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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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wäre schon in Ordnung.
    Er erinnerte sich auf einmal daran, wie er den ACE-Saft in seinen Rucksack packte, kurz bevor er von Zuhause fortging (damals, als die Welt noch in Ordnung war…) Er stellte sich vor, wie der ACE-Saft schmeckte und wie er löschend seine Kehle hinab schoss. Er stellte sich kaltes, klares Wasser vor. Frisch, rein... Mit appetitlichen Perlen an der Seite eines Glases. Und Eiswürfel die im Glas klimperten. Wasser. Was brauchte man mehr als Wasser? Scheiß auf Cola und ACE-Saft. Alles was er brauchte war Wasser! Und er verzweifelte beim Gedanken an diese kühle Erfrischung. Es war nicht mehr auszuhalten.
    Ich habe noch nie im Leben Durst gehabt. Keinen echten Durst. Ich brauche Wasser, verdammt nochmal. Er hatte wieder diesen unbändigen Antrieb, denn jetzt war die Tür zu der verfluchten Hütte auf und garantiert gab es in der verfluchten Hütte Wasser.
     
    Er schleppte seinen zerfurchten Leib vorwärts durch das nasse Gras, immer dichter auf das Licht zu, von Gut und Böse längst verlassen und belagert von einem dumpfen Pochen in den unteren Körperregionen.
    „Waaa“ stöhnte er. „Waaaa!“ weiter kam er nicht, dann klappte er wieder zusammen. Warum kam dieses Wesen dort nicht wieder aus der Hütte. Es musste ihn doch gehört haben. Nur einen Schluck Wasser. Nur einen winzig kleinen Schluck , mehr wollte er doch gar nicht. Gleich geht er wieder aus der Hütte raus und fährt weg. Oder er sagt: „Du willst Wasser? Kriegst du aber nicht! Und jetzt hau ab!“ Was daraufhin geschehen würde, war nicht eben schwer zu erraten: Dann verdurste ich , wusste David, und der Gedanke an jenen entsetzlich grausamen Tod, spornte ihn an, sich wieder vorwärts zu bewegen. Dann verdurste ich!!!
     
    „Wenn du Durst hast, kannst du ja auch mal Wasser trinken“ hörte er die Stimme seiner Mutter sagen. Eine Stimme, die aus der Vergangenheit zu ihm sprach, die aus einer Zeit kam, als er noch so alt war wie Nadja heute, vielleicht eher etwas jünger, und als er mit Nico spielte. Nico Sasse, der irgendwann mit seinen Eltern nach Fallingbostel oder so ähnlich gezogen war… Ein heißer Sommertag… sie hatten draußen gespielt. Und irgendwann hatten sie ziemlich zeitgleich festgestellt, dass sie allmählich gut mal etwas zu trinken gebrauchen konnten. Was spielte man noch mal so alles draußen, fragte sich David. Wir sind immer viel mit dem Fahrrad gefahren oder haben Fußball gespielt. Vor allem wenn Andy und Erik auch draußen waren. Die meinten ja früher immer, dass sie mal Fußballprofis werden. Andy hatte es tatsächlich etwas weiter gebracht. Er spielte im Nachwuchs vom THW-Kiel. Erik hingegen hatte irgendwann herausgefunden, dass man Fußball genau so gut auf der Playstation spielen konnte… und hatte darüberhinaus ungefähr das Doppelte seines vorherigen Gewichts zugelegt. Was Fußball anging hatte David sich nie Illusionen gemacht. Er spielte ganz okay, aber bei weitem nicht gut genug um sich anmaßen zu können, damit eines Tages Geld zu verdienen.
    In jedem Fall sind Nico und ich durch das Treppenhaus nach oben gelaufen und haben fast schon Sturmklingeln an der Tür veranstaltet. „Mama, können Nico und ich was trinken?“ Es war ein Tag von der Sorte gewesen, an denen seine Mutter kaum Farbe im Gesicht gehabt hatte, als sie von der Arbeit nach Hause kam. Wahrscheinlich hatte sie sich mit ihrem damaligen Freund gestritten.
    Wer genau das zu eben jener Zeit war, daran konnte sich David nicht mehr erinnern. Spielte heute ja auch keine tragende Rolle mehr. Jedenfalls guckte sie schon reichlich genervt. Und jetzt viel David ein, dass es durchaus auch daran liegen konnte, dass sie wieder einmal völlig pleite war, denn sie sagte: „Ja, ihr könnt aber man Wasser trinken.“ Und natürlich war er gegenangegangen, gar keine Frage. Welches Kind trinkt schon Wasser? Und dann auch noch freiwillig!
    „Gut“ hatte seine Mutter daraufhin gesagt, „Wenn ihr kein Wasser trinkt, dann habt ihr auch keinen Durst…“ Irgendetwas begann bei dem Gedanken daran in Davids Hals zu pulsieren. … dann habt ihr auch keinen Durst… keinen Durst! Immer wieder: Keinen Durst, keinen Durst, keinen Durst… Und, verdammt noch mal, sie hatte Recht ! „Wir haben aber Durst, Mama. Echt! Ich verdurste sogar fast!“ und Nico hatte mit, „Oh ja, ich auch“ zugestimmt, woraufhin seine Mutter in die Küche ging, zwei Gläser aus dem Schrank holte und den Wasserhahn aufdrehte…
     
    Davids Augen rollten. Er sah einen

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