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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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machte, assoziierte er dessen Geschmack mit dem Geruch von Haschisch.
    „Ich fress dich nicht auf, Alter!“ sagte Uwe jetzt.
    Er hatte den Joint zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt und hielt ihn mit der Glut in Richtung Bauch. Dann sah er ihn auffordernd an.
    „Hm?“,
    „Nein danke!“,
    „Hm!“ – dann nahm er den nächsten Zug. „Am Arsch der Welt…“ sprach er philosophisch, „Ha-ha, das ist gut, Junge, wirklich gut formuliert.“ Er blies Rauch aus und seine Augen verloren sich in der unendlichen Weite – im Nichts.
     
    „Und du lebst hier? In dem Wohnwagen?“ Uwe schaute ihn abschätzend an. Dann nickte er. „Ganz recht. Hier lebe ich. Das da ist mein Baby, David.“,
    „Und in dem anderen? Wer wohnt da?“,
    „Weiß man nicht, nä.“ Er verdrehte die Augen und dachte, sag nix dazu . Dann lachte Uwe wieder. Dieses Mal sah David seine Zähne. Ungleichmäßige, stark verfärbte Stumpen, teilweise abgebrochen oder gar nicht mehr vorhanden.
    „Na, wer wohnt da schon, Kollege?“,
    „Woher soll ich das wissen?“,
    „Na, Britta. Sie ist meine Nachbarin. Sie lebt dort mit den Kiddies.“,
    „Britta lebt auch in so `nem Ding?“,
    „Jep.“,
    „Aber sie hat doch auch ein Auto, wo ist sie jetzt?“,
    „Keine Ahnung. Vielleicht ist sie einkaufen gefahren, vielleicht ist sie zum Strand.“
    Er hielt wieder inne und betrachtete David. „Ehrlich, Mann, ich hab echt keine Ahnung. Weißt du etwa immer, was deine Nachbarn treiben?“,
    „Nein, aber meine Nachbarn hinterlassen auch keine Fremden vor meinem Haus, okay? Sie hat mich hier abgesetzt und ist einkaufen gefahren? Willst du mich verarschen, oder was?“ Uwe grölte vor lachen. Er grölte so heftig, dass er sich verschluckte und wie ein Schwein grunzte. Als er sich wieder eingekriegt hatte, hustete er kräftig und rotzte einen zähen Klumpen Schleim. Schlagartig war jedes noch so leise Anzeichen von Lachen aus seinem Gesicht verschwunden. Er nahm den nächsten Zug von seinem Joint, einen sehr langen Zug, starrte dabei ins Leere und fing an, den Kopf zu schütteln.
    „Du liegst nicht erst seit 10 Minuten hier draußen, Kumpel.“,
    „Wie lange dann?“ Uwe kicherte bereits wieder.
    „Wie lange? … Hallo? Wie lange?“ Er musste es wissen und zwar verdammt dringend. Seine Mutter kam ihm in den Sinn und natürlich auch Lena. Wie lange konnte er dort wohl gelegen haben? So furchtbar lange doch nicht, oder? Oder?
    „Hey, wie lange schon?“,
    „Mann, Junge, weiß ich nicht. Seit gestern vielleicht. Du bist echt unentspannt, weißt du das?“,
    „Das ist mir egal. Wo ist mein Handy?“,
    „Handy?“,
    „Ja, mein Handy ist weg. Ich hatte es in meiner Hosentasche, da ist es jetzt nicht mehr.“, „Keine Ahnung, David. Handys funktionieren hier draußen nicht. Britta hat´s schon ´n paarmal versucht, aber vergiss es. Hier kriegste keinen Empfang mit den Dingern.“, „Trotzdem will ich es wieder haben. Wo ist es?“,
    „Ich weiß es nicht. Ehrlich. Ich hab null Ahnung, wo du dein Handy gelassen hast.“,
    „Ich hatte es in meiner Tasche. Ihr müsst es mir abgenommen haben. Du oder Britta.“, „Warum sollten wir dir dein Handy abnehmen? Was sollen wir denn damit?“
    Bleib ruhig, bleib ruhig! Das bringt doch nix. Der Kerl verarscht dich nach Strich und Faden. Außerdem ist er total bekifft. Es bringt nichts, sich mit ihm zu unterhalten. Doch nicht nur das: Uwe wurde ihm im Sekundentakt unsympathischer. Nicht nur wegen den Dingen, die er sprach, sondern auch von seinem Auftreten her. Vielleicht war es wirklich ratsam, sich einfach zu verdünnisieren, scheißegal wo er raus kam. Hauptsache weg von diesem… diesem Irren und seiner „Nachbarin“ Britta . Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er spürte außerdem seinen Kopfschmerz wieder.  Es war, als säße eine Schar kleiner Männchen dort oben, die mit Nadeln überall gegen piekten, weil sie eben Spaß daran hatten.
     
    „Gut“ sagte er schließlich, „Ich hau dann ab. Echt. Ich muss sehen, dass ich weiterkomme.“ Uwe sah ihm ins Gesicht, zog an seiner Tüte und stieß den Rauch aus Nase und Mund gleichzeitig aus.
    „Viel Spaß!“ sagte er und zwinkerte ihm zu.
    Er war auf grauenhafte Weise fasziniert von der Art, wie dieser komische Kauz seinen resoluten Entschluss auffasste. Es schien ihm tatsächlich egal zu sein. Er schien ihm auch tatsächlich nichts Böses zu wollen oder von irgendwas ´nen Plan zu haben. Er war ein freier Mensch in seinen Augen und er

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