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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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glaubte, dass sie sehr viele ihrer Probleme intuitiv lösen können. Auch als Trainer blieb Pep dieser Idee treu und war entschlossen, seinen Schützlingen Eigeninitiative zu gestatten.
    Pep beförderte auch Pedro vom B-Team in die erste Mannschaft. Er brauchte ihn für seine Spielauffassung, einen Flügelspieler, der den freien Raum nutzte und begriff, dass er jederzeit alles geben musste, im Training wie in den Spielen. Pedros Eltern, daran erinnert Pep die Leute oft, betrieben eine Tankstelle in Teneriffa und konnten ihren Sohn nur selten spielen sehen, weil sie im Laden kein Fernsehgerät stehen hatten. Zu Sommeranfang stellte sich Pedro darauf ein, ausgeliehen zu werden, aber ein derart bodenständiger Spieler passte perfekt zu Peps Vorstellungen.
    Pedro rückte gemeinsam mit Sergio Busquets ins erste Team auf, einem weiteren Fußballer, der in der vergangenen Saison im B-Team gezeigt hatte, dass er über Spielintelligenz, Konzentration und ein umfassendes Verständnis seiner Rolle im zentralen Mittelfeld verfügte. Für Pep war außerdem hilfreich, dass er keinen lächerlichen Haarschnitt und keine Tattoos trug; der neue Trainer der ersten Mannschaft glaubte, dass »Busi« eines Tages den Charakter zeigen werde, der ihn in Xavis und Puyols Fußstapfen als Mannschaftskapitän treten ließ.
    Busquets und Pedro waren die ersten beiden von insgesamt 22 Spielern, die in den vier Jahren von Guardiolas Amtszeit als Cheftrainer aus der Jugendakademie in die erste Mannschaft aufrückten. Beide wurden innerhalb weniger Wochen von Spielern in der vierten Liga zu Akteuren in der Champions League und gehörten in der folgenden Saison der spanischen Weltmeistermannschaft an.
    Die Mannschaft war komplett, das Gleichgewicht in Sachen Autorität und Glaubwürdigkeit wiederhergestellt. Aber bei den Gehältern sollte es noch einen interessanten Kontrast geben.
    Guardiola verdiente eine Million Euro brutto pro Jahr plus Bonuszahlungen, neun Millionen weniger als Eto’o und sieben Millionen weniger als Messi. Pep hatte zugesagt, die erste Mannschaft zu übernehmen, ohne über seinen Vertrag zu verhandeln. Als er ihn unterschrieb, stand er in der Rangliste der spanischen Trainergehälter an viertletzter Stelle. Das war ihm egal.
    Und schließlich war der erste Tag der Saisonvorbereitung gekommen. Xavi erinnert sich: »Im Urlaub wurde mir wirklich die Zeit lang, weil ich wieder mit der Mannschaft zusammen sein wollte.«
    Zwei Jahre ohne Titel lagen hinter ihnen. Es musste sich etwas ändern, wichtige Entscheidungen waren zu treffen. Aber das Erste und Wichtigste war: Pep musste das Team auf seine Seite bringen. Die erste persönliche Begegnung mit der gesamten Mannschaft stand ihm noch bevor.
    Sie fiel auf den ersten Trainingstag im weltberühmten Städtchen St. Andrews in Schottland. In einem Besprechungsraum im Souterrain des Hotels, in dem die Mannschaft in der ersten Woche der Vorbereitungszeit wohnte, erläuterte Pep sein Konzept und vermittelte der Gruppe seine Philosophie.
    Auf dem Weg zu diesem Raum dachte Pep mehrmals: »Sei du selbst. Sei du selbst.« Nach seinem Gefühl hatte er mindestens einmal etwas Ähnliches erlebt: mit dem B-Team. Jetzt waren da andere Gesichter, neue Leute, es gab neue Ziele, aber die Ideen, die es zu vermitteln galt, waren praktisch dieselben. Und er hatte das gleiche nervöse Gefühl in der Magengrube.
    Die Mannschaft saß dort in Stuhlreihen wie in einem Klassenzimmer, es war sehr beengt. Die medizinische Abteilung, die Assistenten, die Pressesprecher, alle, die mit nach Schottland gereist waren, sollten sich anhören, was Pep zu sagen hatte. In der folgenden halben Stunde übermittelte er eine Botschaft, die die Gruppe faszinierte. Alle waren wie gebannt von seinen Konzepten, Anforderungen und Erwartungen, von der Aufteilung der Verantwortung und vor allem von seiner Fähigkeit, einen neuen Teamgeist zu erzeugen.
    Die Spieler saßen schweigend da und hörten Pep zu, der den Raum durchmaß, dabei den Blickkontakt mit den Zuhörern suchte, mit einem nach dem anderen, und dabei sein kommunikatives Talent unter Beweis stellte. Er wählte seine Worte und Gesten gut, fand den richtigen Ton und rückte seine Ideen ins rechte Licht.
    Peps Worte bei diesem entscheidenden Auftritt werden hier nach den Erinnerungen zahlreicher Anwesender rekonstruiert (dazu zählten unter anderem Xavi, Iniesta, Piqué, Vilanova, Henry, Eto’o, Messi, Fitnesstrainer Emili Ricart, Chemi Terés und Sergi Nogueras von der

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