Per Anhalter (German Edition)
Feld gelangen konnte, wo die Zigeunerhöhle sich befand. Aber es gab keine Gelegenheit. Also wieder zurück.
Wumms – Wieder krachte es von unten. Da scheint aber mächtig was in Gange zu sein , dachte er. Wieder spähte er durch die Hecke. Der Glatzkopf zündete sich gerade eine Zigarette an. Der Fettsack scharwenzelte um ihn herum. Der Glatzkopf hielt irgendetwas in der Hand, das wie eine Bierbüchse aussah und deutete mit ausgestrecktem Arm auf den Wohnwagen. Jetzt kreiste er mit dem Finger. Er schien dem dicken Speckbomber irgendwas zu erklären. Also wie normale Zigeuner sehen die nicht aus. Überhaupt hatten Zigeuner doch Pferdekutschen und Planwagen und irgendwo ein beschissenes Lagerfeuer, an dem sie sich wärmten. Außerdem trugen sie auch ganz andere Kleidung. Gut, vielleicht musste man in der heutigen Zeit auch von solchen Klischees mal Abstand nehmen, aber… Was bitte sollten das denn sonst für Leute sein? Er platzte fast vor Neugier, und im gleichen Moment kam sie aus dem Wohnwagen heraus. Grazil und schön… Und rassig .
Donnerwetter noch mal, das war wirklich ein scharfes Stück Weib.
Allein diese schlanke Taille und die Brüste, die unter dem engen Top hervor quollen.
Was hätte er darum gegeben, die Dinger wenigstens mal anzufassen… Da fing sie auf einmal an zu schreien! Und dieses Mal verstand er zumindest einen Teil davon: „DANN TU ES DOCH!“ Dann sagte der Glatzkopf etwas, und auch das verstand er diesmal zumindest teilweise. Er sagte, er hätte aber keinen Bock darauf. Um was auch immer es sich handelte – spannend klang es allemal.
Sie: „… Kannst du ja selbst sehen wie du deinen Arsch rettest…“,
Er: „Ja, aber nicht auf die Art!“,
Sie: „Sieh zu dass du deinen verdammten Arsch bewegst !“
Er polterte etwas zurück. Zu leise, dass verstand er nicht.
Sie entgegnete „Du mich auch“ und dann war sie wieder verschwunden.
Wumms – die Tür des Wohnwagens. Sie war es, die die ganze Zeit gekracht hatte und wegen der er sich erschreckte.
Wolfgang ging in die Hocke und beobachtete die Szenerie weiter. Er sah, wie sich der dicke Junge plump vorwärts bewegte und an der Anhängerkupplung des Wohnwagens drehte, aus dem die scharfe Braut gekommen war. Der Glatzkopf guckte um die Ecke, schmiss zuerst die Bierdose und dann seine Kippe weg und trottete wieder fort.
Seine Haltung sprach Bände – er war wirklich genervt und hatte absolut keinen Bock auf… Was auch immer.
Der Junge hatte einen Pisspotthaarschnitt und als er mit dem Hantieren an der Anhängerkupplung fertig war, schüttelte er seinen Kopf und wischte sich die Haare aus dem Gesicht.
„Was is denn nu mit Uwe?“ hörte er den Glatzkopf blöken. Gedämpft durch die Wände des Wohnwagens bekam er eine Antwort von ihr, die Wolfgang wieder einmal nicht verstand. Nur das „Na toll!“ vom Glatzkopf verstand er.
Der Junge hatte seinen Stock wieder in die Hand genommen und fuchtelte wild damit herum. Dann ging er in seine Richtung und Wolfgang zog sich zurück. Sicher würde ihn der Knirps hier nicht erkennen, aber er wollte es auch nicht darauf ankommen lassen. Er robbte auf dem Boden liegend wieder an die Hecke heran und spähte darunter hindurch. Der Junge kniete an einem Baum und schien nur mit sich selbst beschäftigt zu sein. Dann rief ihn der Glatzkopf, der Junge schleuderte seinen Stock weg und schlenderte auf ihn zu. Auf einmal kam
Wolfgang ein Gedanke, der ihm nicht behagte.
Was, wenn sie jetzt gleich los fahren… Dann sehen sie mein Auto… Mein Auto steht mitten im Weg… Außerdem: Was sage ich denn dann der Polizei? Die können doch jetzt nicht abhauen, oder? Scheiße, warum hatte er das nicht vorher geschnallt. Offenbar ahnten diese Leute schon, dass er so etwas vorhatte. Vielleicht hatte die Mieze ihrem glatzköpfigen Stecher erzählt, dass sie von ihm verfolgt wurde, nachdem er sie im Waschsalon angebaggert hatte. Na klar – genau so musste es sein.
Und er sah sich die ganze Sache auch noch in Seelenruhe an.
Das durfte er nicht zulassen.
Er musste sofort zurück zu seinem Wagen und die Polizei verständigen. Schnell!
„Lasse?“ hörte er die Fotze brüllen. Er schaute durch die Hecke.
„Trödel hier nicht so rum. Zack, zack jetzt.“
Der Glatzkopf war am Pöbeln und am herummosern. Na klar, die sind im Aufbruch. Und das passt dem Alten nicht, ist ja klar. Euch werde ich einen Strich durch die Rechnung machen, Leute, das schwör ich euch. Eure Tour ist hier zu Ende.
Weitere Kostenlose Bücher