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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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ein Zombie. Sie schlurfte vor sich hin und war übervoll mit Blut. Zwischenzeitlich hatte Lasse schon befürchtet, sie würde gar nicht mehr zurückkehren, als hätte sie ihn auch verlassen.
    Sie setzte sich auf den Fahrersitz. Das einzige was sie sagte war,
    „Oh man, ich glaub, ich muss mal duschen.“
    Sie sagte es mit einer Gelassenheit, als wäre sie gerade verschwitzt von der Gartenarbeit rein gekommen. Er antwortete ihr nur mit einem Kopfnicken. Irgendwie konnte er im Augenblick in der Gegenwart seiner Mutter kaum richtig atmen. Jedes Wort dass er sagte konnte genau das Verkehrte sein. Ihre Nähe fühlte sich an wie die Luft vor einem Gewitter. Aufgeladen, stickig, angespannt. Genau wie damals, wenn er mit Hassan alleine war. Etwas gespenstisches und auf ihn projiziert böses lag in der Luft.
    Vivi lag schlafend in seinem Arm.
    Die Dämmerung war bereits heran gebrochen, so lange war sie fort gewesen.
    Mama warf der Kleinen einen Blick zu, dann schaute sie ihm ins Gesicht.
    „Was willst du eigentlich mit diesem Verräterkind?“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Sie hat uns verraten und verkauft, Lasse. Ich möchte sie nicht weiter mit mir rum schleppen. Hörst du?“ Er sah sie an, doch sie blickte nur stur geradeaus auf den See, vor dem sie standen. Mehrere Sätze lagen zum Aussprechen bereit auf seiner Zunge, aber er brachte keinen davon heraus.
     „ Ob du gehört hast , wollte ich wissen?“,
     „Na ja“, traute er sich zu sagen, „Aber eigentlich hat ja nicht sie sondern…“,
    „ Ob du gehört hast? “ keifte sie dazwischen.
    „Ich möchte dieses Kind weder sehen, noch will ich es riechen, noch anfassen müssen! Wir müssen jetzt an uns denken, Lasse. Du und ich . Wir sind jetzt ein Team, verstehst du? Und wir müssen zusammen halten. Dieses Mädchen da ist giftig für uns!“ Lasse hatte ein sehr schlechtes Gefühl. Vivi war ihm tatsächlich ans Herz gewachsen und zum ersten Mal erkannte er von selbst, dass es unrecht war, was seine Mutter behauptete.
    Vivi konnte für alles was passiert war überhaupt nichts. Es widerstrebte ihm, was seine Mutter sagte.
    Erstarrt hielt er sie im Arm.
    „Wir brauchen keine Vivi, Lasse“ erklärte sie weiter, „Wir brauchen nur uns. Und das mehr denn je.“
    Sie legte ihre Hand auf seine Wange.
    „Wir bauen uns jetzt zusammen etwas auf, ja? Und verlassen uns aufeinander und auf niemanden sonst. Weißt du, wie ich das meine? Sie haben uns alle im Stich gelassen, alle wie sie da sind. Und dieses Kind ebenfalls.“,
    „Aber sie ist doch noch ´n Beehbi. Sie kann doch noch gar nichts selber, Mommor.“
    Sie machte ein sehr verständnisvolles Gesicht und tätschelte sein Knie mit ihrer Hand.
    „Ich weiß, dass du das so empfindest. Aber es ist falsch . Vivi hat sehr viel Unglück über unsere Familie gebracht und mich zutiefst enttäuscht. Für David gilt das Gleiche.“,
    „Was hast du eigentlich mit ihm gemacht?“ fragte er sie, woraufhin sie ihm lange in die Augen guckte. Ein tiefer Glanz schimmerte in ihren Augen.
    Wenn Mama diesen Glanz in den Augen hatte, zog sie einen unwillkürlich in ihren Bann. Man sah in ihre Augen und tauchte förmlich in ihnen ab. Man hatte das Gefühl, als wäre man mit ihr verschmolzen.
    Dann hauchte sie, „Er wird nie mehr weggehen.“,
    „Hast du ihn… umgebracht?“ Sie lachte abgehackt. „Nein. Umgebracht habe ich ihn nicht. Er wird einfach nicht mehr weggehen.“,
    „Aber was hast du denn mit ihm gemacht?“ Er war noch immer ein Gefangener ihrer Augen und in diesem Moment auch ein Gefangener ihrer Hände. Er roch den eisernen Geruch von Blut an ihnen und spürte, wie sie an seinen Wangen regelrecht klebten. „Ich habe getan, was ich tun musste. Ihm gegeben, was er verdient hat. David ist der schlimmste Verräter von allen. Er ist gekommen um uns kaputt zu machen, um uns zu zerstören. Von Anfang an hatte er keine andere Mission als diese. Ich habe ihn gelehrt, was es heißt, wenn man uns enttäuscht. Seine Strafe war drakonisch.“,
    „Was heißt das?“,
    „Was heißt was?“ Ihre Hände strichen mit einer bizarren Wollust weiter über seine Wangen, liebkosten sein Kinn, ehe sie mit beiden Zeigefingern langsam an seinem Hals hinab fuhr.
    „Dragonisch?“,
    „Drakonisch?“,
    „Ja!“,
    „Das bedeutet hart . Qualvoll!“ Beim Wort qualvoll rümpfte sie die Nase und ihr ganzes Gesicht zuckte wie durch einen heftigen Stromschlag. Es behagte Lasse ganz und gar nicht, was sie da mit ihren Händen tat. In manchen

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