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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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gebrauchen konnte, falls er jemals zurückkehren sollte, um sich einen weiteren lebenslang gehegten Traum zu erfüllen – den FC Barcelona zu lenken, aber nicht von der Seitenlinie, sondern von den Klubbüros aus. Und was noch hinzukam: Die Bezeichnung »Pep, ein Mann des Fußballs« würde durch seine Entscheidung wohl kaum beeinträchtigt werden, ganz im Gegenteil.
    Man erklärte Guardiola von Anfang an, seine Rolle im Klub werde die Leitung der ersten Mannschaft sein, nicht mehr und nicht weniger. Und das war ihm sehr recht, vor allem, weil er aus einer Situation kam, in der es so viel mehr zu tun gab, als nur zu trainieren, zu beobachten und Spiele auszutragen. Er würde nicht mehr die Seele des Klubs verkörpern müssen, wie es in Barcelona gewesen war, sondern nur seinen Trainer. Und das war, seltsam genug, genau die Rolle, die Tito Vilanova, sein Nachfolger in Barcelona, eingenommen hatte.
    Nur ein Trainer in einem Spitzenklub. Nur ein Trainer, obwohl er wusste, dass alle handelnden Personen in Geschichten wie dieser immer eine Starrolle einnehmen. Aber er würde nur nach Entscheidungen als Trainer beurteilt werden, nur danach. Das war der Testfall.
    Das Geld konnte aus jedem beliebigen Ort auf sein Bankkonto gelangen, vor allem von den reichen englischen Klubs. Aber niemand konnte ihm das bieten, was Bayern ihm bot.
    Natürlich gab es auch einige Probleme, mit denen er sich auseinandersetzen musste. Der FC Bayern spaltet das Land in zwei Lager, in seine Anhänger und den Rest. »Bloß nicht die Bayern« lautet das Motto vieler Menschen, und Pep kennt besser als die meisten Menschen die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, wenn man zugleich geliebt und gehasst wird, und das gleichermaßen. Diese Verachtung für den neuen Klub konnte ihm zwar zu schaffen machen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals so extrem ausfallen würde, wie er das in Spanien erlebt hatte.
    Und dann war da noch das Problem, mit einer Führungsriege arbeiten zu müssen, in der jedes einzelne Mitglied eine Meinung und außerdem – anstatt alles »intern« zu besprechen – auch keine Bedenken hatte, diese Meinung öffentlich kundzutun. Nicht umsonst wird der FC Bayern seit den 90er-Jahren als FC Hollywood bezeichnet, und »die größten Namen haben die größten Egos«, so der Sportjournalist Raphael Honigstein. Präsident und dynamische Vaterfigur dieser großen deutschen Fußballfamilie ist Uli Hoeneß, der 30 Jahre lang Manager des Klubs war und für seinen impulsiven Umgang mit Trainern bekannt ist. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, der den Klub auf der internationalen Bühne repräsentiert, tritt konzilianter auf, während der Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, der wöchentlich eine Kolumne in der Bild-Zeitung veröffentlicht, loyal, gleichwohl unberechenbar ist und dennoch einen guten und notwendigen Einfluss auf den Klub ausübt. Und schließlich ist da noch der Sportdirektor Matthias Sammer, der sich bei allem, was er bisher tat, als ehrgeizig, mitteilsam und zielgerichtet erwiesen hat.
    Sie alle sorgen nach Raphael Honigstein »rund um die Uhr für einen Newsletter zu allem, was im Klub vor sich geht«. Der Fußballexperte gibt zwar zu bedenken, dass das damit verfolgte Ziel lediglich sei, den Klub ständig im Gespräch zu halten, aber Pep wird es schwerfallen, gute Miene zu Stellungnahmen über die spielerischen Fähigkeiten seines Teams zu machen. Diese Rahmenbedingungen des Klubs machten Trainern wie Otto Rehhagel, Felix Magath und Louis van Gaal mit Sicherheit das Leben schwer. Sie alle wurden nach Auseinandersetzungen mit der Klubführung entlassen. Andererseits sorgt diese Institution für eine Vielfalt von Wortführern, die den Klub repräsentieren und den Trainer schützen, etwas, das Pep in Barcelona fehlte.
    Bayern München erfüllte alle Bedingungen, die Pep an den Klub stellte. Er war überzeugt. Sie wollten ihn. Für Pep gibt es nichts Wichtigeres als das Gefühl, dass seine Leute und ein Klub ihn wollen. Und das Ziel war klar, es ging über Titel und Anerkennung hinaus. »Als ich nach Barcelona kam, sagte ich, dass ich nicht mit dem Gedanken an Titelgewinne im Mai angetreten sei, sondern meinen Spaß haben und dafür sorgen wolle, dass die Spieler ihr Bestes tun, um Spiele zu gewinnen. Es geht darum, das Spiel zu genießen.«
    So schaffte Pep den Übergang von der Persönlichkeit, die Wortführer, Symbolfigur, Trainer, Vater, Bruder und perfekter Freund zugleich ist, zum bloßen

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