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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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Lasses Geschwafel. An was für eine primitive Gruppe von Menschen war er da bloß geraten… Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Dann pfiff er (vollkommen falsch, aber das war ihm egal) ebenfalls „Always look on the bright side of life“ vor sich hin, in der Hoffnung, das Uwe es hörte und er ihm damit zeigen konnte: Sieh her, du Bauer – ich hau ab und es kümmert mich einen Scheiß ob du hier wohnen willst oder nicht. ICH HAUE AB! Bleib du doch hier und verrecke meinetwegen.
     
    ***
     
    Ein steiler Pfad führte bergauf in den Wald. Als er nach unten schaute, konnte er direkt auf die Dächer der beiden Wohnwagen gucken. Selbst die Anhöhe brachte nichts – in der Ferne war nichts zu erkennen, außer ein paar Hochspannungsmasten am Horizont, die meilenweit weg sein mussten. Die Funkturmspitze konnte er von hier aus nicht mehr sehen, weil Bäume davor waren. In jedem Fall waren Häuser, Kirchtürme und so weiter nach- wie vor Fehlanzeige. Die Richtung stimmt sagten ihm die Männchen im Kopf. Und obwohl er nicht grundsätzlich optimistisch eingestellt war, hatte er ebenfalls das Gefühl. Dennoch verharrte er einen Augenblick und schaute nach unten.
    Keine Bewegung – niemand war draußen. In dem von ihm aus gesehen rechten der beiden Wohnwagen saß Uwe nun drinnen, rauchte möglicherweise seinen Joint weiter oder wedelte sich einen von der Palme oder, oder, oder… Komischer Weise konnte er nicht aufhören, an ihn zu denken. Er war ihm sehr unheimlich. Es passte einfach nicht zu einem erwachsenen Menschen, sich so zu verhalten. Erwachsene Menschen neigten dazu, stets Dinge anzukündigen die sie dann nicht einhielten. Deshalb war er überrascht, dass Uwe wirklich sagte geh doch und auch meinte geh doch . Seine Mutter hatte auch gesagt, er solle doch einfach abhauen, aber bei ihr wusste er, dass sie es definitiv nicht so gemeint hatte, und das, wenn sie ihn erwischt hätte, sie ihn sofort am Schlafittchen gepackt und zurückgezerrt hätte.
     
    Was, wenn aus einer anderen Richtung etwas auf mich zukommt?
    (Fang nicht schon wieder an, paranoid zu werden).
    Nur mal angenommen… Warum lässt er mich sonst ziehen. Der Wichser hat nicht alle Tassen im Schrank…
    (Eigentlich war er doch ganz nett.)
    Hallo? Der war doch nicht nett.
    (Was hat er denn so schlimmes getan? Und außerdem: Warst DU nett zu IHM ???)  David kannte die Antwort auf die Frage seines Gewissens. Er trat seine Zigarette im Gras aus und ging weiter. Er hätte gut noch eine weitere Zigarette vertragen können, doch er wusste, dass er besser sparsam sein musste.
    Die Reifenspuren waren tatsächlich auch im Wald noch zu erkennen, genau wie er gehofft hatte. Es waren Spurinnen. Ein ganz normaler Waldweg also. Mit einem Grünstreifen in der Mitte. Würde er diesem Pfad einfach folgen, sollte ihm nichts passieren. Und doch war ihm plötzlich ein bisschen unwohl bei der Vorstellung, geradeaus zu gehen… und zu gehen… und zu gehen… und zu gehen.
    Vor ihm war jetzt nichts als Wald. Zu seiner Linken ebenfalls. Rechts befanden sich die zahllosen Felder. Irgendwie wirkten diese weitaus angenehmer, obwohl auf ihnen keine Fahrrinnen waren.
     
    Er musste wieder an Lena denken. Die Frage, wie lange er wirklich vor den Wohnwagen gelegen hatte, war ihm nicht beantwortet worden.
    Was würde Lena von ihm denken? War sie sauer auf ihn? Machte sie sich Sorgen?
    Kalter Angstschweiß breitete sich auf seiner Stirn aus. Was, wenn er nun Wochen hier gelegen hatte, oder zumindest Tage. Wie würde seine Mutter toben… Was, wenn Lena schon einen anderen Freund hatte… Verdammt, warum konnte er nicht wenigstens aufhören, ständig so eine Scheiße zu denken. Mehr noch: Warum konnte er nicht einfach aus diesem Albtraum aufwachen… Einfach aufwachen und feststellen, dass das Leben wie immer war und das es all solchen Gruselkram allenfalls in Filmen und in Albträumen gab…
     
    ***
     
    „David!“ ertönte es plötzlich hinter ihm.
    „David!“ Er drehte sich um. Und da sah er ihn: Mister Speck, die Dampfwalze, Lasse!
    Wie ein überbreiter Ball mit Armen kam er den Weg entlang gerannt. Er hatte ihn noch nicht ganz erreicht, da prustete und röchelte er vollkommen außer Atem. Der Kerl hatte ihm gerade noch gefehlt...
    „Naa?“ grunzte er dümmlich lächelnd.
    „Na.“,
    „Ich hab dein Handy, Mann. Sorry.“,
    „Wieso hast du mein Handy?“,
    „Hab geguckt was du für Spiele drauf hast.“
    Ist das dein Ernst Qualli? Ist das wirklich dein Ernst?

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