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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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Verzweiflung, Freude und Wahnsinn sie gleichermaßen umher warfen, ohne dass sie auch nur den Hauch einer Chance hatte sich dagegen zu wehren.
    Wie sehr hasste sie David dafür, dass er ihr und ihrer Mutter, dass er Oma und Opa das angetan hatte. Und wie sehr liebte sie ihn dafür, dass er noch lebte.
    Er lebt doch noch, oder? JA, ER LEBT!!! ER LEBT!!!
     
    „… in Kiel im Krankenhaus. Mehr konnte er mir noch nicht sagen. Oder er wollte nicht, ich weiß auch nicht.“ Mama zog Rotz hoch, doch ihre Stimme war nicht mehr von Tränen erstickt, sondern vielmehr euphorisch, aufgebracht, wild…
    Sie hörte Oma irgendetwas sagen.
    Opa brummelte nur ganz trocken, während Oma auch eher aufgeregt klang.
    Mama kam ins Zimmer. Im Eilschritt! Nadja tat so, als hätte sie von alldem Trubel noch gar nichts mitbekommen. Genauso machte sie es auch an ihren Geburtstagen immer, wenn sie eigentlich schon längst wach war und doch jedes Mal wieder ausharrte, bis Mama kam um sie aufzuwecken, so wie es am Vorabend besprochen war. Selbst dann, wenn sie sich vor Aufregung und Vorfreude fast in die Hose pinkelte. Das Gefühl jetzt war jedoch noch viel besser als Geburtstag. Oder zumindest genauso gut! Aber wahrscheinlich besser, denn sie hatte die für Kinder so wichtige, notwendige Sicherheit wieder.
    „Mama, was ist los“, fragte sie schlaftrunken, obwohl sie längst wach genug war um normal zu sprechen. Und jetzt - endlich - kam ihre Mutter auf sie zu, setzte sich aufs Bett und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
    „Sie haben David gefunden. Ist das nicht unglaublich?!“ Als ihre Mutter das sagte kamen beiden gleichzeitig die Tränen. Nadja schlang einfach die Arme um den Hals ihrer Mutter und drückte sie an sich. „Ich weiß nicht wie es ihm geht“ weinte ihre Mutter, „er wird gerade operiert. Aber er lebt Mausi, er lebt. Dein großer Bruder kommt bald wieder nach Hause.“ Die letzten Worte waren mehr erstickte Laute.
    „Schön“ wimmerte Nadja. Mehr bekam sie nicht raus. Die Gefühle übermannten sie völlig. In zigtausenden von kleinen Tränenkristallen sah sie ihren Opa in der Tür stehen. Er spielte mit seinem klimpernden Autoschlüssel und war bereits vollständig angezogen.
    „Ich fahr jetzt mit Opa nach Kiel ins Krankenhaus. Da ist er hingekommen. Frag mich nicht wieso und weshalb, das erzähl ich dir hoffentlich alles ganz genau morgen früh“ sagte ihre Mutter. „Versuch noch ein bisschen zu schlafen, ja?“,
    „M-hm, okay Mama.“,
    „Ich hab dich lieb, Prinzessin. Tut mir leid wenn ich die letzten Tage so doof war. Es ist... Es war alles zu viel. Verzeihung.“,
    „Macht nix, Mama. Ich hab dich auch ganz doll lieb!“ Ihre Mutter blinzelte ihr zu und wischte sich hastig und überdreht mit dem Handrücken die Tränen aus ihren müden roten Augen. Oma war mindestens genauso aufgeregt wie Mama. Sie schien sehr unbeholfen und scharwenzelte um Mama herum, als ob sie sich nicht sicher war, ob sie sie wirklich in den Arm nehmen durfte. Schließlich drückten sie sich doch und auch Oma fing an zu weinen. Nur Opa zeigte keinerlei Regung. Er blieb steif im Türrahmen stehen und beäugte die Szenerie mit misstrauischem Gesicht, in dem sich gut sichtbar innere Unruhe und Unsicherheit spiegelten.
    Ich glaube, Opa würde in Wirklichkeit auch gerne mal in den Arm genommen werden , mutmaßte Nadja. Aber er traut sich das irgendwie nicht, weil er immer meint, dass er zu cool für sowas ist.
    „So, denn lass uns man auch langsam los, Schatz“ sagte er, und Mama löste die Umarmung mit Oma, die den beiden eine gute Fahrt wünschte und darum bat, dass sie sich meldeten, sobald sie irgendwelche Neuigkeiten hatten.
     
    Nachdem sie dann weg waren kam Oma an ihr Bett. Die Uhr war inzwischen zehn vor vier.
    „Oma will nur noch eben eine rauchen, dann komm ich zu dir. Ich bleib dann für den Rest der Nacht hier bei dir.“
    Nadja fand das richtig stark, auch wenn sie dank ihrer feinen Antennen auch die Unsicherheit ihrer Oma spürte, und genau wusste, dass sie sich gar nicht so recht darüber im Klaren war, was genau sie eigentlich wirklich gerade wollte.
    Wahrscheinlich würde sie nicht nur eine rauchen gehen, sondern sich außerdem noch einen Schluck Sherry genehmigen. Nadja hatte sie schon sehr oft auch nachmittags dabei ertappt, wie sie an der Flasche nuckelte die im Esszimmerschrank stand. Und es war ihr natürlich auch nicht verborgen geblieben, dass ihre Oma dies eigentlich lieber für sich behalten wollte. Aber im

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