Per Anhalter (German Edition)
offen, draußen scheint ein Wald zu sein, soweit ich sehe. Ich bin allein. Höre keinen von ihnen.
Wo stecken sie? Keine Ahnung!
Was haben sie vor? Ich weiß es nicht!
Muss ich Angst haben? Ganz sicher!
Aber noch bin ich allein. Hier ist niemand im Raum.
Aber warum konnte er sich nicht setzen? Es war, als würde sein Körper ihn mit aller Gewalt daran hindern wollen. Ja, um ehrlich zu sein war es sogar so, als hätte er gar keine Kontrolle über seinen Körper oder zumindest nur bedingte Zugangsrechte.
Aber vielleicht gibt sich das gleich von selbst. Wer weiß, wie lange ich hier schon wieder gelegen habe und mit was für komischen Spritzen sie mich ruhig gestellt haben.
Er lauschte. Nichts als Stille.
Irre, wie intensiv Stille sein konnte. Als ob man in einem Vakuum war oder die Zeit still stünde. Er starrte immer noch den Fußboden an. Er war mit einer dicken Schicht aus Staub und Sand überzogen. Ein alter Holzschrank mit altbackenen Ölmalereien stand neben dem Fenster. Darunter tummelten sich Wollmäuse, und die Standbeine waren mit Spinnenweben umgarnt. Neben der Tür befand sich ein Kalender. Er wirkte alt und abgegrabbelt, als ob er irgendwann einmal feucht geworden war. An der Decke war eine Lampe montiert, die an eine Glasschüssel erinnerte. Auch sie war mit Spinnenweben und Staub umwickelt.
Der nächste Versuch, sich hinzusetzen, misslang, und blieb eine Drehung zur anderen Seite. Hier befand sich ein Nachttisch, der ungefähr so alt sein musste wie der Schrank. Dahinter war eine holzvertäfelte Wand. An ihr hingen ein goldener Kompass, eine Fliegenklatsche aus Draht, sowie mehrere Ölgemälde.
Etwas weiter hinten stand ein alter Sekretär mit Kerzen und einer Öllampe darauf. Man konnte den Eindruck gewinnen, in einem völlig anderen Jahrhundert zu stecken.
Wieder lauschte David der Stille. Sie fraß ihn förmlich auf.
Es gab nicht einmal eine tickende Uhr oder ein Rumpeln von der Heizung. Es gab nichts außer ihm selbst und dem Knistern der Bettwäsche, wenn er sich bewegte.
Die Bettwäsche konnte indes noch nicht seit hunderten von Jahren drauf sein. Sie roch zwar ein klein wenig muffig aber es steckte auch noch eine Nuance von Weichspüler in dem Stoff.
Das Muster hingegen war altertümlich, so wie alles andere. Angefangen bei den Gardinen, den Schränken und den Ölgemälden… Es war ein einfacher grüner Bezug ohne Motiv.
Er versuchte wieder, sich hinzusetzen, und wieder blieb es beim Versuch. So ganz allmählich fing er an, sich wirklich darüber zu wundern. Er tastete mit der Hand hinter sich, und hoffte, sich am Bettpfosten hochziehen zu können. Es kostete unglaublich viel Kraft, doch nun saß er endlich aufrecht im Bett und konnte sich einen Überblick machen. Geradeaus war ein weiteres Fenster. Davor war eine Hecke zu sehen.
Wir müssen hier irgendwo in der Pampa sein , bemerkte er wenig erfreut und ebenso wenig überrascht. Ansonsten gab es in dem Zimmer lediglich noch einen Stuhl. Und darauf liegt mein T-Shirt. Wieso ist mein T-Shirt auf dem Stuhl? Er schaute an sich herunter und stellte fest, dass sie ihn in einen weißen Umhang gesteckt hatten, wie es sie in Krankenhäusern gibt. Es war besser, sich gar nicht erst nach den Gründen zu fragen. Eine Weile saß er dann einfach nur stocksteif im Bett und jagte wirren Gedanken hinterher. Erinnerungen, Vorahnungen, Vermutungen... Und nichts davon ließ sich festhalten. Der gesamte untere Teil seines Körpers kribbelte, als wäre er eingeschlafen. So wie manchmal ein Arm oder ein Bein kribbelt, wenn man in der Nacht darauf gelegen hat. Nur dass es hier überhaupt nicht mehr aufhörte, sondern immer intensiver wurde. Ein unangenehmes Gefühl. Außerdem fing es nach und nach an, immer stärker an den Beinen zu jucken, doch er war sogar zu träge, sich durch Kratzen Abhilfe zu verschaffen. Sie haben mich garantiert wieder mit irgendeiner Scheiße vollgepumpt. In der Tat gab es für sein Befinden keine andere, halbwegs logische Erklärung. Auf eine Weise fühlte er sich getrieben und ruhelos, auf eine andere Weise hingegen war er völlig steif und empfand nicht einmal große Besorgnis.
Mit der Zeit wurde der Juckreiz an den Beinen immer schlimmer. Es war, als wäre seine Haut dort völlig ausgetrocknet. Er beugte sich nach vorn, um sich zu kratzen, als ihn ein Knarzen erschreckte und er inne hielt.
Es war nur das Bett . Es musste das Bett gewesen sein, denn jetzt war es wieder völlig still.
Er kreiste mit dem
Weitere Kostenlose Bücher