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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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Jetzt kam das sowieso nicht infrage, denn sie verfügte über ihre restlichen gemeinsamen Bargeldreserven. Als er sie kennenlernte, war das „Kräfteverhältnis“ noch genau umgekehrt. Damals hätte er zu ihr sagen können: „Britta, friss deine Scheiße. Zieh dich aus, kack auf ´nen Teller und ich schau dir dabei zu.“ Sie hätte es getan. Sie hätte überhaupt alles getan. Damals… Ganz am Anfang fand er diese Frau einfach scharf. Sie war ein richtig verdorbenes Stück Fickfleisch, versaut bis in die Haarspitzen und für jede Schweinerei zu haben. Sie war bis heute eine echte Kanone im Bett, aber das allein reichte selbst ihm nicht auf Dauer. Im Grunde genommen lag das Problem darin, dass er sich 1. in sie verliebt hatte und 2. sich Stück für Stück mehr treiben ließ, während sie, beinahe unbemerkt, die Zügel in die Hand nahm, wodurch er von ihr abhängig wurde und nicht umgekehrt. Er gab es nicht gerne zu, doch es war eine Tatsache, dass er das Herz und sie das Hirn in ihrer Partnerschaft war.
    Im Streitfall gingen ihm immer rasch die passenden Argumente aus. Sie konnte einen innerhalb kürzester Zeit mundtot machen. Sie führte Dinge an, die er gar nicht berücksichtigt hatte. Oft wärmte sie alte Kamellen wieder auf, zugegeben, aber dagegen war er machtlos.
    Am Ende hatte sie immer Recht und das wusste er dummerweise auch. Sie hatte auch jetzt recht. Wenn sie sich keine neuen Karren besorgten, würde die Polizei sie innerhalb kürzester Zeit ausfindig machen können. Und nach ihm würden die Bullen sowieso suchen, denn er hatte einen von ihnen auf dem Gewissen. Das war eine verdammte Scheiße! Damit hatte Britta wieder ein Druckmittel mehr. Er kam gegen diese Frau nicht an. So langsam wurde die Luft immer dünner… Und eigentlich war das alles nur ihre Schuld.
    Seit ungefähr einem Jahr wurde sie immer wahnsinniger. Bei Britta war das so eine Sache. Sie durfte sich einfach nicht langweilen. Wenn sie genug um die Ohren hatte, dann war das Zusammenleben mit ihr erträglich, doch wenn dies nicht der Fall war, dann kam sie auf die verrücktesten Ideen. Es war nie anders, doch im Laufe der Jahre wurde es immer extremer, immer krasser. Das betraf nicht nur ihre Aktionen sondern auch ihre Stimmungsschwankungen. Von Zeit zu Zeit konnte man meinen, sie hätte permanent ihre Tage. Sie saß dann da, sprach kein Wort mit einem und wurde zur Furie, sobald man sie auch nur falsch ansah. Sie konnte einen wirklich zur Weißglut bringen. Teilweise mutierte sie zu einem völlig anderen Menschen, was schon erschreckend war. Da brauchte nur mal das Wetter umschlagen und man wachte am nächsten Tag neben einem bleichen Trauerkloß mit zotteligen Haaren auf, der entweder nervös hin und her rannte oder, wie gesagt, stumm da saß, eine nach der anderen rauchte und vollkommen von der Rolle war.
    Ja, wenn er ehrlich war, machte Britta ihm sogar manchmal Angst. Er kannte ihre Geschichte, und auch wenn er kein Psychologe war wusste er, was eine solche Vergangenheit mit einem machen konnte. Zumal er es ja täglich sah.
    Britta war ein psychisches Wrack und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Er sollte vielleicht besser auch langsam das Auto verlassen, bevor…
    Doch es war schon zu spät.
    Britta hatte einen Ausdruck auf ihrem Gesicht, der wahrhaftig nichts Gutes erahnen ließ. Sie stand in der Wohnwagentür. Ihre Augen versprühten Gift. Er sah es ganz genau und stieg aus.
     
    „Was ist?“ rief er. Brittas Mundwinkel fingen an zu zucken.
    „Hallo? Ich rede mit dir. Was ist ?“ Sie stieg die Treppe hinunter und marschierte auf ihr Auto zu.
    „Britta?“, sie reagierte nicht.
    Sie kurbelte den Wohnwagen in einem irren Tempo vom Auto ab, riss die Tür des Geländewagens auf, setzte sich rein und schmiss die Tür sofort wieder zu. In letzter Sekunde konnte Mario die Tür noch aufmachen bevor sie los fuhr.
    „Was ist los“, fuhr er sie an. Britta guckte stur geradeaus. Er konnte sie schnaufend atmen hören. So sah ein Mensch aus, der im wahrsten Sinne des Wortes vor Wut schäumte .
    „Rede doch endlich mit mir!“ Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung. Eine Szene wie aus einer kitschigen Liebesschmonzette. Ihre Augen waren rot. Er hatte sie schon oft genug wütend erlebt, aber so tatsächlich noch nie. Ihre Augen waren wahrhaftig rot vor Wut .
    „Uwe ist tot. David istweg!“, sagte sie tonlos und machte eine Sekunde Pause.
    „Vivi ist weg“, wieder eine Pause. „Und Lasse ist ebenfalls weg. So. Und jetzt kommst

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