Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
man kam zu keiner Einigung. »Was immer du tust: Es ist gut für mich«, sagte Pep zu seinem Verhandlungsführer. Er wollte nur einen fairen Vertrag und stimmte einem bescheidenen Festgehalt zu, das durch Zulagen ergänzt werden konnte. Kein Problem. »Wenn ich Erfolg habe, sollten sie mich bezahlen; wenn nicht, bin ich in ihren Augen nicht geeignet, dann gehe ich nach Hause und spiele Golf«, sagte Pep zu Orobitg.
Nach dem Saisonende sollte es im Juni eine offizielle Vorstellungspressekonferenz geben, diesmal mit Guardiola, aber er bestand darauf, damit noch zu warten, bis er das zu Ende gebracht hatte, was er mit Bar Ç a B begonnen hatte. Sie hatten im eigenen Stadion den CE Europa im letzten Saisonspiel mit 1:0 besiegt und sich damit die Meisterschaft der Regionalgruppe V der Tercera División gesichert. Aber ein Platz in der Segunda División B, der dritten Liga, war nur über die Playoff-Spiele zu erreichen. Nachdem sich die Mannschaft in zwei K.-o.-Runden mit Hin- und Rückspiel in eindrucksvoller Manier gegen El Castillo (Gran Canaria) und die UD Barbastro (Aragon) durchgesetzt hatte, war der Aufstieg gesichert.
Der 37-jährige Pep Guardiola wurde am 17. Juni 2008 im Paris-Saal des Camp Nou offiziell als neuer Trainer des FC Barcelona vorgestellt. Auf dem Weg zu diesem Raum sagte ein selbstbewusster Pep zu einem besorgten Laporta ein weiteres Mal: »Entspannen Sie sich. Sie haben das Richtige getan. Wir werden die Meisterschaft holen.«
Der Präsident hatte allen Grund, besorgt zu sein. Trotz Guardiolas Glauben an sich selbst und trotz des Vertrauens, das die Fußballexperten des Klubs dem neuen Trainer entgegenbrachten: Dies war immer noch ein gewaltiges Glücksspiel, und es waren unruhige Zeiten für den Präsidenten einer Fußballinstitution, die gerade eine Flaute erlebte. Ein Team, das noch zwei Spielzeiten zuvor ganz Fußball-Europa verblüfft hatte, war spektakulär auseinandergefallen. Die Mannschaft musste grundlegend erneuert werden, es waren mutige Entscheidungen zu treffen, die einige der größten internationalen Stars betrafen, und Laportas Beliebtheitsgrad war an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Der FC Barcelona war in Aufruhr. Nichts schien zu funktionieren, selbst die sonst verlässlichen anderen Sportmannschaften des Klubs – etwa das Basketball- und das Handballteam – fuhren Misserfolge ein. Das Fußballteam beendete die Meisterschaftssaison mit 18 Punkten Rückstand auf Real Madrid, und Laporta konnte einen Misstrauensantrag in jenem Sommer nicht verhindern – die Fans hatten genug von seinem arroganten Gebaren. 60 Prozent der 39 389 abgegebenen Stimmen waren dann auch gegen den Präsidenten. Aber der Abwahlantrag kam nicht durch, weil dafür eine Zweidrittelmehrheit erforderlich war. Also trat Laporta nicht zurück. Er überstand dieses Verfahren mit knapper Not.
»In jenem Sommer hatte niemand außerhalb des Klubs Vertrauen zu Pep, auch nicht zum Team«, erinnert sich Gerard Piqué, eine von Peps ersten Neuverpflichtungen, heute. Die Zeitungen brachten haufenweise negative Kommentare zu Peps umstrittener Ernennung: »Es ist zu früh für ihn«, »Er ist mit Sicherheit zu unerfahren«, lautete der gemeinsame Nenner. Aber der FC Barcelona und Pep Guardiola hatten ihre eigenen Vorstellungen von den anstehenden Aufgaben.
Teil III
Pep, der Trainer
1 Die Anfänge
Das Geschenk einer großen Chance – man bekommt es, oder man bekommt es nicht. Guardiolas Ernennung war eine solche Chance. Die Katalanen hatten ein paar schwierige Jahre erlebt. Bei der Debatte über die neue katalanische Verfassung, in der mehr Unabhängigkeit von der Zentralregierung verlangt wurde, zeigte sich, dass der Rest des Landes nur wenig Begeisterung für das Bedürfnis der Katalanen aufbrachte, sich von den übrigen Landesteilen abzuheben. Rijkaards Barcelona machte einen unaufhaltsamen Abstieg in die Dekadenz durch, der Mannschaft fehlte es an Disziplin und Teamgeist. Ronaldinho, der Star des Teams, hatte seinen Status als weltbester Fußballer verloren. Der Präsident Joan Laporta hatte es mit einem Misstrauensvotum zu tun bekommen, das er nur knapp überstand.
Zu diesem Zeitpunkt wurde Pep Guardiola zum Cheftrainer des FC Barcelona ernannt.
Pep besaß nicht die rückhaltlose Unterstützung der Bar Ç a-Fanbasis. Einige seiner Unterstützer meinten, sein Status würde zumindest die Siege versüßen und die Niederlagen erträglicher machen. Schließlich hatte es das noch nie zuvor gegeben, dass ein
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