Per Saldo Mord
ich.
»Ja, natürlich. Ich kenne.«
»Wissen Sie, wo es wohnt?«
»Ich habe Adresse in meiner Kartei. Warum fragen Sie nach Mädchen, bitte?«
Ich wandte mich seinem Partner zu. »Als ich gestern hier war und eine Kamera kaufte, bedienten Sie eine junge Frau. Handelt es sich um das Mädchen hier auf dem Foto?«
Eine Sekunde lang stand er ganz still; nur sein Blick glitt zu Takahaschi Kisarazu hinüber. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Anderes Mädchen. Nicht das auf Foto.«
»Kannten Sie die Kundin? War sie schon öfter hier im Laden?«
»Tut mir leid. Ich kenne Dame nicht. Sie sieht Kamera an, sie fragt nach Preis, aber sie kauft nicht.«
»Blieb sie noch da, nachdem ich gegangen war?«
»Nein. Erst Sie gehen hinaus, dann Dame gehen hinaus.«
»Sofort danach?«
Er nickte.
Ich nahm wieder den Geschäftsführer aufs Korn. »Schreiben Sie sich folgendes hinter die Ohren, Freundchen. Ich bin mir über die Zusammenhänge noch nicht ganz im klaren, aber ich werde bald dahinterkommen. Falls Sie versuchen, mich...«
Seine Augen wandten sich über meine Schulter hinweg der Tür zu, und das starre Lächeln auf seinem Gesicht verwandelte sich in ein gefrorenes Grinsen.
Dann sagte eine wohl vertraute Stimme: »Okay, halbe Portion. Jetzt hab’ ich Sie!«
Ich drehte mich um. Hinter mir stand Sergeant Frank Sellers in Begleitung eines Mannes in Zivil. Ich wußte, bevor er es mir sagte, daß es sich um einen Beamten der hiesigen Kriminalpolizei handelte.
»Okay«, wiederholte Sellers selbstzufrieden. »Jetzt sind Sie uns ins Netz gegangen, Donald. Von jetzt an übernehmen wir die Ermittlungen in dem Laden hier. Und Sie kommen mit ins Polizeipräsidium. Wir haben einige Hühnchen mit Ihnen zu rupfen.«
»Was wirft man mir vor?«
»Diebstahl und Unterschlagung. Vielleicht kommt später noch ein kleiner Mord dazu.«
Der Sergeant sah den japanischen Geschäftsführer an. »Was wollte dieser Bursche hier von Ihnen?«
Kisarazu schüttelte den Kopf.
Sellers’ Begleiter schlug das Revers zurück und zeigte seine Dienstmarke. »Packen Sie aus, Mann.«
»Er fragte mich nach Fotos von Modell«, antwortete der Japaner.
Frank Sellers runzelte die Stirn. »Hat er nicht von Ihnen verlangt, daß Sie über den Zwischenfall von gestern den Mund halten?«
»Ich verstehe nicht. Was für ein Zwischenfall?«
»Ich meine die Sache mit dem Fotopapier.«
»O das!« Der Geschäftsführer lächelte. »Sehr komisch!« Sein Lächeln wurde zu einem Kichern. »Jemand öffnet Karton mit Fotopapier unter Ladentisch. Sehr komisch. Mr. Lam geht weg, und wir finden Fotopapier auf dem Fußboden — siebzehn Bogen. Natürlich wir werden den Schaden ersetzen.« Er dienerte mehrmals hintereinander, und sein Kopf fuhr auf und nieder wie ein Korken, der auf dem Wasser schwimmt.
»Also, da brat’ mir einer ’nen Storch«, murmelte Sellers verblüfft.
Kisarazu verbeugte sich und grinste über das ganze Gesicht.
Sellers riß sich zusammen und faßte einen Entschluß. »Okay, Bill«, sagte er zu seinem Begleiter. »Sie bringen Donald ins Polizeipräsidium und halten ihn dort fest. Und ich nehme die Bude hier auseinander. Irgendwas stimmt hier nicht... dieser verdammte kleine Bastard!«
Der Mann, den er Bill genannt hatte, legte seine Hand um meinen Oberarm. Seine Finger fühlten sich an wie Eisenklammern. »Also, Lam. Gehen wir.«
Er schob mich auf die Tür zu. Ich setzte mich in Bewegung, weil mir gar nicht anderes übrigblieb. Mr. Kisarazu rief mir zum Abschied nach: »Großer Verdruß, Mr. Lam. Verzeihen Sie bitte. Tut mir so leid.«
8
Auf dem Polizeipräsidium saß ich eine dreiviertel Stunde lang in einem Büro herum, bevor Frank Sellers aufkreuzte, und dann führte man mich in eines jener muffigen Vernehmungszimmer, die für die Polizei so typisch sind.
Das Mobiliar bestand aus einem zerschrammten Tisch, einigen blechernen Spucknäpfen, vier Stühlen mit gerader Rückenlehne und einem Wandkalender. Der Bodenbelag aus Linoleum war brüchig und übersät mit Brandflecken von Zigarettenstummeln, die nachlässig in Richtung der Spucknäpfe geschnippt worden waren und ihr Ziel nicht erreicht hatten.
Der Mann, den Frank Sellers mit Bill angeredet hatte, entpuppte sich als Inspektor Gadsen Hobart. Es war allgemein bekannt, daß er seinen Vornamen nicht leiden konnte. Deshalb wurde er von seinen Kollegen Bill genannt.
Sellers angelte sich mit dem Fuß einen Stuhl heran und zeigte darauf. Ich setzte mich. Inspektor Hobart zog
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