Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
»Orobitg ging die Treppe hinauf und traf an diesem Ort auf Luciano Moggi, den Generaldirektor von Juventus Turin«, berichtet Collell. »Moggi saß an einem runden Tisch und war von Bodyguards mit kahl rasierten Schädeln umgeben. Diese Burschen trugen die typischen dunklen Sonnenbrillen. Eine rundliche Bedienung servierte üppige Pastaportionen, aber sagte nur wenig. Die Leibwächter standen plötzlich alle auf und verließen den Raum. Moggi und Orobitg waren jetzt allein und brauchten keine drei Minuten, um sich zu einigen.« Orobitg sagt, die Verhandlung habe 45 Minuten gedauert, bestätigt aber die Beschreibung der Szene. Tatsache ist, dass nichts schriftlich festgehalten und unterzeichnet wurde.
Manchester United hatte Interesse bekundet, als Pep noch in Barcelona war, aber sein Berater konnte sich damals nur anhören, was die Engländer zu sagen hatten, weil Pep ihm nicht die Erlaubnis gab, mit einem anderen Klub zu verhandeln, solange er noch das Trikot des FC Barcelona trug. Sir Alex Ferguson setzte den Berater erheblich unter Druck, weil er bereits für die kommende Saison plante und Pep bei diesen Plänen eine Schlüsselrolle innehatte. Ferguson stellte Orobitg schließlich sogar ein Ultimatum: Er wollte ein persönliches Treffen mit dem Mittelfeldmann aus Barcelona. Guardiola zögerte und gab Ferguson einen Korb. Damit war die Sache beendet. Ferguson war wütend, aber Pep bereute nichts.
Pep sagte bei der Pressekonferenz vor dem Endspiel der Champions League 2001 im Wembley-Stadion, Ferguson habe richtig gehandelt, als er ihn nicht unter Vertrag nahm, aber damit verschwieg er in Wirklichkeit einige Fakten, die mit jenem gescheiterten Transfer verbunden waren: Nach sechs- oder siebenmonatigen Verhandlungen, Besprechungen mit Fergusons Sohn und dem Spielervermittler Francis Martin und der Ablehnung finanziell äußerst lukrativer Angebote seitens Guardiolas hatte Manchester United genug. Ferguson verpflichtete an Peps Stelle Juan Sebastián Verón und außerdem Ruud van Nistelrooy und Laurent Blanc. Und Manchester United belegte in der Premier League in jener Saison schließlich den dritten Platz.
Inter Mailand, Arsenal London, FC Liverpool und Tottenham Hotspur drängten auf Verhandlungen. Inter zeigte erhebliches Interesse, aber Peps bevorzugter Klub blieb Juventus. Drei Monate nach der oben erwähnten Reise nach Turin und anhaltenden Kontakten zwischen dem Juve-Präsidenten Umberto Agnelli, Moggi und Peps Beauftragten geschah etwas Merkwürdiges: Der italienische Klub bestritt, dass es das geheime Treffen jemals gegeben habe – ebenso wenig die Pasta, die Bodyguards und die Autofahrt von Barcelona nach Turin –, und erklärte, es sei niemals irgendeine Einigung erzielt worden.
Die logische Erklärung für Juves Kehrtwende lautete, dass Moggi eben erst den Trainer Carlo Ancelotti entlassen hatte, von dem grünes Licht für die Verpflichtung Peps gekommen war. Als neuer Coach kam Marcello Lippi. Juventus verkaufte Zinedine Zidane an Real Madrid, und plötzlich änderten sich die Saisonziele: Mit den 76 Millionen Euro Transfererlös aus dem Verkauf von Zidane – damals war das der teuerste Handel der Fußballgeschichte – wollten die Italiener ein jüngeres Team aufbauen und holten Pavel Nedved, Lilian Thuram, Marcelo Salas und Gianluigi Buffon.
Im Lauf des Sommers ergaben sich noch einige Gelegenheiten und Optionen der überraschenden Art. Sogar Real Madrid suchte bei einem Treffen in Paris Kontakt zu Pep. »Seid ihr verrückt geworden!?«, antwortete Guardiola bei einer Unterhaltung, die ganze zwei Minuten dauerte.
Der Termin für die Anmeldung der Kader zur Champions League rückte näher und verstrich, und das machte es für Pep zunehmend schwieriger, sich einem der großen Klubs anzuschließen. Er war sogar kurz vor einer Einigung mit Arsenal London gestanden, aber einen Tag vor dem geplanten Termin platzte Patrick Vieiras vorgesehener Wechsel zu Real Madrid, und aus der Abmachung, die Guardiola in den Norden Londons gebracht hätte, wurde nichts.
Es war eine schwierige Zeit für Pep, nicht zuletzt, weil einige Feinde des Spielers die katalanische Presse drängten zu schreiben, kein anderer Klub wolle ihn haben, um Bar Ç a so vor der Kritik zu bewahren, man habe einen guten Spieler verloren.
Spiele in der Champions League waren jetzt kein Thema mehr, und Pep nahm ein Angebot von Brescia Calcio an, einem italienischen Erstliga-Team. Dem Trainer Carlo Mazzone war es wichtig, Pep gleich bei
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