Per Saldo Mord
befassen, und schon kommen Sie daher und versauen ihn mir.
Also, Donald, ich geb’ Ihnen noch eine letzte Chance. Packen Sie mit allem aus, was Sie wissen. Wenn Sie mit nichts hinter dem Berg halten und uns Ihre Geschichte einigermaßen plausibel erscheint, lassen wir die Mordanklage bis auf weiteres fallen. Ich persönlich bin sowieso nicht der Ansicht, daß Sie Downer um die Ecke gebracht haben. So viel Schneid haben Sie gar nicht. Aber ich wette zehn zu eins, daß Sie die Moneten haben oder zumindest wissen, wo sie sind.«
Inspektor Hobart hatte sich bisher nicht an dem Gespräch beteiligt. Er saß unbeweglich da und beobachtete mich scharf.
Ich zuckte mit den Schultern. »Wie wär’s, wenn Sie aufhören würden, mich als Punchingball zu benutzen? Vielleicht könnten wir dann endlich mal ein vernünftiges Wort miteinander reden.«
»Niemand hat Sie als Punchingball benutzt«, erwiderte Sellers und fügte vielsagend hinzu: »Bisher!«
Ich ignorierte die versteckte Drohung. »Aus einem bewachten Geldtransport wurden 100 000 Dollar gestohlen. Sie erwischten einen der Täter und nahmen ihm seinen Anteil an der Beute wieder ab, und zwar 50 000 Dollar. Beim Verhör beschuldigt Sie der Kerl, die andere Hälfte der Summe in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Um sich von dem Verdacht rein zu waschen, müssen Sie einen Beweis dafür beschaffen, daß der Bursche lügt. Deshalb haben Sie in den letzten Tagen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um an den Zaster ranzukommen. Und das war verkehrt, Sergeant. Sie haben das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt.«
»Danke«, knurrte Sellers. »Aber sprechen Sie ruhig weiter. Ich hab’ ein dickes Fell. Außerdem bin ich mittlerweile an Ihre Sticheleien gewöhnt.«
»Blech! Sie wissen ganz genau, daß Sie noch jedesmal von meinen sogenannten Sticheleien profitiert haben.«
»Machen Sie weiter. Ich hab’ Wichtigeres zu tun, als mich mit Ihnen herumzustreiten.«
»Okay. Sie sind überzeugt davon, daß Standley Downer und Herbert Baxley in der Geldraubaffäre zusammenarbeiteten. Stimmt das?«
»Ja.«
»Dann können Sie mir vielleicht auch verraten, woher die beiden wußten, daß ausgerechnet dieser Geldtransport eine hohe Summe in Eintausenddollarnoten beförderte?«
»Vielleicht haben sie einen Tip bekommen, oder sie haben’s auf gut Glück probiert.«
Ich schüttelte den Kopf. »Die Antwort überzeugt mich nicht. Na, egal, das ist nicht der springende Punkt. Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Es genügt nicht, wenn Sie jetzt auf einmal mit den jo 000 Dollar aufkreuzen. Sie müssen auch beweisen können, daß Downer tatsächlich Baxleys Komplice war. Ihre Erklärung, daß Sie das Geld Downer oder mir abgeluchst haben, wird auf keinen Menschen Eindruck machen. Man wird Sie höchstens auslachen und behaupten, Sie hätten den Zaster beiseite gelegt und erst jetzt herausgerückt, weil Ihnen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein. Bis jetzt hab’ ich von Ihnen nicht viel Neues zu hören bekommen.«
»Warten Sie’s ab. Ich rekapituliere: Nach Ihrer Theorie -waren Downer und Baxley Komplicen. Sie haben die Beute geteilt. Als Sie Baxley verhafteten, verduftete Downer mit seinem Anteil, weil er befürchtete, Baxley könnte ihn verpfeifen. Angenommen, Ihre Theorie stimmt, woher wußten dann die beiden, wo sie die Moneten suchen mußten und daß sie an sie rankommen würden?«
»Das haben Sie schon mal gefragt. Sie haben sich festgefahren.«
»Keine Idee. Sie haben den Schreiner aufgetrieben, der den doppelten Boden in Downers Koffer eingebaut hat. Folglich verschaffte sich Downer zuerst den Koffer und eine ganze Weile später die Piepen, mit denen er den doppelten Boden tapezieren wollte. Mit anderen Worten, das Geheimfach im Koffer existierte schon lange, bevor die Bank den Geldtransport in Auftrag gab.«
Sellers runzelte die Brauen und warf Inspektor Hobart einen fragenden Blick zu. »Mir scheint, Lam hat da was sehr Einleuchtendes gesagt, Sellers«, bemerkte Hobart, ohne mich aus den Augen zu lassen.
»Okay, halbe Portion. Ich höre«, sagte Sergeant Sellers.
»Von wem der Plan zu dem Überfall stammte, weiß ich nicht; aber er war gut ausgedacht, und Downer war von Anfang an im Bilde. Downer bekam Wind davon, daß sich seine Frau — oder Hazel Clune, falls Ihnen der Name lieber ist — an einen Privatdetektiv gewandt hatte. Hazel kannte das Versteck im Koffer, und Downer mußte damit rechnen, daß sie dem
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