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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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an.
    Was soll das schon sein? Ist doch vollkommen egal…
     Schau es dir an. Was hast du zu verlieren?
     
    „Ach, scheiße“ stöhnte er und wechselte vom Rückwärtsgang in den Ersten. Als die Kupplung kam und das Auto sich vorwärts bewegte, erkannte er zwischen den Ungetümen von Hecken und Tannen einen weiteren, weißen Umriss. Außerdem bemerkte er die Reifenspuren in dem hohen Gras.
    Die Schlampe muss hier entlang gefahren sein.
    Neugierde keimte in ihm auf… Doch auch dieses unangenehme Gefühl war nicht zu leugnen, dass er irgendwo tief in sich spürte. Er erinnerte sich an den Ausdruck auf dem Gesicht der Frau, als sich ihre spitzen Fingernägel in sein Fleisch kerbten. Die Alte war wahnsinnig. Krank im Kopf. Total gestört. Vielleicht sollte er den ganzen Scheiß einfach abhaken und froh sein, dass sie ihm nicht mit einem Messer die Kehle aufgeschlitzt hatte oder so.
    Vielleicht sollte er aber auch nicht einfach sofort aufgeben… Vielleicht…
    Er brauchte gar nicht weit zu fahren, da sah er ihren Golf 4x4. Er legte sofort den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück, so dass sein Auto wieder hinter hohen Hecken verschwand. Seine Atmung ging flach und schnell.
    „Scheiße, Mann!“ stöhnte er… und grinste.
    Ihr Auto. Zwei Wohnwagen. Und das alles hier…
    Jetzt war er erst recht neugierig geworden. Was zur Hölle ging denn da vor sich?
    Er entschied sich dazu, das Auto besser noch ein Stück weiter hinten zu parken, denn es wäre nicht gut, wenn sie ihn bemerkte.
    Er wollte sich in aller Ruhe ein Bild von der Lage machen. Das musste er sich mal genauer ansehen! Er fuhr zurück zu der Weggabelung und stellte sein Auto in die Fahrtrichtung, aus der er hergekommen war. Nur für den Fall der Fälle, dass er vielleicht schnell abhauen musste oder so.
    Komisch aber wahr – er traute dieser Frau alles zu. Sie sah heiß aus und war selbstbewusst. Was führte sie für ein Leben? Das finden wir jetzt mal heraus sagte er zu seinem Spiegelbild. Dann nahm er seine Beretta.
    Aber halt! Da war noch etwas, dass er nicht vergessen durfte – ihr Kennzeichen. Er musste sich das Kennzeichen notieren. Und genau das tat er!
    Scheiß doch drauf, ob ich die Alte flach lege oder nicht. Die blöde Kuh wird hier draußen ganz bestimmt nicht campen dürfen… Und sie hat mich angegriffen… Und mal schauen, was ich noch herausfinde. Vielleicht kann ich ihr den Tag ja auch auf eine andere Weise gründlich vermiesen. Mal sehen, wem die Polizei dann glaubt, was?
    Er schlich zu der Hecke zurück, die einen ehemaligen Kleingarten abgrenzte.
    Um Aufmerksamkeit durch eine möglicherweise quietschende Pforte zu vermeiden, stieg er einfach darüber hinweg und betrat das alte Gartengrundstück. Hier wuchs Löwenzahn in solchen Mengen, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte, das Gras reichte ihm fast bis zur Hüfte hoch und es schien regelrecht zu leben. Vielleicht war er ein Spinner, vielleicht bildete er sich das nur ein, aber es klang tatsächlich so, als wäre durch das Betreten des Grundstücks eine natürliche Alarmkette der Natur in Kraft getreten. Das Gras schien zu zischen, zu fiepen, sich zu bewegen und die in ihm lebenden Tiere den Rückzug anzutreten, um ihn mit Argwohn zu beobachten.
    Die Natur holt sich alles irgendwann zurück , dachte er in diesem Moment, und sah vor seinem inneren Auge Tiere und Pflanzen, die durch die Unberührtheit entstanden sein mochten und die nicht gut für den Menschen waren… gar nicht gut…
    Trotzdem, er würde jetzt nicht den Rückzug antreten.
    Was hatte er schon für eine Ahnung von der Natur? Keinen blassen Schimmer…
    Sein Fantasie spielte ihm morbide kleine Streiche, weiter nichts.
    Ich hab doch nur Schiss, dass die mich entdecken , dachte er.
     
    Die verwaiste Gartenlaube hatte eine ebenso merkwürdige Aura wie das Gras und die übrige Vegetation, in der er hier stand. Durch das lose in den Angeln hängende Fenster erkannte er im Inneren der Laube alte Hängeschränke und einen Bollerofen. Es war erschreckend und zugleich faszinierend, dass bis vor ein paar Jahren alles hier bewirtschaftet worden war, und jetzt… jetzt ist das hier das zu Hause von einer geisteskranken Furie… Oder was? Sein Kampfgeist und die Neugierde waren immer noch vorhanden, doch dieses unangenehme Gefühl in der Magengegend war auch wieder zurück. Genau das gleiche Gefühl hatte er vorhin schon, als er angehalten hatte. Dieses Gefühl, in einem schrecklich zusammen geschusterten Horrorfilm zu stecken… Wo

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