Per Anhalter (German Edition)
„Okay… Danke“, sagte David und nahm es entgegen. „Hab auch nicht geguckt oder so. Wegen Nachrichten und sowas. Funzt hier draußen eh nicht wirklich. Wo willst du eigentlich hin?“,
„Weg!“ entgegnete er schroff.
„Und wo hin?“,
„Weg! Okay? Einfach weg.“,
„Hier in den Wald rein? Was willst du denn hier?“ David suchte nach etwas verräterischem in Lasses Gesicht, doch die Verwunderung darin schien echt zu sein. „Irgendwo werde ich ja wohl rauskommen, oder etwa nicht.“,
„Ja, aber… Kennst du den Weg überhaupt?“,
„Ich folge einfach den Spuren. Wo komm ich denn da raus?“,
„Keine Ahnung.“ David fuhr erneut aus der Haut: „Wieso habt ihr hier alle keine Ahnung, verdammt. Wollt ihr mich verarschen oder so?“,
„Ich weiß es echt nicht. Ich weiß nur dass der Weg verdamm weit ist.“,
„Das ist mir doch scheißegal. Ich geh ihn und dann... Keine Ahnung was dann. Ey lebt ihr hier hinterm Mond oder wie? Ihr benehmt euch wie ne Affenbande.“
David schaute auf sein Handy - und wäre fast vom Glauben abgefallen als er es betrachtete. Das Display war zersplittert und die Oberschale nur lose drauf gesteckt. „ Was ist das denn ?“ schrie David. „Das ist ja vollkommen im Arsch.“,
„Ja, sorry. Ist mir vorhin runter gefallen.“,
„Runter gefallen? Macker, das Ding war teuer!“,
„Ja, sorry!“,
„Ja, sorry. Toll! Und wer bezahlt mir das jetzt? Ihr seid doch alle krank in der Birne hier. Ich kotz ab, Alter. Ich glaub, ich werde echt zu den Bullen gehen und denen mal sagen, was hier abgeht, Mann. Das ihr mich hier einfach hinschleppt, meine Sachen kaputt macht und mir nicht mal sagen wollt, wie ich hier weg komme. Funktioniert das denn wenigstens noch?“ Lasse zuckte mit den Schultern und schlug den Blick zu Boden. „Hallo? Funktioniert das Ding noch?“ Das profunde Riesenbaby spielte mit seinem rechten Fuß, hatte die Arme auf dem Rücken und guckte nach unten – Ja, genau wie ein kleines Kind.
Hast du schon wieder in die Hose gekackt, Lasse? Wieso? Ich dachte, es geht jetzt ohne Windeln. Erzähl Mama mal, wie kann das angehen? Genau so, als hätte er ihm diese Frage gestellt stand er da. Betreten und beschämt. Also probierte David es selbst aus. Und siehe da – es ging an, doch man sah nichts mehr auf dem Display. Es war komplett kaputt, als hätte sich der dralle Klumpen, der anstatt mit der Flasche mit der Friteuse gesäugt worden sein musste, mit seinem voluminösen Hintern drauf gesetzt.
„Boah, toll! Guck dir das mal an, Junge. Geht natürlich nicht mehr.“,
„Aber geh nicht zur Polizei, hörst du?“ winselte Lasse. Er tat es im selben Tonfall, in dem er seine Mutter gefragt hatte, ob er ein Wöhrstchen oder ´nen Böhrger haben durfte.
David stopfte das Handy in seine Hosentasche und trat an ihn heran. Viel hätte nicht gefehlt, und er hätte ihn am Saum seines Mainzelmännchenshirts gepackt, und ihn durchgeschüttelt. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund ließ er es bleiben. „Dann sag mir gefälligst“ zischte er, „Was hier abgeht? Warum bin ich hier? Was ist passiert, Alter? Wir waren doch schon in der Nähe von Flensburg. Ich weiß nur noch, dass ich aus dem Auto ausgestiegen bin und mir schwarz vor Augen wurde. Wieso wach ich plötzlich hier auf, vor irgendwelchen beschissenen Wohnwagen. Wieso kann mir keiner von euch Flachpfeifen sagen, wo ich hier bin? Mann, was soll die ganze Kacke?“ Lasse schaute ihn aus seinen betrübten Hundeaugen an.
„Antworte mir!“ forderte David.
„Du hast eins drauf gekriegt.“ berichtete Lasse, „Du standst draußen mit meiner Muddä, und denn hast du eins drauf gekriegt.“,
„Wieso? Und von wem?“ Lasses Blick ging zur Seite. Die Hände befanden sich nun vor seinem Bauch und nicht mehr auf dem Rücken. Er spielte offenbar Däumchen drehen oder so. Allein seine Finger waren schwarz wie eine Raucherlunge und so dick und rund wie Kochwürste. „Muddä hat ´n Freund, nä“ sagte er, „Tja. Und der is irngwie so… Eifersüchtig halt.“,
„Auf mich ? Der Freund von deiner Mutter ist eifersüchtig auf mich ? Willst du mich für dumm verkaufen? Warum sollte der Freund von deiner Mutter auf mich eifersüchtig sein?“,
„Weil du sie hammer derbst angegrabbelt hast.“,
„WAS?“,
„Ja, Mann. Draußen… also als ihr ausgestiegen seid da. Ja, keine Ahnung.“ David erinnerte sich dank Lasse an die Situation. Zuvor hatte er sie einfach verdrängt.
„WENN! WENN überhaupt, dann hat SIE
Weitere Kostenlose Bücher