Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
Visionen – die sind ein bisschen verwirrend.«
»Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte ich.
Apollo schwebte von der Veranda herunter. »Meine Damen und
Herren, ich habe die Ehre, Ihnen das neue Orakel von Delphi
vorzustellen.«
»Ihr macht Witze«, sagte Annabeth.
Rachel brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Mich überras-
cht das auch ein wenig, aber es ist mein Schicksal. Ich weiß jetzt, warum ich mit dieser Fähigkeit geboren worden bin. Ich sollte das Orakel werden.«
Ich blinzelte. »Du meinst, du kannst jetzt die Zukunft
vorhersagen?«
»Nicht immer«, sagte sie. »Aber ich habe Visionen, Bilder,
Wörter in meinem Kopf. Wenn jemand mir eine Frage stellt,
dann … oh nein …«
»Es geht los«, verkündete Apollo.
Rachel krümmte sich, als hätte sie jemand geschlagen. Dann
richtete sie sich auf und ihre Augen glühten schlangengrün.
Als sie sprach, klang ihre Stimme verdreifacht – als sprächen
drei Rachels gleichzeitig:
»Dem Ruf werden folgen der Halbblute sieben
Die Welt wird sterben in Sturm und Feuer
Ein letzter Atem ist zur Erfüllung des Eides geblieben
Und der Feind trägt Waffen zu des Todes Gemäuer.«
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Beim letzten Wort brach Rachel zusammen. Nico und ich fingen
sie auf und halfen ihr auf die Veranda. Ihre Haut war so heiß, als fieberte sie.
»Ist schon gut«, sagte sie und ihre Stimme klang wieder normal.
»Was war das denn?«, fragte ich.
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Was war was?«
»Ich glaube«, sagte Apollo, »wir haben soeben die nächste Große Weissagung gehört.«
»Was bedeutet das?«, wollte ich wissen.
Rachel runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht einmal daran
erinnern, was ich gesagt habe.«
»Nein«, sagte Apollo nachdenklich. »Der Geist spricht lediglich durch dich. Ansonsten wird unsere Rachel ungefähr so sein wie immer. Es hilft nichts, sie zu bedrängen, auch wenn sie gerade die nächste Große Weissagung für die Zukunft der Welt gemacht hat.«
»Was?«, fragte ich. »Aber …«
»Percy«, sagte Apollo. »Ich würde mir nicht allzu große Sorgen machen. Die letzte Große Weissagung über dich hat fast siebzig Jahre gebraucht, um sich zu erfüllen. Die nächste wird vielleicht während deines Lebens nicht mehr in Kraft treten.«
Ich dachte daran, was Rachel mit dieser unheimlichen Stimme
gesagt hatte: über Sturm und Feuer und des Todes Gemäuer.
»Kann sein«, sagte ich. »Aber es hat sich nicht gerade gut
angehört.«
»Nein«, sagte Apollo fröhlich. »Das nun wirklich nicht. Sie wird ein wunderbares Orakel sein.«
Es war schwer, das Thema zu beenden, aber Apollo bestand darauf, dass Rachel Ruhe brauchte, und sie sah wirklich reichlich verwirrt aus.
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»Tut mir leid, Percy«, sagte sie. »Oben auf dem Olymp habe ich dir nicht alles erklärt. Die Berufung hat mir Angst gemacht und ich dachte, du würdest das nicht verstehen.«
»Tu ich noch immer nicht«, gab ich zu. »Aber ich freue mich
natürlich für dich.«
Rachel lächelte. »Freuen ist wohl nicht das richtige Wort. Die Zukunft zu sehen, wird nicht leicht sein, aber es ist meine Bestimmung. Ich hoffe nur, dass meine Familie …«
Sie beendete den Satz nicht.
»Gehst du trotzdem noch auf die Clarion Academy?«, fragte ich.
»Ich habe es meinem Vater versprochen. Ich werde versuchen,
während des Schuljahrs ganz normal zu sein, aber …«
»Aber jetzt brauchst du Schlaf«, tadelte Apollo. »Chiron, ich
finde, der Dachboden ist nicht der richtige Aufenthaltsort für unser neues Orakel, oder?«
»Nein, keinesfalls.« Chiron sah sehr viel besser aus, jetzt, wo Apollo ihn mit irgendeinem Heilzauber behandelt hatte. »Rachel kann erst einmal ein Gästezimmer im Hauptgebäude nehmen, bis
wir eine Lösung gefunden haben.«
»Ich stelle mir eine Höhle in den Hügeln vor«, sagte Apollo
nachdenklich. »Mit Fackeln und einem großen lila Vorhang vor
dem Eingang … so richtig geheimnisvoll. Aber drinnen natürlich alles voll eingerichtet, mit einem Billardzimmer und Heimkino mit Dolby Surround.«
Chiron räusperte sich geräuschvoll.
»Was ist?«, fragte Apollo.
Rachel küsste mich auf die Wange. »Wiedersehen, Percy«,
flüsterte sie. »Und ich brauche ja wohl nicht in die Zukunft zu sehen, um dir zu sagen, was du jetzt tun sollst, oder?«
Ihre Augen wirkten noch durchdringender als früher.
Ich wurde rot. »Nein.«
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»Gut«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und folgte Apollo ins Haus.
Der Rest des Tages war
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