Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Vertrauen.« Die Bewunderung beruhte auf Gegenseitigkeit. Pep erinnert sich oft an ein Gespräch, das er mit Xavi führte, während sie beide Iniesta bei einem Trainingsspiel zusahen, in der Zeit, als dieser ins erste Team aufrückte. »Schau dir diesen Burschen an. Er wird uns beide in den Ruhestand schicken.«
In Peps erstem Sommer als Cheftrainer verpflichtete Barcelona Dani Alves, Cáceres, Piqué, Keita und Hleb und verschaffte der Mannschaft so eine Blutauffrischung.
Eto’os Situation hatte sich mit dem Abgang von Deco und Ronaldinho vollkommen verändert. Nachdem seine beiden größten Gegenspieler den Klub verlassen hatten, lehnte er alle Angebote ab und versprach seinem neuen Trainer, sich voll und ganz für das Team einzusetzen. Ohne Ronaldinho und Deco sah er seine große Chance, zur Leitfigur des Teams aufzusteigen. Zum Anführer. Eto’o war immer der Ansicht gewesen, dass er nicht die Anerkennung, das Ansehen genoss, das ihm zustand, und eine seiner Obsessionen war, aus Ronaldinhos Schatten und in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu treten.
Der Angreifer übte erheblichen Einfluss auf Abidal, Henry und Touré aus, die über das Potenzial verfügten, ihn weiterzubringen, und jetzt – Messis Entwicklung war noch nicht abgeschlossen – sah Eto’o die Chance, endlich die führende Rolle zu spielen, nach der er sich sehnte. In der Kabine zeigte er bestimmte Eigenschaften, für die man Toleranz aufbringen musste – es waren dieselben Dinge, die Guardiola davon überzeugt hatten, dass man ihn loswerden müsse –, aber jetzt hatte man ihm eine große Chance gegeben, und die Saisonvorbereitung würde über seinen weiteren Weg entscheiden.
Es ist ein seltsames Gefühl, an eine Zeit zurückzudenken, in der Messi sich erst noch als Schlüsselspieler dieses Teams bewähren musste, aber damals herrschte – trotz seines offensichtlichen Talents – das Gefühl vor, es sei zu früh und zu viel verlangt, wenn man einem 21-Jährigen, der nach wie vor den Spitznamen »der Floh« trug, die Verantwortung übereignete, die zuvor bei Ronaldinho gelegen hatte. Pep sagte bei seiner Vorstellung: »Wir können Messi nicht die Hauptlast der Verantwortung für das Team übertragen, ich glaube nicht, dass das für ihn oder den Klub gut wäre.« Nach Decos und Ronaldinhos Abgang wollte Guardiola den Löwenanteil der Verantwortung den Eigengewächsen des Klubs übertragen, die aus den Jugendmannschaften kamen und zu Leitfiguren für die Werte dieser Institution geworden waren: Puyol, Xavi, Iniesta. Messi, der zuvor in der Gefahr geschwebt hatte, durch Deco und Ronaldinho auf Abwege geführt zu werden, und jetzt nach und nach in die Achse des Teams eingebaut werden sollte, passte zu diesem Anforderungsprofil.
Pep hatte, noch bevor die eigentliche Saisonvorbereitung begann, einen fast nahtlosen Übergang auf den Weg gebracht, indem er die Macht und die Kapitänswürde auf die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs übertrug, und zugleich eine klare Absichtserklärung abgegeben, die für die nächsten Jahre wegweisend war: Der Klub war jetzt in den Händen derer, die ihn verstanden und denen er wirklich etwas bedeutete. Das bedeutete zugleich, dass Guardiola den Eigengewächsen des Klubs und den Verantwortlichen der Jugendakademie Auftrieb verschaffte, einen Vertrauensbeweis. Er hatte mit vielen von ihnen zusammengearbeitet, ja sogar zusammengespielt, und mit anderen war er befreundet. Jetzt mussten sie ihm sein Vertrauen und seinen Glauben an sie durch eigene Leistungen, harte Arbeit und ihr Engagement zurückzahlen.
Johan Cruyff gehörte zu den Ersten, die den Kurs des neuen Trainers guthießen: »Guardiola weiß, um was es in Barcelona geht, man braucht dort 20 Augen. Und er kann die Dinge im Griff behalten, weil er alle Stationen im Klub durchlaufen hat. Ich sehe, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist, weil er in kurzer Zeit sehr viele Entscheidungen getroffen hat.«
Als Bar Ç a-Kapitän während Louis van Gaals Amtszeit sagte Guardiola einmal: »Wir müssen die von den Trainern ausgegebenen Leitlinien immer respektieren – aber es ist hervorragend für das Team, dass ein Spieler dabei mitwirken und auf dem Platz eine Führungsrolle übernehmen kann.« Van Gaal verweigerte den Spielern lockere Zügel, die Eigeninitiative zuließen, deshalb gelang es ihm nicht, Dinge, die nicht funktionierten, umgehend zu korrigieren. Guardiola war davon überzeugt, dass man Fußballern größere Verantwortung übertragen müsse, er
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