Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
an. »Ich werde dir eine Liste meiner Kinder geben. Es gibt da einen Jungen in Wisconsin. Zwei Mädchen in Los Angeles. Und noch ein paar andere. Sorgst du
dafür, dass sie ins Camp kommen?«
»Das verspreche ich«, sagte ich. »Und ich werde es nicht
vergessen.«
George und Martha ringelten sich um den Caduceus. Ich weiß,
dass Schlangen nicht lächeln können, aber sie schienen es zu
versuchen.
»Percy Jackson«, sagte Hermes. »Vielleicht können wir von dir
ja etwas lernen.«
Eine weitere Gottheit erwartete mich, als ich den Olymp verlassen wollte. Athene stand mitten auf der Straße, hatte die Arme verschränkt und machte ein Gesicht, bei dem ich »oha« dachte. Sie
hatte ihre Rüstung gegen Jeans und eine weiße Bluse getauscht, sah aber weiterhin überaus kriegerisch aus. Ihre grauen Augen
loderten.
»Okay, Percy«, sagte sie. »Du willst also unbedingt sterblich
bleiben.«
»Äh, ja, Ma’am.«
»Ich möchte gern deine Gründe hören.«
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»Ich möchte ein ganz normaler Junge sein. Ich möchte erwach-
sen
werden.
Die
ganz
normalen
Highschool-Erfahrungen
machen.«
»Und meine Tochter?«
»Die konnte ich nicht verlassen«, gab ich zu, und meine Kehle
war wie ausgedörrt. »Und Grover auch nicht«, fügte ich rasch hinzu. »Und …«
»Komm mir ja nicht so.« Athene trat an mich heran und ich kon-
nte spüren, wie ihre Aura aus Macht meine Haut prickeln ließ. »Ich habe dich mal gewarnt, Percy Jackson, dass du die Welt zerstören würdest, um einen Freund zu retten. Offenbar habe ich mich geir-rt; du hast deine beiden Freunde und die Welt gerettet. Aber überlege dir sehr gut, wie du jetzt weitermachst. Bis jetzt habe ich ein Auge zugedrückt.«
Sozusagen um das zu unterstreichen, löste sie sich in eine Flammensäule auf und versengte mir vorn das Hemd.
Annabeth wartete beim Fahrstuhl auf mich. »Warum riechst du
nach Rauch?«
»Lange Geschichte«, sagte ich. Dann fuhren wir nach unten. Wir schwiegen beide. Die Musik war grauenhaft – Neil Diamond oder
so. Das hätte ich in meinen Wunsch an die Götter einschließen sollen: bessere Fahrstuhlmusik.
Als wir unten ankamen, stritten meine Mutter und Paul sich mit dem kahlköpfigen Portier, der jetzt wieder an seinem Posten saß.
»Ich sage es Ihnen doch!«, schrie meine Mom. »Wir müssen da
rauf! Mein Sohn …« Dann sah sie mich und ihre Augen wurden
ganz groß. »Percy!«
Sie quetschte mir den Atem aus der Brust.
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»Wir haben das blaue Leuchten oben gesehen«, sagte sie. »Aber
du bist nicht runtergekommen. Du bist schon vor Stunden
hochgefahren!«
»Sie hat sich ein wenig Sorgen gemacht«, sagte Paul trocken.
»Mir geht’s gut«, versicherte ich, als meine Mom Annabeth
umarmte. »Jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
»Mr
Blofis«,
sagte
Annabeth,
»das
war
großartige
Schwertarbeit.«
Paul zuckte mit den Schultern. »Schien mir irgendwie angesagt.
Aber Percy, stimmt das wirklich … ich meine, das mit dem
sechshundertsten Stock?«
»Olymp«, sagte ich. »Ja.«
Paul schaute mit verträumter Miene zur Decke hoch. »Das
würde ich gern sehen.«
»Paul«, sagte meine Mom vorwurfsvoll. »Das ist nichts für Sterbliche. Das einzig Wichtige ist, dass wir gerettet sind. Wir alle.«
Ich fing fast an, mich zu entspannen. Alles schien perfekt. Annabeth und mir ging es gut. Meine Mom und Paul hatten überlebt.
Der Olymp war gerettet.
Aber so leicht ist das Leben eines Halbgottes nie. In diesem Moment kam Nico von der Straße hereingerannt und sein Gesicht-
sausdruck verriet mir, dass etwas nicht stimmte.
»Es geht um Rachel«, sagte er. »Ich bin ihr eben in der 32nd
Street begegnet.«
Annabeth runzelte die Stirn. »Was hat sie denn jetzt wieder
angestellt?«
»Es geht darum, wo sie hin ist«, sagte Nico. »Ich habe ihr gesagt, es würde ihr Tod sein, aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Sie hat einfach Blackjack genommen und …«
»Sie hat meinen Pegasus genommen?«, fragte ich.
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Nico nickte. »Sie will nach Half-Blood Hill. Sie sagt, sie müsse unbedingt ins Camp.«
Ich werde sitzen gelassen
Niemand stiehlt meinen Pegasus. Nicht einmal Rachel. Ich wusste nicht so recht, ob ich sauer oder überrascht oder besorgt sein sollte.
»Was denkt die sich denn eigentlich?«, fragte Annabeth, als wir zum Fluss rannten. Leider konnte ich mir das ziemlich gut vorstellen und es machte mir große Angst.
Der Verkehr war eine Katastrophe. Alle Welt stand auf den
Straßen herum und
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