Per Anhalter (German Edition)
Er setzte sich in Bewegung, stieg über die Gartenpforte hinweg und sprintete auf sein Auto zu.
Die Sache an sich war glasklar – Natürlich hatte es was mit ihm zu tun, dass sie aufbrachen. Selbstverständlich! Niemand sollte von ihrem hübschen kleinen Versteck wissen. Zigeuner und Rumtreiber waren nirgendwo gern gesehen. Außerdem war es ganz sicher nicht legitim was sie da machten. Okay, er hatte sich alles ganz anders vorgestellt und anders gewünscht als es nun war, doch wenn er sie zumindest verpfeifen konnte und ihnen auf die Art schaden, dann war das schon mal besser als gar nichts. Und das würde er sich auf gar keinen Fall nehmen lassen. Diese parasitäre Bande würde ihm nicht zuvorkommen.
Er war so in Eile, dass ihm gar nicht auffiel, dass die Tür seines Autos offen stand. Er ließ sich auf den Sitz plumpsen und kramte in der Ablage unter der Mittelkonsole nach seinem Handy. Er war sich sicher, er hätte es dort abgelegt. Er schaute nach, doch da war es nicht. Merkwürdig , dachte er, hab ich das ins Handschuhfach gelegt? Er beugte sich zum Handschuhfach herüber, und bemerkte dabei, quasi aus den Augenwinkeln heraus, dass vor seinem Auto ein weiteres Fahrzeug stand. Ein rostroter Opel Corsa. Er hielt kurz inne. Und ihm wurde heiß! Ein penetrant-saurer Gestank stand im Innenraum. Käsig und schweißig. Nein . Das bilde ich mir nur ein. Wieder ging sein Blick nach vorne durch die Windschutzscheibe. Er betrachtete den verdreckten Kühlergrill des Kleinwagens…
Und ihm wurde mit schrecklicher Härte bewusst, dass seine Tür offen stand.
Jetzt wurde es ihm bewusst.
Er schluckte noch einmal und stieß einen eigenartigen Laut aus. Hier ist noch einer… Hier in meinem Auto… Apathisch öffnete er mit der rechten Hand das Handschuhfach.
Landkarten, die Fahrzeugpapiere, eine Dose Salzlakritz und eine handvoll Feuerzeuge rieselten heraus. Er beachtete dies gar nicht. Instinktiv wusste er bereits, dass das Handy nicht da drin war.
Er spürte es bereits im Nacken.
Es , das Etwas , das penetrant stank und sich hier in seinem Auto befand…
Und das war definitiv keine Einbildung. Er konnte seinen Atem im Nacken spüren.
Raus hier!
RAUS HIER! , schrie etwas in ihm auf. Etwas, das genau wusste, dass es längst zu spät war, denn der Atem in seinem Genick war genau so real wie dieser verfluchte, ätzende Gestank. Nun hatte er seinen Horrorfilm – seinen ganz privaten – und er war mittendrin!
„Na, Fettsack, was suchst du? Dein Telefon? Ist es das, was du suchst?“
Er spürte die Klinge an seinem Hals während die Worte mit piwarmem, stinkenden Atem in sein rechts Ohr gesäuselt wurden. Sein Kopf fühlte sich an, als würden große Mengen Gas in ihn hinein geblasen, und als stünde er kurz vor der Explosion.
„Erzähl doch mal, was hast du hier zu suchen, hm? Du musst wissen, ich mag keine neugierigen Schnüffler. Also, sag mir die Wahrheit: Bist du ein neugieriger Schnüffler?“,
„Nein.“,
„Du bist kein neugieriger Schnüffler?“,
„Absolut nicht!“,
„Ooh, dann hab ich da wohl was falsch interpretiert, was? Was wolltest du mit dem Kennzeichen hier, hm? Wolltest du das den Bullen bringen und ihnen erzählen, was du gesehen hast?“,
„Nein, ich…“,
„ Wolltest du den Bullen das übergeben, ja oder nein?“ Wolfgang wusste, dass der Typ auf der Rückbank die Antwort sowieso kannte.
„Ja. Ich wollte, aber ich werde es nicht tun. Ich schwör´s, ehrlich!“,
„Ha-ha-ha, du schwörst?“ lachte er, „Das ist ja herzerweichend, ehrlich. Leg deine Knarre weg. Na los. Wirf sie am besten nach draußen. Eine falsche Bewegung und ich schlitz dir deine verdammte Kehle auf, haben wir uns verstanden? Ich mach das nicht zum ersten Mal, glaub mir, also sei ein artiger Junge und wirf die Knarre raus.“
Er tat wie geheißen. So verrückt es sich auch anhören mag, er hatte die Beretta schon wieder gar nicht auf der Pfanne gehabt. Eben schon war ihm nur durch Zufall aufgefallen, dass er sie in der Hand hielt und sie im Takt seines Ganges mitschwang. Das war nicht gerade Profikillerpotential.
„Zeig mir deine Hände. Gut, wunderbar. Und jetzt müssen wir zwei Hübschen mal ein paar Takte miteinander sprechen. Also: Was hast du hier zu suchen?“,
„Ich… Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen.“,
„Ah, ich verstehe. Warum? Bist du ´n Bulle oder was?“,
„Nein, ehrlich. Mir ist nur aufgefallen. Mir ist aufgefallen…“,
„ Was ist dir
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