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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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anderes mithalten. Nicht einmal der Tag, als Mutter überraschend in sein Zimmer kam und er es erst im letzten Moment schaffte, die Hand mit dem Schniedel drin unter die Bettdecke zu schieben. Sie hatte es trotzdem bemerkt. Aber selbst das war ihm nicht so unangenehm wie vor der Kundschaft, den Mitarbeitern und letztlich dem Chef vorgeführt zu werden, der in Saschas Auftrag von Erika an die Kasse beordert worden war. Der Chef hatte stets einen sehr freundlichen Blick. Als Sascha ihm jedoch von der Tüte Haribo erzählte, konnte man sehen, wie ihn alle guten Geister verließen, in dem er regelrecht blass um die Nase wurde.
    Es gab keinen Anschiss… Der Chef blieb ganz ruhig. Aber man merkte ihm die grenzenlose Enttäuschung an, genau wie man Sascha die unbändige Genugtuung anmerkte, wenngleich diese sicher auch von Überraschung untermauert war. Er hatte seitdem Albträume gehabt, unglaublich viel Ärger mit seiner Mutter und eben mit Opa, und er hatte sich wie ein absoluter Versager gefühlt. Lena hatte ihn immer gut davon abgelenkt, ihm geholfen, gar nicht mehr dran zu denken. Doch jetzt, wo er möglicherweise niemals wieder überhaupt einen Fuß in irgendein Geschäft stecken würde, jetzt dachte er wieder dran. Jetzt, wo er hier war.
    Hier! Hierhierhier!
      In dieser unwirklichen Welt. So etwas konnte doch gar nicht wirklich passieren.
    Ich bin per Anhalter gefahren. Es ist mir passiert, verdammt. Es ist mir passiert… Uringeruch, Finsternis, der weiche Stoff des (mit Sicherheit) verdreckten Lakens an seinem Hoden. Er nahm alles ganz genau wahr. Unbarmherzig und klar wurde ihm wieder bewusst, dass er nichts tun konnte. Nichts, außer warten. Und wenn nichts passiert? Wenn ich für immer hierbleibe? Oh Mann, wenn er doch wenigstens diesen beschissenen Fernseher angemacht hätte…

Kapitel 8
     
    Nacheinander ließen sie die Türen des Passats ins Schloss fallen.
     „Du rechts, ich links oder…“ fragte Werner Christian, der bereits ein paar Schritte voraus marschiert war.
    „Ne-ne, wir bleiben zusammen. Bist du verrückt?“,
    „Na, du bist doch dabei.“,
    „Ja, aber du bist kein Polizist, Werner. Nu stell dir mal vor, du kriegst eins auf die Rübe. Ich werde ja meines Lebens nicht mehr froh.“
    Christian wirkte nun auch wieder ziemlich angespannt.
    Werner wertete dies als im Grunde gutes Zeichen. Die beiden Wohnwagen standen sich direkt gegenüber.
    Eine Wäscheleine war vom einen zum anderen gespannt. An ihr hing lediglich ein schmuddeliger Lumpen, sonst nichts.
    Ein Stück abseits der beiden Wohnwagen stand der Discovery. Er sah weder besonders gepflegt, noch unsagbar ungepflegt aus. Ganz normal eben.
    Überhaupt war hier nichts anders als auf einem gewöhnlichen Campingplatz.
    Nur: Dies hier war kein gewöhnlicher Campingplatz.
     
    Die Tür des linken Wohnwagens war geschlossen, doch aus dem rechten kam wieder der Mann, den er bereits vorhin von oben beobachtet hatte. Geduckt kam er durch die Tür, dann wandte er sich den beiden offen lächelnd zu.
    „Moin-Moin!“ grüßte er.
    „Mooihn“ sagte Christian. Werner hielt sich zurück.
    „Was kann ich für Euch tun?“,
    „Darf man mal fragen, was das hier ist? Macht ihr hier Camping, oder was?“,
    „Jaa, sonn büschen nä.“,
    „Sonn büschen Camping, wa?“,
    „Jo-Jo!“,
    „Das ja ´ne feine Sache, oder Werner?“,
    „M-hm.“,
    „Habt ihr auch Papiere da denn?“,
     „Papiere?“,
    „Dass ihr hier stehen dürft. Oder macht ihr einfach?“,
    „Nööi, wir machen einfach. Ganz locker-flockig, ohne Stress.“
    Christian nickte und grinste den Mann an, der aus der Nähe aussah wie ein Prolet aus dem Bilderbuch. Er schien sich nicht besonders viel daraus zu machen, dass er von der Polizei aufgesucht wurde. Entweder war er kackdreist oder er war sich einfach keiner Schuld bewusst.
    Wie auch immer – Christians Herangehensweise erschien Werner ein bisschen zu mild und kumpelhaft.
     „Ohne schriftliche Genehmigung des Eigentümers dürft ihr hier aber nicht stehen. Das wisst ihr, oder?“,
    „Ach, komm – wir stören hier doch niemanden. Nur büschen Camping, sonst nichts. Chemoklo leeren wir auf Rastplätzen aus und alles.“,
    „Trotzdem“ ging nun Werner dazwischen. „Ihr könnt doch nicht einfach Camping machen wo ihr wollt.“ Der Proletentyp kniff die Augen zusammen, als würde er gegen die Sonne schauen und bewegte sich vorwärts. „Aber wir stören doch keinen.“
    „Doch! Mich stört ihr. Fertig!“ sagte Werner. Er

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