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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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staubtrocken und aufgeplatzt. Er steckte in einem Umhang, als ob er frisch vom OP-Tisch geflohen war. Als erstes überprüfte Lolle, ob der Junge überhaupt noch atmete. Dies war der Fall, doch seine Atmung war schwach und sein Herzschlag kaum noch zu ermessen. Er überlegte, was er jetzt tun sollte. Verzweifelt überprüfte er noch einmal alle Richtungen, ob auch wirklich keiner von hinten kam um ihm eins über die Rübe zu geben oder ein Messer in den Rücken zu rammen. Der Regen durchtränkte seine Kleidung und sein Haar, kroch durch den Nacken über seinen Rücken.
    Erstmal muss ich ihn hier wegbringen. Zumindest unter Dach.
    Und das tat er. Er packte David an den Händen und schleifte ihn hinter sich her.
    Auf der Veranda war bedeutend mehr Licht und der Anblick erschütterte ihn zutiefst.
    Der nach Erbrochenem und Schweiß stinkende Junge hatte die Augen geöffnet. Sie rollten in den Höhlen und fielen immer wieder zu. Sie waren total verklebt mit irgendeinem komischen Schmierfilm. Er blutete an allen möglichen Körperstellen, aus hunderten von Kratzern. Seine Haut war mit Gras, Erde und allem möglichen Dreck verklebt. Und dann waren da die Beine… Respektive keine Beine . Unterhalb seiner Oberschenkel war alles weg. Und das war definitiv nicht medizinisch korrekt gemacht. Die Stümpfe sahen aus wie zwei Abflussrohre. Der Knochen lugte heraus und eine penetrant stinkende Flüssigkeit suppte unentwegt auf die Bretter. Das soll Britta gemacht haben? dachte Lolle mit Schaudern. Bei aller Liebe, das konnte er sich selbst von ihr nicht vorstellen. Sie war zwar aufdringlich, abgebrüht und ganz bestimmt nicht ganz klar im Kopf, aber dass sie zu so etwas in der Lage war…
     
    „Scheiße, was mach ich denn jetzt?“ stöhnte er vor sich hin. Die Glut seiner im Mundwinkel eingeklemmten Zigarette fiel herunter und landete auf dem verdreckten Nachthemd.
    Davids Lippen formten sich zu einem Kussmund und er gab einen gutturalen Laut von sich. Dann verdrehten sich erneut seine Augen und eine neue Welle der Panik überkam Lolle. Er trippelte unruhig mit den Füßen und versuchte erfolglos einen klaren Gedanken zu fassen.
    Ich bin doch kein Arzt, Mensch. Was soll ich denn mit ihm jetzt machen? Wenn ich ihn nur reanimieren müsste, okay, das würde ich vielleicht hinbekommen. Aber noch lebt er ja. Er lebt! Er ist nur bewusstlos, oder… Er… Eine innere Stimme wallte in ihm auf und tischte ihm mit aller Härte die Tatsachen auf: Er liegt im Sterben. Der Junge STIRBT!!! Und du wirst dabei sein, live und in Farbe. Es sei denn, du unternimmst jetzt irgendwas. Aber was? Was sollte er denn machen? Erstmal Wasser! Ich hole jetzt erstmal ein großes Glas Wasser. Das kippe ich ihm über den Kopf. Durch den Schreck wird vielleicht sein Herz in Wallung kommen. Wer weiß… Ich muss es versuchen. Und dann werde ich ihm Wasser zu trinken geben. Vielleicht ist er komplett ausgetrocknet.
     
    Und so stürmte er in die Küche, riss den Schrank auf und holte anstelle eines Glases eine Karaffe heraus. Bei der Gelegenheit flogen drei Gläser aus dem Schrank und zerschellten klirrend auf dem Fußboden. Das Wasser, das aus dem Wasserhahn kam, war ganz rostig und alt. Das war hier immer so. Man musste die Rohre immer erst richtig durchspülen, ehe das Wasser richtig klar und rein wurde. Aber dafür war jetzt keine Zeit.
    Etwas Rost wird ihn schon nicht umbringen, keine Sorge brabbelte die innere Stimme.
    Und so ließ er die Karaffe volllaufen und rannte wieder nach draußen. Unfassbarer Weise rührte sich der Junge gerade. Er schleppte sich über die Schwelle.
    „Bleib liegen, Junge. Es ist alles gut. Bleib einfach liegen.“ Lolle wusste in diesem Moment nicht so recht, wie er es fand, dass der Junge noch immer kroch. Es hatte etwas Unwirkliches an sich, denn normalerweise konnte er unmöglich noch leben, so wie er zugerichtet war. Aber letztlich war es natürlich besser so, als wenn sein Herz in der Zwischenzeit ganz zu schlagen aufgehört hätte. Ohne nachzudenken goss er den Inhalt der Karaffe über Davids Haupt. 
    „Ääääärgh!“ blubberte der.
    „Schhhht, alles gut. Es ist alles gut, Junge! Das kommt wieder in Ordnung, glaub mir!“ Und dann flüsterte er, „Scheiße… Scheiße-Scheiße-Scheiße“, stand auf und rannte erneut in die Küche, um die Karaffe ein weiteres Mal mit Wasser zu füllen.
    Die Wirkung des kühlen Nass schien sich bereits zu entfalten, auf welch absurde Weise auch immer. Der Junge krakelte jetzt

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