Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
findet es schrecklich, in der Waffenschmiede festzusitzen, siehst du das nicht?«
Poseidon schüttelte den Kopf. »Es ist schlimm genug, dass ich
dich in die Gefahr hinauslassen muss. Tyson ist zu jung. Ich muss ihn beschützen.«
»Du solltest ihm vertrauen«, sagte ich. »Und nicht versuchen,
ihn zu beschützen.«
Poseidons Augen loderten auf. Ich dachte, ich sei zu weit gegangen, aber dann schaute er auf das Mosaik hinab und seine Schultern sackten nach unten. Auf den Fliesen kam der Seeheini mit
dem Langustenkarren immer näher an den Palast heran.
»Okeanos ist im Anmarsch«, sagte mein Vater. »Ich muss mich
ihm zum Kampf stellen.«
Ich hatte noch nie Angst um einen Gott gehabt, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie mein Dad diesen Titanen besiegen sollte.
»Ich werde die Stellung halten«, versprach Poseidon. »Ich werde mein Reich nicht hergeben. Aber sag mal, Percy, hast du noch
mein Geburtstagsgeschenk vom vorigen Sommer?«
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Ich nickte und zog meine Camp-Halskette hervor. Daran hing
für jeden Sommer, den ich im Camp Half-Blood verbracht hatte,
eine Perle, aber seit dem letzten Jahr hatte ich auch einen Sanddollar daran befestigt. Den hatte mein Vater mir zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt. Er hatte gesagt, ich würde schon wissen, wann ich ihn »ausgeben« sollte, aber bisher war ich nicht dahin-tergekommen, was er gemeint hatte. Ich wusste nur, dass der
Sanddollar nicht in die Automaten in der Schulmensa passte.
»Die Zeit ist reif«, versprach er. »Wenn wir Glück haben, sehen wir uns nächste Woche an deinem Geburtstag und dann feiern wir richtig.«
Er lächelte, und für einen Moment sah ich das alte Licht in seinen Augen.
Dann wurde das Meer vor uns dunkel, als ziehe ein Tintensturm
herauf. Donner grollte, was unter Wasser doch eigentlich unmöglich sein sollte. Eine gewaltige eisige Erscheinung rückte an. Ich spürte, wie eine Welle der Furcht die Armeen unter uns ergriff.
»Ich muss meine wahre Göttergestalt annehmen«, sagte Pos-
eidon. »Geh – und viel Glück, mein Sohn.«
Ich hätte ihn gern ermutigt, ihn umarmt oder so, wusste aber,
dass ich hier nicht länger herumlungern durfte. Wenn ein Gott
seine wahre Gestalt annimmt, ist seine Macht so groß, dass jeder Sterbliche, der ihn anschaut, zu nichts zerfallen muss.
»Auf Wiedersehen, Vater«, brachte ich heraus.
Dann wandte ich mich ab. Ich forderte die Meeresströmungen
auf, mir zu helfen. Wasser wirbelte um mich herum, und ich schoss in einem Tempo an die Oberfläche, das einen normalen Menschen
wie einen Ballon hätte platzen lassen.
Als ich mich umschaute, sah ich nur noch die grünen und blauen Blitze, während mein Vater gegen den Titanen kämpfte und das
Meer von den beiden Armeen zerrissen wurde.
Ich werfe einen heimlichen Blick auf
meinen Tod
Wenn ihr im Camp Half-Blood beliebt sein wollt, kommt bloß nicht mit schlechten Nachrichten von einem Einsatz zurück.
Sowie ich aus dem Ozean stieg wussten alle, dass ich wieder da war. Unser Strand liegt am Nordufer von Long Island, und er ist verzaubert, deshalb können die meisten Leute ihn nicht mal sehen.
Und am Strand erscheint einfach niemand, es sei denn, er ist Halbgott oder Gott oder ein Pizzabote, der sich wirklich total verirrt hat. (Das ist tatsächlich schon vorgekommen – aber das ist eine andere Geschichte.)
An diesem Nachmittag war jedenfalls Connor Stoll aus der
Hermes-Hütte der Ausguck vom Dienst. Als er mich entdeckte,
regte er sich dermaßen auf, dass er aus seinem Baum fiel. Dann stieß er ins Muschelhorn, um das Camp zu verständigen, und rannte mir entgegen.
Connor hatte ein schräges Grinsen, das zu seinem schrägen Sinn für Humor passte. Er ist ein ziemlich netter Typ, aber man sollte immer eine Hand auf der Brieftasche liegen haben, wenn er in der Nähe ist, und darf ihm unter keinen Umständen Rasiercreme überlassen, wenn man nicht will, dass sein Schlafsack damit
vollgeschmiert wird. Er hat braune Locken und ist ein winziges bisschen kleiner als sein Bruder Travis, nur daran kann ich sie ausein-anderhalten. Sie haben beide so wenig Ähnlichkeit mit meinem
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alten Feind Luke, dass es schwer zu glauben ist, dass sie allesamt Söhne des Hermes sind.
»Percy!!«, schrie Connor. »Was ist passiert? Wo ist
Beckendorf?«
Dann sah er mein Gesicht und sein Grinsen löste sich auf. »Oh
nein. Die arme Silena. Heiliger Zeus, wenn sie das erfährt …!«
Zusammen stiegen wir die Sanddünen hoch. Einige
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