Per Anhalter (German Edition)
Missbrauchs einer 8-Jährigen festgenommen. Er sitzt bis heute in der Psychiatrie.
David und ein neuer Freund, den er aus der Psychotherapie kennt, gründen im Frühjahr 2007 eine WG. Kurze Zeit später schmeißt David die Realschule.
Am 24.12.2007, sprich an Heiligabend, kommt Nadja Gimms erstes Kind zur Welt. Es ist ein Junge und sie nennt ihn Paul. Sie ist bei der Geburt gerade einmal 16 Jahre alt. So alt wie ihr Bruder, als sein Leben sich für immer veränderte.
Im Herbst 2009 – sprich sechs Jahre später – wird Gustav Anders Lund wegen Steuerbetrugs verhaftet. Auf seinem Anwesen in Schweden findet die Polizei neben einer Sammlung von beachtlichen 20000 Pornofilmen (darunter Nekrophilie, Kinderpornos, Kannibalismus und Sodomie auf der Festplatte seines Computers), in einem Hundezwinger die Überreste von rund einem Dutzend Leichen. Darunter auch Christoph-Mario Hannberg, den die Polizei jedoch nie als solchen identifizieren wird. Bei Gustav Anders Lund wurde eine schwere Persönlichkeitsstörung festgestellt. Der reiche Unternehmer wurde festgenommen und – genau wie Nadine Bennecke – zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er starb nach nur zwei Jahren im Gefängnis an einem Herzinfarkt.
18. Mai 2010 - David Gimm unternimmt im Drogenrausch gemeinsam mit seinem WG-Kumpel einen Selbstmordversuch von der Rendsburger Hochbrücke aus. Beide wurden in die psychiatrische Anstalt in Schleswig eingeliefert. Bei Davids Kumpel handelt es sich um einen jungen Mann, der bereits im Alter von 11 Jahren zum ersten Mal synthetische Drogen konsumiert hat. Er nimmt sich wenige Tage nach der Entlassung aus der Psychiatrie das Leben.
Spätsommer 2010 – Ausgerechnet ein Pärchen das Urlaub macht, entdeckt in einem Wald nahe der schwedischen Kleinstadt Åseda skelettierte Überreste einer jungen Frau…
Am Morgen des 24. Juni 2011 wird Nadine Bennecke schwer misshandelt in ihrer Gefängniszelle aufgefunden. Ihr Körper ist grün und blau, aus ihrer Vagina guckt ein Stiefel heraus. Die Geschichte wird publik gemacht und es kommt zu einem kurzen Medienansturm auf den Fall.
Epilog
Aus dem naiven Jüngling mit dem Koffer voller Träume ist inzwischen ein Mann geworden.
Ein Mann, dessen Leben sich zu 99% in seiner kleinen Einzimmerwohnung in der Rendsburger Innenstadt abspielt.
Er chattet nicht mehr so häufig wie früher, sondern spielt lieber Spiele auf dem Computer. Ein Stapel der Zeitschrift Computer Bild Spiele liegt neben seinem restlos überfüllten Schreibtisch auf dem Fußboden.
Meistens schläft er bis kurz vor elf, manchmal auch nur bis um zehn.
Gleich nebenan gibt es eine Lidl Filiale. Dorthin fährt er ein- zweimal die Woche mit seinem Rollstuhl, um seine mageren Bestand an Reserven aufzufüllen, oder wenn ihn denn mal der Drang nach etwas frischer Luft überkommt, was eher selten der Fall ist.
Man könnte sagen – er lebt isoliert.
Bei Lidl kauft er in aller Regel stets das gleiche:
Zwei Pakete Lyoner oder wahlweise Salami, günstige Pizzen im Zweier- oder Dreierpack in den Sorten Salami, Speciale oder Thunfisch, manchmal Seelachsfilet zur Zubereitung im Backofen, selten Fischstäbchen, einen bis zwei Liter 3,5%ige H-Milch, ein Päckchen Buttertoast. Und natürlich Bier. Nichts geht für ihn über ein Grafenwalder Gold.
Verrückt aber wahr, an so manchem Monatsende rollt er nur zu Lidl rüber um sich Grafenwalder Gold zu kaufen, kann dies nicht selten nur mithilfe von Pfandbons bezahlen, und „ernährt“ sich sogar einige Tage fast ausschließlich von dem Gesöff. Am Ende des Monats ist häufig nur noch eine angebrochene Dose Thunfisch im Kühlschrank oder abgelaufener Sahnejoghurt oder eine geöffnete Tüte Chips mit pappigem Inhalt liegt auf dem Schreibtisch.
Er hat gelernt so zu leben.
Manchmal ist das Leben öde, zugegeben, aber andererseits kann er sich auch nicht beklagen.
Seine Wohnung ist außerordentlich spärlich eingerichtet.
Es gibt darin einen Schreibtisch, auf dem sein Computer steht, einen Hocker, auf dem steht sein Fernseher, eine Matratze, die sein Bett darstellt, und einen weitwunden Kleiderschrank der mächtig aus dem Leim gegangen ist.
In seiner Küche gibt es, nun ja, einen kleinen Reinigungsstau um es mal höflich auszudrücken.
Die Geschirrablage ist seit geraumer Zeit vollgestellt mit dreckigen Tellern, Tassen und Geschirr. Unten auf dem Fußboden, gleich neben einem verschmierten Mülleimer, steht immer eine
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