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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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Anerkennung.
    Ungefähr zu dieser Zeit traf ich die persönliche Entscheidung, Jesus als meinen Herrn anzunehmen und mit ihm zu leben. Inmitten von Schulstress, Klausuren und Paraden begann meine Beziehung zu Gott.
    In den Stunden unmittelbar nach dem Unfall glitt ich ständig hin und her zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit. Immer, wenn ich auch ein bisschen klarer denken konnte, fragte ich mich, was wohl mit meinem Gesicht los war. Ich hatte innere Verletzungen erlitten sowie einige schwere Blutergüsse, aber mir kam nie in den Sinn, dass meine Sorge um mein Äußeres übertrieben sein könnte.
    Obwohl ich auch am nächsten Morgen die Augen nur einen Spaltbreit öffnen konnte, bat ich die Schwester um einen Spiegel.
    „Kümmere du dich erst einmal darum, dass du wieder gesund wirst, junge Dame“, sagte sie und sah mir nicht ins Gesicht, während sie meinen Blutdruck maß.
    Ihre Weigerung, mir einen Spiegel zu geben, bestärkte mich nur noch in meiner irrationalen Entschlossenheit. Wenn sie mir keinen Spiegel geben wollte, so folgerte ich, dann musste ich wohl noch schlimmer aussehen, als ich angenommen hatte. Mein Gesicht spannte und juckte. Manchmal brannte es auch, und dann wieder tat es richtig weh. Ich berührte es aber nicht, weil der Arzt mir gesagt hatte, dass es dadurch zu Entzündungen kommen könnte.
    Auch meine Eltern gaben sich alle erdenkliche Mühe, mich von Spiegeln fernzuhalten. Während meine inneren Verletzungen abheilten und ich wieder zu Kräften kam, wurde ich immer schwieriger. Einmal bat ich im Laufe einer einzigen Stunde fünf Mal um einen Spiegel.
    Ärgerlich und niedergeschlagen fuhr mein Vater mich an: „Hör auf zu fragen. Ich habe Nein gesagt und damit basta.“
    Ich wünschte, ich hätte eine Entschuldigung für das, was ich dann tat: Ich zischte zwischen meinen geschwollenen Lippen hindurch: „Du hast mich eben nicht lieb. Jetzt, wo ich nicht mehr hübsch bin, hast du mich nicht mehr lieb!“
    Mein Vater sah aus, als wiche alles Leben aus ihm. Er ließ sich in einen Stuhl fallen und barg seinen Kopf zwischen den Händen. Meine Mutter ging zu ihm hin und legte ihm die Hand auf die Schulter, während er mit den Tränen kämpfte, und ich ließ mich in die Kissen zurücksinken.
    Danach bat ich meine Eltern nicht noch einmal um einen Spiegel, sondern wartete, bis die Putzfrau am nächsten Morgen kam, um mein Zimmer in Ordnung zu bringen.
    Der Vorhang vor meinem Bett war zugezogen, so als ob ich gerade ein Bad nähme. „Könnten Sie mir bitte einen Spiegel geben?“, fragte ich. „Ich muss meinen wohl verlegt haben.“ Nach einigem Suchen fand sie einen und reichte ihn mir diskret durch den Vorhang hindurch.
    Auf den Anblick, der sich mir dann bot, war ich absolut nicht vorbereitet: Aus dem Spiegel schaute mich ein Gesicht an, das aussah wie ein riesiges aufgeschabtes Knie, leuchtend rosa und nässend. Meine Augengegend und die Lippen waren verkrustet und geschwollen. Kaum ein Stückchen Haut im gesamten Gesicht war verschont geblieben.
    Als mich kurz darauf mein Vater mit Zeitschriften und den Hausaufgaben bewaffnet besuchen kam, traf er mich so in den Spiegel starrend an. Er musste meine Finger einzeln vom Griff des Spiegels lösen und sagte dabei: „Das ist doch nicht wichtig. Dadurch ändert sich nichts, was wichtig ist. Niemand wird dich deshalb weniger gern haben.“
    Schließlich zog er mir den Spiegel weg und warf ihn auf den Stuhl. Er saß bei mir auf der Bettkante, nahm mich in die Arme und hielt mich lange fest.
    „Ich weiß, was du denkst“, sagte er.
    „Das kannst du gar nicht wissen“, murmelte ich und drehte mich weg.
    „Da irrst du dich aber“, sagte er und ignorierte mein Selbstmitleid. „Durch das hier ändert sich gar nichts“, wiederholte er noch einmal. Er legte seine Hand auf meinen Arm und strich über den Schlauch von der Infusion. „Ich liebe dich. Daran wird sich auch nie etwas ändern, denn ich liebe dich und nicht nur dein Äußeres. Ich habe dir die Windeln gewechselt und deine blasenübersäte Haut gepudert, als du Windpocken hattest. Ich habe dir geholfen, wenn du Nasenbluten hattest, und deinen Kopf gehalten, wenn du dich über dem Klo erbrochen hast. Ich habe dich auch geliebt, wenn du nicht hübsch warst.“ Er zögerte. „Gestern warst du hässlich – aber nicht wegen deiner Haut, sondern weil du dich hässlich benommen hast. Ich bin heute trotzdem hier und morgen werde ich auch wiederkommen. Väter hören nicht auf, ihre Kinder zu

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