Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
Vom Netzwerk:
befand, war dies die erste Trophäe, die nicht an Barcelona gehen würde. Messi spielte an diesem Tag spektakulär und hätte einen Hattrick erzielen können, wenn Palop, der Torwart des FC Sevilla, nicht so sensationell gehalten hätte. Nach dem Schlusspfiff konnte der Argentinier nicht mehr an sich halten. Er saß mutterseelenallein auf dem Boden und heulte wie ein kleines Kind – so wie er das während der ersten Monate im Klub bei sich zu Hause getan hatte, wenn er sich einsam und klein fühlte und Wachstumsschmerzen und die Nebenwirkungen der Wachstumshormone spürte, die man ihm damals verabreichte.
    Guardiola begriff schon bald, dass dem Argentinier nichts im Leben so viel Freude bereitete wie das Fußballspielen (abgesehen von seiner täglichen Siesta, die er wohl fast ebenso sehr genießt) – warum sollte man ihm das durch eine Pause vom Fußball wegnehmen? Er musste Messi nicht zum Essen einladen. Ihre Beziehung beruhte auf dem Geschehen auf dem Spielfeld, auf den Spielen und Trainingseinheiten. Sie kommunizierten über Gesten und Schweigen, Umarmungen und kurze Gespräche. Manchmal reichte ein »Alles in Ordnung?«, und ein nach oben zeigender Daumen und ein Lächeln genügten als Antwort.
    Aber auch der beste Fußballer der Welt erlebte gelegentliche Augenblicke der Frustration, wie Pep nur zu gut weiß. Oft zeigt sich Leo auf dem Platz in Hochform, aber es gibt auch andere Spiele, in denen er Mühe hat, zu Torerfolgen zu kommen. Ein intensiver Blickkontakt nach dem Spiel war das Erste, was Pep tat, wenn ihm auffiel, dass Leo nicht hundertprozentig in Form war. Wenn der Spieler den Kopf hängen ließ, konzentrierte sich der Trainer darauf, ihn wieder aufzumuntern.
    Bei frustrierenden Spielen erlebt man einen launischen Messi, der zu Boden starrt, ohne ein Lächeln zu zeigen, und den Beleidigten gibt. Unter dem engelsgleichen, unschuldig wirkenden Äußeren lauert ein Raubtier, hinter seinem Ehrgeiz und den Rekordleistungen verbirgt sich auch ein Kind. Und Kinder können ihre Gefühle oft nicht verbergen.
    Messi ging einmal mit einem Teelöffel im Mund auf den Trainingsplatz, und dieser Löffel blieb auch den größten Teil der Trainingszeit dort. Vor dem Training nimmt er meist einen Kaffee oder einen Yerba Maté (ein argentinisches Kräutergetränk) zu sich und hat sich angewöhnt, am Löffel zu lutschen, bis er den Platz erreicht. Dann wirft er ihn weg, bevor er mit den Übungen beginnt. An jenem Tag kaute er daran, während sie sich mit einem »Schweinchen in der Mitte«-Spiel aufwärmten. Dieses Verhalten im Training hatte wohl seinen Grund darin, dass er beim Spiel am Vorabend ausgewechselt worden war. Bei anderen Gelegenheiten, bei denen er pausieren musste oder ausgewechselt wurde, sprach er tagelang nicht mit seinem Trainer.
    Als Ibrahimović in seinen ersten Monaten im Klub den Großteil des Beifalls einheimste, sagte Messi bei einem Gespräch mit Pep, er wolle entweder als Nummer neun oder überhaupt nicht spielen. »Und was soll ich dann mit Ibrahimović machen?«, fragte Pep. Messi blieb unnachgiebig: »Ich spiele hier, oder ich spiele überhaupt nicht. Schick die anderen auf die Flügel.«
    Kurz vor Saisonende 2010/11, beim letzten Heimspiel am 37. Spieltag, spielte Barcelona im Camp Nou gegen Deportivo La Coruña nur 0:0 unentschieden, aber da der Titel bereits gesichert war, begannen die Feierlichkeiten gleich nach dem Schlusspfiff. Messi war als Einwechselspieler nominiert worden, hatte aber keine Minute gespielt, weil das Finale der Champions League unmittelbar bevorstand. Er wollte sich von den Meisterfeierlichkeiten distanzieren, zu deren Voraussetzungen er mehr beigetragen hatte als nahezu alle anderen. Er hatte gehört, dass zwei Tore von Ronaldo bei Real Madrids Begegnung mit Villarreal ihn im Rennen um die Pichichi-Torjägerkrone praktisch aussichtslos zurückgeworfen hatten, und wollte nach Hause gehen. Juanjo Brau, der Physiotherapeut des Teams, musste ihn zurückholen, aber da war das offizielle Meisterfoto schon gemacht worden. Nach seiner Rückkehr gab es dann ein zweites Foto.
    Messi lieferte sein schlechtestes Spiel, bei dem er gegen Real Sociedad San Sebastián eine halbe Stunde vor Spielende eingewechselt wurde, in Peps letzter Saison ab. Am folgenden Tag erschien er nicht zum Training, und bis zum nächsten Spiel konnte er den Zorn über diese Zurücksetzung nicht überwinden. Nach diesem Spiel, das Anfang September ausgetragen wurde, verpasste er bei keinem Punktspiel

Weitere Kostenlose Bücher