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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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enorme Fertigkeit, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, das Spiel mit einer unglaublichen Präzision aufzuziehen. Aber Bar Ç as 4-3-3-System würde wegen des höheren Risikos, den Ball zu verlieren, in England nicht funktionieren.«
    Pep Guardiola hat oft über die Möglichkeit nachgedacht, so etwas auch in England zum Funktionieren zu bringen. Er hat mindestens zwei Spieler aus der Premier League gefragt, ob sie einen Spielzug so einfädeln könnten, wie seine Spieler das in Barcelona taten, trotz des Risikos, nicht weit vom eigenen Tor den Ball zu verlieren. Er fragte: Gibt es in der höchsten englischen Liga Spieler mit dem Selbstvertrauen und dem Spielverständnis, die man für eine solche Spielweise braucht? »Das kommt ganz auf das Team an«, sagte man ihm. »Und nicht alle Fangruppen würden diesen Stil akzeptieren.«
    Als Trainer und Fußballlehrer ist Guardiola der Ansicht, dass seine Schüler eher an das glauben, worum man sie bittet, wenn sie wirklich verstehen, warum sie etwas auf eine bestimmte Art tun sollen. Das bedeutet zugleich, dass es ihre Fähigkeit verbessert, die Initiative zu ergreifen oder zu hinterfragen, worum man sie gebeten hat, und das auf eine verantwortungsvollere Weise, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.
    Gerard Piqué, einer seiner Schüler, drückte das so aus: »Der Trainer sorgt dafür, dass wir das Spiel verstehen. Er gibt uns nicht nur Anweisungen, sondern erklärt uns auch den Grund dafür. Wenn du die Gründe kennst, die hinter den Anweisungen stehen, macht dich das zu einem besseren Spieler. Auf diese Weise erhält alles eine Bedeutung.« In seiner Zeit beim FC Barcelona führte Guardiola eine neue Herangehensweise an das Trainieren und Lernen ein. Er widmete den Details sehr viel Aufmerksamkeit. Piqué geht hier noch weiter: »Er ist absolut überzeugt von dem, was er glaubt, und das Team hat ein – vom taktischen Standpunkt aus – opulentes Fußballhandbuch mit Stolz übernommen.« Auf dem Spielfeld ermöglichte das Guardiolas FC Barcelona, fünf- oder sechsmal während eines Spiels das System zu ändern oder Positionswechsel vorzunehmen. Wenn die Spieler den Grund für eine Maßnahme verstehen, ist es leicht, auf das zu reagieren, was in der Hitze des Gefechts von der Seitenlinie aus hereingerufen wird.
    Guardiola brachte seinen Teams allerdings auch Geduld bei, weil er und seine Spieler – bei aller Reaktionsfähigkeit des gesamten Teams – genug Vertrauen zur eigenen Strategie hatten, um zu wissen, wann sie eine reflexartige Reaktion auf eine schwierige Spielphase oder auf ein Gegentor unterlassen mussten. Charly Rexach hat in seiner unnachahmlichen Art hierzu einen besonderen Vergleich anzubieten: »Es gibt manchmal Spiele, bei denen man in der sechsten oder siebten Minute sagt: ›Dieser Plan funktioniert nicht.‹ Aber das ist so, als ob man einen Teller voll Bohnen zubereitet: Manche sind hart und manche schon wunderbar zart, schlecht platziert. Dann rührt man die Portion etwas um, und die Bohnen landen nach und nach am richtigen Ort. Geduld. Im Fußball ist es genauso. Man sieht das Spiel und sieht, dass ein Spieler nicht arbeitet. Und dann sagst du: ›Entspanne dich, warte ein bisschen ab, bis es zusammenpasst.‹«
    Evolution, das Gegenteil von Revolution, ist ein Wort, das wir bis hierhin schon oft benutzt haben. Bei aller Innovationskraft achtete Pep Guardiola sorgfältig darauf, nicht alles einzureißen, was zuvor gewesen war. Ein großer Teil des Fundaments für den Erfolg war bereits gelegt, und er wusste, dass ein Prozess der allmählichen Anpassung vonnöten war, eine Feinabstimmung, die das Beste aus dem herausholte, was in vielerlei Hinsicht bereits vorhanden war. Schritt für Schritt führte er Mechanismen und Alternativen ein, feine Anpassungen und Reparaturen an dem, was Cruyff etwa eine Generation vorher auf den Weg gebracht hatte. Pep achtete mit großer Sorgfalt darauf, dass das Modell und sein Geist erhalten blieben (Pressing, Stellungs- und Kombinationsspiel und das Bestreben, jedes Spiel zu gewinnen), aber entwickelte und erweiterte seine Möglichkeiten und sein Potenzial auf ein bis dahin unvorstellbares Spitzenniveau.
    Aber seit er in der Szene aufgetaucht ist, hat es auf dem Fußballplatz mit Sicherheit neue Entwicklungen gegeben. Villas-Boas vergleicht Pep Guardiolas Bar Ç a mit dem gefeierten »Molekular-« und Drei-Sterne-Koch Ferran Adrià. Wir erleben allerdings keine gastronomischen Experimente, sondern

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