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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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jederzeit identifizieren und sind sogar bereit, ein Pfand oder eine Kaution oder sonst was zu hinterlegen, damit man Ihnen den Koffer aushändigt. Notfalls können Sie Ihren Charme entfalten, die Schalterbeamten becircen oder sich sogar an einen ihrer Vorgesetzten ranmachen. Und ich hab’ so eine Ahnung, daß Ihnen Downer eine Personenbeschreibung von mir gab, für alle Fälle sozusagen.
    Also, Sie machen sich brav auf den Weg, stellen ein paar Fragen und merken sehr bald, daß der Koffer verschwunden ist. Und daraufhin fangen Sie an, mir nachzuspüren.«
    Sie hielt sich die Hand vor den Mund und gähnte.
    Als mir das Schweigen zu lange dauerte, fragte ich: »Na, was sagen Sie jetzt?«
    »Daß Sie verschwinden können. Ich bin müde.«
    »In der Tat? Und falls ich keine Lust dazu habe?«
    »Dann werde ich den Hoteldetektiv oder die Polizei alarmieren.«
    »Vielleicht möchte ich auch jemand anrufen«, bemerkte ich.
    »Bitte, Donald, tun Sie sich keinen Zwang an. Die Polizei wird sich freuen, von Ihnen zu hören.«
    »Was haben Sie für heute abend vor?« erkundigte ich mich.
    »Nichts. Ich gehe schlafen — und zwar allein.«
    »Und morgen? Haben Sie eine Stellung, arbeiten Sie irgendwo, oder leben Sie von der Luft?«
    Sie erhob sich, ging zur Tür und hielt sie einladend auf. Ich setzte mich in einen Sessel, griff nach einer Nummer des >Metallwarenanzeigers<, der auf einem Tischchen lag, und begann zu lesen.
    Evelyn blieb zwei Minuten lang an der Tür stehen, machte sie wieder zu, kam zurück und sagte: »Okay, wenn’s auf die sanfte Tour nicht geht, muß ich eben deutlich werden. Sie werden sich wundern!«
    »Nur zu! Ich kann’s gar nicht erwarten, daß Sie die Polizei anrufen.«
    »Gleich. Aber ich muß noch ein paar Vorbereitungen treffen.«
    Sie griff sich mit beiden Händen in den Ausschnitt der Pyjamajacke und zerrte daran. Ein Knopf platzte ab, und die geblümte Seide riß auseinander. Danach fummelte sie an der Hose herum. »Ich zeig’ gern was vor, wenn ich jemand wegen versuchter Vergewaltigung vor den Kadi bringe. Das macht auf die Geschworenen einen besseren Eindruck«, erklärte sie.
    Ich stand auf und steuerte, mit der Zeitschrift in der Hand, auf die Tür zu.
    »Schade, daß Sie schon gehen«, sagte sie spöttisch. »Übrigens könnten Sie mir eigentlich einen neuen Pyjama schicken, Donald. Den hier haben Sie mir völlig ruiniert.«
    Sie lachte auf und machte die Tür hinter mir zu. Ich hatte es so eilig fortzukommen, daß ich mich nicht ein einziges Mal nach ihr umschaute.
    Unten in der Halle knöpfte ich mir den Empfangschef vor. Ich beugte mich über den Tisch, murmelte: »Ich dachte mir, daß Sie vielleicht ganz gern eine von meinen Visitenkarten haben würden«, und steckte ihm eine zusammengefaltete Zehndollarnote zu.
    »Es ist mir wirklich ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mr. Zehndollar«, erwiderte er. »Sie sollten öfter hier vorbeikommen. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wie viele Mädchen sitzen tagsüber in der Telefonzentrale?« fragte ich.
    »Was meinen Sie mit tagsüber?«
    »Etwa neun Uhr morgens.«
    »Zwei.«
    »Wie werden die Hausgespräche verteilt? Gibt es da ein bestimmtes Schema?«
    »O ja. Die Grenze verläuft im sechsten Stockwerk. Sämtliche Gespräche von der sechsten Etage an abwärts werden von dem Mädchen abgenommen, das auf der linken Seite des Klappenschranks sitzt, die Gespräche von der siebten Etage an aufwärts von dem auf der rechten Seite.«
    »Und das Mädchen auf der rechten Seite heißt...?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es wäre für uns sehr peinlich, wenn bekannt würde, daß die Mädchen Gespräche mit anhören und womöglich weitererzählen.«
    »Freilich. Das könnten wir uns beide nicht leisten, weder Sie noch ich; es wäre nämlich ein krimineller Akt. Also, wie heißt das Mädchen — vielleicht nennen Sie mir auch gleich seine Adresse.«
    »Die Direktion wäre bestimmt nicht damit einverstanden.«
    »Sie wird’s nicht erfahren. Im übrigen möchte ich mich mit dem Mädchen nur unterhalten.«
    »Der letzte Skandal, ich meine, der Mord, war schon schlimm genug. Sie ahnen gar nicht, wie schnell ein Hotel seinen guten Ruf verliert.«
    »Ich verstehe. Keine Bange, ich hab’ nicht die Absicht, das Hotel in Mißkredit zu bringen.« Und als er immer noch nicht mit der Sprache herausrücken wollte, fügte ich hinzu: »Ich bin die Diskretion in Person.«
    Er kritzelte einen Namen und eine Adresse auf ein Stück Papier, schob es mir mit der Rückseite

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