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Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Titel: Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vazquez Montalban
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hinaus, ohne die Waren richtig betrachtet zu haben. Eine Gruppe von Franzosen hatte den Laden völlig in Besitz genommen und brach in ein hysterisches Kichern aus, das Carvalho allenfalls verstanden hätte bei bürgerlichen Madriderinnen, die im Wallfahrtsort Alba de Tormes geboren und in Salamanca erzogen worden waren. Die Dummheit und die Repression kennen keine Grenzen.
    Das Trio strebte nun entschieden aus der hellerleuchteten Zone hinaus, offenbar um das Viertel zu verlassen. Unvermittelt verschwanden sie nach rechts in einem schmalen Gäßchen, und Carvalho beeilte sich, um sie einzuholen. Sie hatten ihre Schritte beschleunigt und schienen Zeit oder Raum gewinnen zu wollen. Das Gäßchen war nur schummrig beleuchtet, aber hell genug für Carvalho, um zu erkennen, daß das Mädchen eher weiterrannte als -ging, während die beiden jungen Männer haltmachten, sich nach ihm umdrehten und rasch auf ihn zukamen. Carvalho schaute sich um und entdeckte, daß vom Anfang des Gäßchens ebenfalls zwei hünenhafte Typen auf ihn zusteuerten. Er war zwischen den beiden starken Männern auf der einen und Buffalo Bill und dem Hippieschaf auf der anderen Seite eingeklemmt wie die Wurst in der Stulle. Er entschied sich für den Gegner, der am schwächsten aussah, und warf sich, mit einer Hand in der Tasche und dem Kopf voraus, blitzschnell gegen Buffalo Bill. Sein Kopf traf allerdings die große Brieftasche und nicht den Körper. Seine Hand schnellte mit offenem Messer aus der Tasche, was ihm aber kaum nützte. Der Schafshippie trat ihn mit dem Fuß gegen den Kopf, so daß Carvalho zu Boden ging. Sofort waren die beiden, die von hinten kamen, über ihm. Er verteidigte sich, auf dem Rücken liegend, schützte mit den Händen seine Weichteile und trat wild um sich. Aber nach zwei Fußtritten in die Rippen mußte er sich zusammenkrümmen. Dann fielen die beiden Riesen über seine Beine her und bearbeiteten sie mit aller Kraft. Ein Fuß begann, ihn ins Gesicht zu treten. Carvalho versuchte sich aufzurichten, und keiner hinderte ihn daran, aber als er sich halb aufgerichtet hatte, begann es Faustschläge zu hageln. Er merkte, wie ein Schlag seine Schläfe traf und das Dunkel der Gasse aufleuchtete. Die Fäuste und Fußtritte verursachten überall stechende Schmerzen. Sein Messer hatte er verloren, und so blieb ihm keine andere Wahl als die Kapitulation. Nach einem besonders kräftigen Faustschlag ließ er sich fallen.
    Die Schläge hörten auf. Die vier Typen debattierten, durchsuchten seine Taschen und betrachteten seine Papiere. Dann packten sie ihn zu zweit unter den Achseln und hoben ihn hoch. Ein anderer umfaßte seine Beine, und zu dritt begannen sie, ihn zum Eingang des Gäßchens zu schleppen. Carvalho schätzte, daß jetzt nur zwei Bestimmungsorte in Frage kämen, entweder die Gracht oder ein am Ufer geparktes Auto. Wenn sie ihn in die Gracht warfen, gab es wieder zwei Möglichkeiten: Sie konnten ihn so hineinwerfen, wie er war, oder ihn vorher an Händen und Füßen fesseln. Wenn sie ihn fesselten, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit dem Mut der Verzweiflung zu wehren, um gleich an Land getötet und nicht ertränkt zu werden.
    Er öffnete ein Auge halb und sah, daß sie sich dem Rand der Gracht näherten. Die Typen erörterten etwas. Sie schienen sich über einen eventuellen Zuschauer zu unterhalten. Der Druck der Arme um Carvalhos Körper herum nahm zu, und er machte sich auf das Schlimmste gefaßt. Aber die drei Männer schwangen ihn hin und her, um ihn zu beschleunigen, und ließen dann plötzlich los. Er flog zwei oder drei Meter im Bogen abwärts und schloß den Mund in angstvoller Erwartung des schlammigen Wassers. Die Kälte traf ihn wie ein Peitschenschlag, als er auf die Wasseroberfläche auftraf und untertauchte. Zwischen Angst und einem Ekel, der beinahe panisch war, ruderte er mit den Armen. Alles war Schwärze. Er schloß lieber die Augen. Die Säure des Wassers erfüllte seine Nasenhöhle. Er hielt den Atem an, blieb unter Wasser und versuchte, eine seitliche Mauer zu erreichen. Mit einer Hand fand er die schlüpfrige, gemauerte Uferböschung. Sie fühlte sich an wie die lebendige Haut eines nassen, ekelhaften Tieres. Seine Hand tastete und fand eine Spalte, wo er sich festhalten konnte, um nicht aufzutauchen. Dann verbrauchte er die restliche Luft, die er noch in den Lungen hatte, und ließ sich langsam an die Oberfläche treiben. Seine Lungen waren so leer, als hätte man ihm unversehens Steine

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