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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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kriechen. Weiß nicht mal in welche Richtung... Und sie werden mich wieder suchen... Und wieder finden...
    „SCHEISSE!“, schrie er wie besessen in Richtung Wald.
    Alle denkbaren Varianten waren an irgendeinem Punkt aussichtslos. Was immer er tun würde war lebensgefährlich! Und er hatte sich wieder einmal noch tiefer in die Scheiße hinein geritten, als er ohnehin schon drinnen steckte.
     
    Was er jetzt tun konnte war: springen und hoffen, dass er sich nicht verletzte. Wenn dies nicht der Fall war, durch den Wald robben und hoffen, dass es die richtige Richtung, nämlich zur Zivilisation, sein würde. Wäre dies nicht der Fall, fanden sie ihn entweder oder er verhungerte qualvoll. Eine weitere Möglichkeit war, nicht vor dem personifizierten Grauen zu fliehen, sondern ihm ins Gesicht zu sehen. Wie wäre es mal mit mitspielen, David? Spiel mit, ohne Hintergedanken, verstehst du? Wenn sie dich denn noch mal lassen und du dir das nicht auch schon kaputt gemacht hast mit ihrem Vertrauen und so... Vielleicht wollen sie dir gar nichts Böses aber sind einfach maßlos von dir enttäuscht. Daran schon mal gedacht? Spiel mit und lass dich auf sie ein.
    „Ich bin doch nicht bescheuert!“, antwortete David der Stimme in seinem Kopf und war über sich selbst irritiert. Aber die Idee war so dermaßen verrückt, dass er einen Moment lang glaubte, sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst zu verarschen.
    Diese Menschen, wenn es denn überhaupt Menschen waren, hatten ihm nichts als Leid und Schmerzen zugefügt, und jetzt sollte er sich mit ihnen gutstellen ? Im Leben nicht! Ihre erbarmungslose Gefühlskälte zeigte sich schon anhand seiner Beine. Er durfte gar nicht daran denken, dann wurde ihm schlecht vor Entsetzen und Kummer. Nein , er würde ganz bestimmt nicht auf sie warten und sich womöglich gar bei ihnen einschleimen, um in den erlauchten Kreis ihrer gestörten „heilen Welt“ aufgenommen zu werden.
    Er war doch nicht krank im Kopf!
    Aber vielleicht , argwöhnte er,  bin ich auf dem Weg dahin, den Verstand zu verlieren.
    Sein Blick wanderte nach unten. In der Tat war die Erde unter ihm mit Glasscherben gesprenkelt, und er würde ganz sicher auf einer von ihnen landen. Andersherum: Was bedeutete es schon, in seinem Zustand von Glas zerschnitten zu werden? Sein ganzer Körper war deformiert, abgewetzt und aufgerissen. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Also schloss er die Augen und versuchte, sich nur noch auf sich selbst und seine eigene Stimme zu konzentrieren. Irgendwo in der Ferne zwitscherte ein Vogel sein Lied, und er vernahm den lauen Wind, der die Baumkronen seicht in Bewegung hielt, so dass ihre Blätter gedämpft das Lied der Friedfertigkeit rauschten. Die Welt, die da vor ihm lag, und die die Freiheit mit ihrer Geräuschkulisse und der harmonischen Komposition natürlicher Düfte anpries, erschien so friedlich… so rein, so grenzenlos… so verlockend.
     
    David öffnete seine Augen wieder. Seine rechte Hand umfasste den äußeren Bereich des Fenstersimses und die Linke folgte sogleich. Er stemmte seinen Körper hoch, bis sein Brustkorb auf dem Gesims auflag und es nur noch physikalische Formsache war, bis er kopflastig dem Gesetz der Schwerkraft Rechnung tragen würde.
    Seine Augen gingen auf… und wieder zu… auf… zu…
    Die Höhe war in seiner körperlich-mentalen Gesamtsituation unerträglich!
    Augen auf/Augen zu/Augen auf/Augen zu… Und mit geschlossenen Augen wagte er es, noch ein weiteres, winziges Stück zu rutschen, und da zogen sich auch schon seine Innereien zusammen…
    Augen auf!
    Er sah alles wie in Zeitlupe. Es war, als hätte er ewig Zeit, sich auf den Aufprall vorzubereiten. Der Erdboden kam nur langsam näher… ganz langsam. Er breitete die Arme aus… Dachte noch an die Scherben… Und da wurden seine sich wie lose Brocken anfühlenden Innereien, heftig zusammen gestaucht und er schlug auf. Mehr rechts als links, ganz eindeutig. Ein berstender Schmerz schrie in ihm auf, der alle anderen Empfindungen innerhalb kürzester Zeit eliminierte. Da war ein Busch, da war Erde, da war Gras… und dann war da für einen kurzen Augenblick nur noch Dunkelheit… Und Schmerz!

Kapitel 16
     
    Es war unglaublich aber wahr – sie stand hinter dem Tresen und bediente die Kunden.
    Einen nach dem anderen. Und heute war sehr viel los.
    Sie arbeitete in einer Art „Automatikmodus“, wohlwissend, dass sie sich gerade selbst verletzte, und doch hoch konzentriert war auf das was sie tat.
     
    Der

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