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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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konnte gehen, wohin der Wind ihn eben trieb. Dann rümpfte Uwe die Nase, kratzte sich daran und nickte ihm zu. „Grüß deine Freundin von mir.“ Dann drehte er die Glut aus dem Joint, ließ sie zu Boden fallen und trat sie aus. Das übrig gebliebene Tütchen steckte er sich wieder hinters Ohr, spuckte ins Gras und machte kehrt. Er pfiff die fröhliche Melodie von „Always look on the bright side of life“. David konnte nicht anders – seine Augen hafteten auf ihm. Britta war auch wie ein Magnet. Und der da auch. Warum zum Henker rannte er nicht einfach weg? Dies hier war seine Chance… Weil er verdammt noch mal nicht wusste, wohin! „Tschüss!“ brüllte er dem kauzigen Spinner zu. Uwe hob die Hand und winkte ohne sich dabei umzudrehen.
     
    ***
     
    Jetzt stand David allein da.
    Er öffnete seinen Rucksack und holte die übriggebliebene Flasche ACE-Saft heraus.
    Er öffnete den Verschluss und trank einen Schluck. Der Inhalt war piewarm und schmeckte nach nichts außer Zucker. Dann kramte er in seinen Sachen und fand das, was er dringend brauchte: Seine Zigaretten. Wenigstens hatten sie ihm die nicht auch abgeknöpft. Zuvor, da war er sich sicher, hatte er sie noch in seiner Hosentasche. Oder hatte er sie etwa doch in den Rucksack gesteckt? Eigentlich war das unwichtig, Hauptsache er konnte eine rauchen. Mit in der Packung war sein Feuerzeug. Er zündete sich eine an und spürte den angenehmen Schwindel in sich aufkommen, der immer dann auftritt, wenn man lange keine mehr geraucht hat. Sein Herz schien mindestens um das Doppelte schneller zu schlagen. Das Gefühl war perfekt . Er verstaute die Packung mit den selbstgedrehten Zigaretten (von denen eine bereits angefangen war) wieder im Rucksack, überprüfte noch einmal, ob sich sein Handy nicht doch darin befand (was nicht der Fall war), dann schloss er ihn und stellte sich hin.
    Uwe war verschwunden. Er lugte nicht einmal aus dem Wohnwagenfenster heraus um sich zu vergewissern, dass David wirklich verschwunden war.
    Ihm ist es wirklich scheißegal , stellte er erneut fest und zog gierig an dem Glimmstängel in seiner rechten Hand. Dann hob er den Rucksack an und warf ihn sich über die Schulter.
    Also, Leute, in welche Richtung gehen wir nun? Wenn David sich selbst befragte, neigte er dazu, in der Mehrzahl zu sprechen. Es gab also nicht nur Männchen in seinem Kopf, die für Schmerzen zuständig waren, sondern auch solche, die er um Rat fragen konnte. Sie hatten keine Namen und sahen auch nicht besonders aus. Sie waren einfach da und antworteten ihm. Doch so recht einigen konnten er und die Leute dort oben sich nicht.
    Auf irgendeine Weise war jede Richtung beschissen.
    Im Wald würde er sich erst recht verlaufen mutmaßte er. Auf den Feldern zu bleiben wäre also das zweifellos Sinnvollste. Doch egal wohin er schaute – es waren nur Felder zu sehen. Plötzlich kam ihm eine Idee. Britta fuhr doch ein Auto. Sie würde sich bestimmt nicht die Mühe gemacht haben, ihn über Feld und Wiesen bis hierher zu schleifen. Also musste es Reifenspuren geben, nicht wahr? Hier vor ihm waren keine, aber vielleicht parkte sie den Geländewagen ja hinter den Wohnwagen. Er machte sich auf, um dies zu überprüfen, und siehe da – im hohen Gras zeichneten sich deutliche Spuren von Autoreifen ab. Und nicht nur das. Hinter Uwes „Zuhause“ stand sogar ein weiteres Fahrzeug. Es war ein uralter weißer, von Rost zerfressener Fiat Panda. Die Frontscheibe war geborsten und die beiden Vorderreifen platt. Das Vehikel war außerdem massiv verbeult, der Scheibenwischer hing schief in der Verankerung und der TÜV hätte bei einem Blick unter die Karre vermutlich direkt den Abschleppwagen beordert. Aber das war nebensächlich. Wichtig waren nur die Reifenspuren. Und die führten natürlich (ausgerechnet) in den Wald hinein.
    Aber vielleicht kommt man durch den Wald schnell an eine viel befahrene Straße. Und wenn die Spuren hier zu sehen sind, werden sie auch im Wald zu sehen sein. Scheiße, was Uwe? David lächelte. Er verspürte den unwiderstehlichen Drang, diesem Deppen eins aufs Maul zu hauen. Offenbar fühlte er sich wahnsinnig toll und mega spirituell oder so. Er hätte sich mal reden hören müssen. Schwachmat…
    Er dachte wieder an den dicken Lasse und an Britta. Die Erinnerung an die Fahrt mit ihnen nahm allmählich wieder detailreichere Konturen an. Alles noch ein bisschen schwammig, aber im Großen und Ganzen konnte er sich wieder daran erinnern. Besonders an Brittas und

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