Pressing spielen und jedes Mal, wenn wir uns für das Pressing entscheiden, mitmachen wird.« Das ist jetzt deine indirekte taktische Order, Leo. Brendan Rodgers, der ehemalige Trainer von Swansea City und jetzige Trainer des FC Liverpool, sagt: »Leo Messi hat es Fußballern, die sich für gute Spieler halten, sehr schwer gemacht. Wenn jemand wie er Pressing ohne Ball spielt, dann bin ich sicher, dass mein Freund Nathan Dyer das auch kann. Das ist leicht zu vermitteln.«
Messi genießt eine gewisse Freiheit als Stürmer, ist sich aber seiner Verantwortung für die Defensive sehr bewusst. Vergisst er das, erinnern ihn die Mittelfeldspieler daran, denn der große Erfolg des Teamworks beruht auf gemeinsam getragener Verantwortung. Der Argentinier weiß, dass er eine oder zwei defensive Aktionen auslassen kann, aber nicht drei nacheinander. Xavi und Iniesta, die ihn normalerweise absichern, mussten ihn bei einem Spiel gegen Arsenal zur Ordnung rufen, weil er regelrecht abtauchte und nichts für die Defensive tat, und das Ganze war überschattet vom Auftritt Ibrahimovićs, der zwei Tore geschossen hatte und auf der Mittelstürmerposition spielte.
Guardiola praktizierte vom ersten Tag an eine ganzheitliche Vorgehensweise und kontrollierte die Vorbereitung der Mannschaft auf allen Ebenen: physisch, medizinisch und in Ernährungsfragen. Als er entdeckte, dass argentinisches Rindfleisch – wohl das weltweit beste – die Grundlage von Messis Ernährung bildete und der Spieler noch nie Fisch gegessen hatte, drängte er darauf, dass ein individuell auf ihn zugeschnittener Speiseplan entwickelt wurde. Cola, Popcorn, Pizza und Conguitos (Schokoladenerdnüsse), Messis Leibspeise, wurden gestrichen.
Das Bemühen, Messi zu verstehen und zu versorgen, ergibt sich nicht nur aus seinem Talent, sondern in erster Linie aus seinem Verhalten, seinem Engagement. Er schont sich im Training nicht, seine Teamkollegen sehen das. Er hat noch nie gesagt: »Ich bin Messi, du musst das für mich tun.« Er hat verstanden, dass die Buchstaben des Wortes »ich« im Wort »Team« nicht vorkommen. Aus diesem Grund erlaubte Guardiola Messi gelegentlich, seinen Urlaub früher anzutreten als der Rest der Mannschaft oder später zurückzukehren. Die dahinterstehende Logik war einleuchtend: Von Messi wurde oft mehr verlangt als von allen anderen, und oft hatte er auch mehr Spielzeit. Und er schoss
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