Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster

Vom Netzwerk:

ein.
    „Was ist mit den Kindern?“,
    „Was für Kinder?“,
    „Eine Zeugin will gesehen haben, dass Kinder im Auto waren. In genau dem da vorne .“
    Er deutete mit dem Finger auf den Land Rover.
    „Das kann nicht sein. Hier draußen gibt es genau so viele Kinder wie Häuser, guter Mann. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, was diese so genannte Zeugin gesehen haben will, aber Kinder ganz bestimmt nicht.“,
    „Na ja, aber...“,
    „Ne nix ja, aber. Hier gibt es keine Kinder. Sie dürfen sich gern selbst davon überzeugen. Vielleicht will uns ihre Zeugin ja irgendetwas anhaben. Vielleicht mag sie keine fremden Leute hier. Ich weiß, was ich weiß. Kinder sind hier nicht. Und ich lasse mir das auch nicht unterstellen. Und bevor Sie fragen: Hier waren auch nie welche! Ich weiß es mit Sicherheit. „Der Ausweis. Von wann ist der Herr Reichert?“ fragte Christian.
    „Der Ausweis? Wie von wann?“,
    „Der ist nicht mehr gültig. Seit 14 Jahren.“,
    „Ach was?“,
    „Ja. So sieht´s aus. Da sind Sie ja noch n Teenager möcht ich mal behaupten.“
    Der Typ lachte laut auf, „Ich wusste gar nicht, dass ein Ausweis abläuft. Ich dachte immer, ich hab einen und damit ist es gut.“,
    „Naaa, nun aber mal ehrlich, Herr Reichert. Sie leben ja nun nicht hinterm Mond, oder?“,
    „Ich wusste es wirklich nicht.“,
    „ Okay. Der muss jedenfalls neu.“,
    „Ah ja. Und jetzt komm ich in den Knast, oder wie?“ lachte er weiter.
    „So ungefähr“ sagte Christian und lachte ebenfalls.
    „Ne, aber der muss auf jeden Fall neu und den würde ich dann auch gerne noch mal sehen.“, „Kriegen wir hin. Bis wann müssen wir hier weg sein.“,
    „Nach Möglichkeit sofort“ moserte Werner schroff, obwohl er gar nicht gefragt wurde.
    „Hier ist kein Campingplatz, also müsst ihr hier weg.“,
    „Hast du `n Problem mit mir? Dann sag es doch?“,
     „Werner, es reicht. Und Sie nehmen sich auch zurück. Also:“
    Christian erhob den Zeigefinger. „Ausweis reichen Sie mir rein. Hier wird so bald wie möglich zusammen gepackt. Maximum drei Tage, dann ist hier Schicht im Schacht. Und das geht auch anderswo nicht ohne ausdrückliche Genehmigung.“,
    „Ist ja gut, Leute, ist ja gut. Aber das mit den Kindern ist Humbug. Als nächstes heißt es noch, was machen die da im Wald mit den Kindern. Also auf die Tour, das geht gar nicht.“,
    „Das unterstellt Ihnen keiner, Herr Reichert, wirklich nicht.“,
    „Dann ist gut.“

    Kurz darauf inspizierte Christian mit flüchtigem Blick den zweiten Wohnwagen. Werner entschied sich auch dieses Mal dagegen. Er machte dafür eine andere Entdeckung.
    „Was ist das für´n Holz da hinten? Wo habt ihr das her?“ fragte er.
    „Feuerholz. Es ist meins. Überprüfen Sie es doch.“ Dann grinste der Typ schäbig und steckte sich eine Zigarette an.
    „Werde ich machen. Dürfen Sie mir glauben.“,
    „Oh, das glaube ich Ihnen. Scheint ja ein echter Polizist an Ihnen vorbeigegangen zu sein, Herr Forstmann.“,
    „So, komm Werner. Wir fahren wieder.“

      Drei Tage , dachte er. Er gibt ihnen drei Tage. Ich hätte mich hierhin gestellt und gewartet, bis dieser übergeschnappte Spinner mit seiner bekloppten Meute verschwunden ist. Drei Stunden hätte ich ihm gegeben und fertig. Das war Werner alles viel zu harmlos. Christian war Polizist und ließ sich hier einfach abservieren.
    Warum? Ihm wurde keinerlei Respekt entgegengebracht. Er musste verdammt noch mal dafür sorgen, dass sich das änderte und nicht den freundlichen Aufseher spielen. Er musste konsequent an die Sache rangehen.
    Konsequent und mit Nachdruck.
    Alles was er getan hatte, war diesem Irren ein bisschen auf die Finger zu klopfen und „Du-Du-Du!“ zu sagen. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht – er hätte ihm keine drei Tage gegeben. Nie und nimmer!

    „Das mit dem Ausweis regel ich, Herr Kommissar!“ sagte der Typ.
    „Die Wache ist in der Noldestraße. Hier in Mohrbüll. Und die Ausweise der anderen, inklusive der Personen dazu, die hätte ich auch gerne gesehen.“,
    „Alles klar!“ Jetzt reichte ihm der Typ die Hand. Nur Werner umging er, doch das störte diesen herzlich wenig. Er war froh, ihm nicht seine dreckige Hand schütteln zu müssen.
    Wer weiß, wo die vorher überall drin war. Allerdings war dies eine weitere unglaubliche Respektlosigkeit von diesem Hinterwäldler.
    „Also dann“, sagte Christian, „Man sieht sich.“,
    „Auf jeden Fall!“.
    Wie wär´s, wenn du dir die Papiere