Per Saldo Mord
sich auch einen Stuhl heran. Sergeant Sellers blieb stehen, starrte mich an und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: >Ich wußte immer, daß es mit Ihnen kein gutes Ende nehmen würde, und bei Gott, ich habe mich nicht getäuscht.<
»Na, halbe Portion«, sagte er schließlich, »was haben Sie uns zu erzählen?«
»Nichts.«
»Sie sollten sich lieber rasch was ausdenken, bevor wir Ihnen auch noch den Mord anhängen.«
Ich schwieg.
»Wir wissen zwar nicht, wie Sie’s gemacht haben; aber wir wissen, was Sie gemacht haben«, fuhr Sellers fort. »Sie haben Standley Ihren Koffer untergeschoben, sind mit seinem verduftet, haben das Geheimfach entdeckt und sich die fünfzig Lappen unter den Nagel gerissen. Vielleicht waren’s auch mehr; aber fünfzig waren’s bestimmt.
Ich hab’ keine Ahnung, was sich danach abgespielt hat. Aber soviel steht fest: Sie waren im Besitz von fünfzig Tausendern, die so heiß waren wie eine glühende Herdplatte. Und weil Sie befürchteten, man könnte Ihnen den Zaster wieder abknöpfen, wollten Sie ihn möglichst unauffällig aus der Stadt rausschmuggeln. Deshalb verfügten Sie sich in das Fotoatelier und kauften eine Kamera. Aber die war nur ein Vorwand. In Wirklichkeit ging es Ihnen nur um den Karton mit dem Fotopapier. Sie öffneten den Karton, nahmen eine Lage Papier heraus und stopften die Moneten hinein, und dann gaben Sie dem Geschäftsführer den Auftrag, beides, die Kamera und den Karton, sofort per Luftpost nach Los Angeles zu schicken. Sie bildeten sich furchtbar viel auf Ihre Schlauheit ein, und das war ein Fehler. Sie hatten sich nicht die Zeit genommen, Ihre Spur zu verwischen. Jemand hatte spitzgekriegt, was Sie im Schilde führten, und blieb Ihnen auf den Fersen.
Dieser Jemand ließ Sie anscheinend von einer jungen Frau beobachten. Sie ging Ihnen nach bis in den Fotoladen, schnappte sich irgendwie den Karton mit dem Fotopapier und fischte die Moneten heraus. Es ist auch möglich, daß die Kartons auf der Fahrt zum Flughafen vertauscht wurden. Diesem Japs traue ich nicht über den Weg. Das ist ein hinterhältiger Bursche.«
»Und all das ist Ihrer Meinung nach anscheinend ein Beweis dafür, daß ich den Mord begangen habe, wie?«
»Es macht Sie wenigstens hinreichend verdächtig.«
»Gestern hielten Sie die Affäre mit dem Fotopapier noch für ein Ablenkungsmanöver meinerseits und prophezeiten lauthals, in einigen Tagen würde ein zweites Päckchen eintreffen mit dem Geld drin. Sie haben Ihre Meinung ziemlich schnell geändert.«
»Ich will Ihnen sagen, warum. Wir haben die hiesigen Postämter unter die Lupe genommen, und wissen Sie, was wir dabei entdeckt haben?«
»Nein.«
»Daß Sie ein Paket mit Büchern und Karten an Ihre Privatadresse in Los Angeles geschickt haben. Und wir haben Grund zu der Vermutung, daß die Bücher und Karten ursprünglich Downer gehörten.«
»Können Sie Ihre Vermutung beweisen?« fragte ich.
»Vorläufig noch nicht. Aber keine Bange, wir werden mit der Zeit schon ein paar handfeste Beweise ergattern. Übrigens haben wir noch eine verdammt interessante Information aufgegabelt. Wir haben nämlich den Schreiner ausfindig gemacht, der Standley Downer einen doppelten Boden in seinen Koffer einbaute. Das hören Sie nicht gern, was, halbe Portion?
Einen doppelten Boden läßt man sich nur dann einbauen, wenn man die Absicht hat, Wertsachen drin zu verstecken. Alles übrige ergibt sich praktisch von selbst. Downer war Baxleys Komplice. Sein Anteil an der Beute betrug 50 000 Dollar. Wie schaffte er den Zaster aus Los Angeles? In seinem Koffer. Nichts könnte logischer sein. Und da Downer nachweislich Ihren Koffer erwischt hatte, können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß Sie sich seinen angeeignet haben. Wir haben den besten Handschriftenexperten an der Küste damit beauftragt, die Bücher und Karten zu untersuchen. Falls sich das Zeug als Downers Eigentum entpuppt, sind Sie geliefert. Dann können wir eine Verbindung zwischen Ihnen und Downers Koffer, den verschwundenen 50 000 Piepen und dem Mord nachweisen.
Übrigens glaube ich nicht, daß Sie den Zaster unterschlagen wollten. Das habe ich ja schon Bertha gesagt. Sie wollten lediglich die Belohnung einkassieren. Aber auf Ihre Beweggründe pfeife ich. Ich hab’ Ihnen gesagt, Sie sollten sich aus der Sache raushalten. Aber Sie mußten natürlich trotzdem Ihre verdammte Nase hineinstecken. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren! Ich brauche mich nur mit einem Fall zu
Weitere Kostenlose Bücher