Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
Vom Netzwerk:
Schreck durch den los fliegenden Vogel, das viele Blut, die Angst vor einer Sepsis und das ungute Gefühl, dass Britta und Mario längst wussten, wo er steckte. Und als ob das alles nicht schon genug war, meinte er jetzt auch noch Rascheln und Knacken aus dem Unterholz zu vernehmen.
    Vor Schreck vergaß er seinen verletzten Fuß und trat damit auf. Die nächste maternde Woge aus Schmerz, und diesmal konnte er einen Schrei nicht unterdrücken.
    „Scheiße“, stöhnte er und biss die Zähne aufeinander. Wie konnte man innerhalb von nur so kurzer Zeit so viel Pech haben?
    Er musste weiter. Es half nichts.
    Augen zu und durch .
    Und so ging es auf einem Bein und mit dem Kind auf dem Arm weiter.
    Er vertraute auf sein Gefühl was die Richtung anbetraf. Sollte er wirklich in die falsche Richtung unterwegs sein, würde er es schon merken. Hoffentlich nicht erst dann, wenn es schon zu spät war.
    Er lief in ein Spinnennetz, das sich zwischen zwei Tannen befand und in dem eine dicke Kreuzspinne hockte. Die Fäden verteilten sich über sein ganzes Gesicht und die Haare. Widerlich, doch es hinderte ihn nicht am Weitergehen.
     
    Die Bäume standen nun nicht mehr so dicht beieinander, dafür gab es immer mehr Dornenbüsche. Hier konnte er unmöglich hindurch hinken. Wenigstens war er sich nun sicher, dass er in die richtige Richtung unterwegs war. Vor ihm lichtete sich der Nadelwald und ermöglichte den Blick auf ein weites Feld. Am Horizont erkannte er eine Kirchturmspitze und Oberleitungen. Links waren weitere Tannen und auf der rechten Seite entdeckte er einen ungefähr zwei Meter hohen Maschendrahtzaun. Er hinkte darauf zu. Es war unvermeidlich dass er dabei in einige Dornen trat und Brennesseln streifte, denn davon wucherten hier ausgesprochen viele.
    Mitten in all dem Unkraut blitzte eine weitere Glasscherbe hervor.
    Dieses Mal sah er sie rechtzeitig. Dafür geriet er leicht ins Wanken und seine nackten Beine, sein Penis und die Arme streiften einen Strauch Brennesseln. Auf seiner Haut breitete sich ein Gefühl aus, wie man es von Sonnenbränden her kennt.
    Was nicht tötet härtet ab - auch wieder so ein Spruch von Mutti. Genau wie „Jwd, janz weit draußen“ und all die anderen Sprüche, die er im Laufe der Zeit von ihr gehört und aus einem unerfindlichen Grund abgespeichert hatte.
    David verstand nicht so recht, weshalb dieser Maschendrahtzaun hier stand. Dahinter war nichts als eine Graslandschaft zu erkennen. Gras, das ihm bis zur Hüfte reichte, vielleicht sogar noch höher. Vermutlich voller Zecken, Grillen und sonstigem Getier. Aber Gras war immer noch besser als Brennesseln. Diese waren hinter dem Zaun nicht auszumachen.
    Das Gras würde sich auf seiner Haut und an den Füßen weich anfühlen.
    Nur wie sollte er dort rüber kommen? Und wo würde er raus kommen? Geradeaus waren zu viele Dornen, schied also auch aus. Zurück gehen war Unsinn, blieb also nur der Wald.
    Er machte sich auf den Weg. Dabei bemerkte er, dass sein Fuß bereits blutüberströmt war. Es kleckerte förmlich aus ihm heraus, was nicht gerade zu seinem Wohlbefinden beitrug.
    Wenn ich ihn wenigstens irgendwie verbinden könnte. Nur wie?
    Er konnte auch diesen Gedanken nicht zu Ende denken, denn wieder meinte er, ein Rascheln gehört zu haben. Ein Rascheln und kurz darauf eine Stimme. Letztere jedoch aus weiter Ferne. Sie klang gedämpft, wie ein Rasenmäher am Ende der Straße oder ein Sportflugzeug irgendwo am Himmel. Aber sie war da. Reflexartig nahm David eine geduckte Haltung an und sprintete auf den Wald zu.
    Dabei vergaß er wieder zu hinken und trat erneut voll auf die Scherbe. Wieder war der Schmerz von himmelschreiender Intensität, und dieses Mal musste er das kleine Mädchen wohl doch ein bisschen zu heftig gedrückt haben.
    Es war wohl durch den plötzlichen Schreck passiert. Jedenfalls fing es an, erstickt zu weinen.
     
    David rannte weiter.
    In nicht weiter Ferne befand sich definitiv ein Dorf oder eine Stadt.  Es musste so sein!
    Gleich kannst du weinen, kleine Maus. Gleich und dann wann immer du willst, aber bitte nicht jetzt. Bitte nicht schon wieder jetzt und hier. Er gelangte in den Wald, ebenfalls aus Tannen bestehend, und fühlte sich etwas sicherer, etwas unbeobachteter als zuvor auf der freien Feldfläche. Er stellte sich hinter eine der Tannen und schaute sich um. Nach wie vor war niemand zu sehen. Aber nur weil niemand zu sehen war, hieß das noch lange nicht, dass auch wirklich niemand da war.
    Fürwahr, er hatte

Weitere Kostenlose Bücher