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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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zu Hause abgegangen war, das seine Mutter das Zugticket plötzlich doch nicht wie versprochen bezahlen wollte. Er hatte ihr auch nie den wahren Grund dafür erzählt, weshalb er nun doch keinen Ausbildungsplatz mehr hatte. Sie wusste in der Tat auch sonst nicht übermäßig viel von ihm, nur dass er aus ziemlich zerrütteten Familienverhältnissen kam, noch nie eine feste Freundin hatte und für sein Leben gerne zeichnete. Aber das würde sich ja nun ändern, nicht wahr? Sie würde ganz sicher schon sehr bald alles über ihn wissen, denn er würde kommen. Unglaublich! Er würde sie besuchen kommen.
    Mit Leuten aus dem Internet hatte sie bereits die verschiedensten Erfahrungen gemacht. Die wenigsten waren positiver Natur. In der Regel wollten die Kerle im Chat nur das eine. Die wenigsten waren darauf aus, sich über Themen zu unterhalten, über die man sich im „echten Leben“ auch unterhält. Es gab Tage, da war Lena offen für anzügliche Spielereien und ließ sich darauf ein. Doch es gab auch Tage wie jenen, als sie David kennenlernte. Er war lieb, einfach nur lieb. Er lobte sie für ihr aussehen, für ihre Art zu schreiben und zeigte sich einfach menschlich und gefühlvoll. So etwas war sehr selten. Lena war sogar schon von so genannten Chatfreunden hintergangen worden, die anfangs noch ganz nett waren und hinterher doch nur übers Ficken reden wollten. Richtig krass waren meistens die älteren, so zwischen 30 bis 60. Hast du schon mal nen reifen Schwanz geblasen?, fragten sie häufig. Oder, was hast du an kleine Maus? Die ganz harten fragten auch gern Sachen über die Familie. Ganz hinterfotzig heuchelten sie Interesse und entpuppten sich urplötzlich als die reinsten Psychos.
    Sie fragten sie, ob sie schon mal davon geträumt hätte, es mit ihren Eltern zu tun, ob sie eine kleine Schwester hätte und ob und wann sie sie zum letzten Mal nackt gesehen und was sie dabei empfunden hatte. Sie hatte in der Tat eine kleine Schwester. Mailin war ihr Name und sie war gerade 8 Jahre alt.
    Findest du Mailin süß? Hat Mailin schon ein bisschen Busen? Hat Mailin schon einen Freund? Trägt sie noch Slips oder auch schon mal Strings? Hat sie zierliche kleine Füße? Würdest du gerne mal Mailins kleine Muschi anfassen?
     Manche von den Kerlen fragten auch, ob sie einen Hund, ein Pferd oder sonst irgendein Haustier hätte, und ob sie heimlich schon mal darüber nachdachte, sich von einem Tier ficken zu lassen.
    Ein Date mit jemandem, den sie aus dem Chat kannte, hatte sie bisher noch nie. David war der Erste. Und obwohl sie dem Zeitpunkt, wo sie ihn endlich in der Realität sah, entgegenfieberte, war ihre Grundstimmung nicht ganz frei von skeptischer Besorgnis. Ihren Eltern hatte sie ganz zu Anfang erzählt, sie hätte David auf einem Hafenfest an der Flensburger Förde kennengelernt. Erst vorgestern Abend beichtete sie die Wahrheit. Von der Intensität ihrer Beziehung wusste bis jetzt weder ihre Mutter noch ihr Vater etwas.
    Hätten sie vorher gewusst, dass sie David nur aus dem Internet kannte, hätten sie das Treffen niemals genehmigt. Hierzu muss man wissen, dass Lena den Computer mit Internetanschluss unter einer besonderen Bedingung in ihrem Zimmer hatte: Keine dubiosen Seiten anklicken; nichts bestellen ohne vorher um Erlaubnis zu fragen; Gechattet wird nur mit Freunden aus der Schule und die Höchstdauer der täglichen Internetnutzung beträgt zwei Stunden. Im Höchstfall!
    Anfangs hatte ihr Vater immer noch sämtliche Seitenaufrufe und sogar die Dauer der letzten Online-Sitzungen genauestens überprüft. Anfangs war Lena auch noch vorsichtig gewesen. Doch sie hatte festgestellt, dass ihr Vater in Wahrheit auch nur ein Laie auf dem Gebiet Internet war und man ihn leicht austricksen konnte, zum Beispiel indem man den Browserverlauf und sämtliche Cookies löschte. Sie machte das bis heute tagtäglich so, obwohl sie es gar nicht mehr brauchte. Offenbar war ihr Vater zu der Überzeugung gelangt, man könne ihr ohne weiteres Vertrauen. Dennoch, sicher ist sicher, löschte sie nach jeder Benutzung des Computers alles und war somit stets auf der sicheren Seite.
    Speziell jetzt in den Ferien hielt sie die 2-Stunden Regelung nie und nimmer ein. Sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter arbeiteten vormittags. Schon da war sie online. Und wenn am Nachmittag erst ihre Mutter (gegen zwei) nach Hause kam, kümmerte sie sich um den Haushalt oder ums Kochen, aber nicht darum, was ihre Töchter in ihren Zimmern taten. Mailin war

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