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Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin

Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin

Titel: Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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hundert
    Meter entfernt strömten uns schon die anderen entgegen, strah-
    lend und aufgeregt. Percy ist wieder da! , dachten sie vermutlich.
    Der Tag ist gerettet! Vielleicht hat er ja Andenken mitgebracht.
    Ich blieb am Speisepavillon stehen und wartete auf sie. Ich war nicht scharf darauf, auf sie loszustürzen, um ihnen zu erzählen, was ich für ein Versager war.
    Ich schaute über das Tal hinweg und versuchte, mich zu erin-
    nern, wie Camp Half-Blood damals auf den ersten Blick auf mich gewirkt hatte. Es kam mir vor, als wäre das eine Trilliarde Jahre her.
    Vom Speisepavillon aus konnte man so ungefähr alles überblick-
    en. Hügel umgaben das Tal. Auf dem höchsten, dem Half-Blood
    Hill, stand Thalias Fichte, und das Goldene Vlies hing von ihren Zweigen und beschützte das Lager vor seinen Feinden. Der Wachdrache Peleus war jetzt so groß, dass ich ihn von hier aus sehen konnte – er hatte sich um den Baumstamm gewickelt und ließ
    beim Schnarchen Rauchsignale aufsteigen.
    Rechts von mir breitete sich der Wald aus. Links glitzerte der See und an der Kletterwand leuchtete die Lava, die daran herab-strömte. Zwölf Hütten – eine für jede olympische Gottheit – bildeten ein Hufeisen. Weiter im Süden lagen die Erdbeerfelder, das Waffenhaus und das vierstöckige Hauptgebäude mit seinem him-melblauen Anstrich und der Wetterfahne in Gestalt eines bronzen-en Adlers.
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    Auf gewisse Weise hatte das Lager sich gar nicht viel verändert.
    Aber den Häusern und Feldern konnte man den Krieg schließlich
    auch nicht ansehen. Man sah ihn in den Gesichtern der Halbgötter und Satyrn und Najaden, die jetzt den Hügel hochkamen. Es waren nicht mehr so viele im Lager wie vor vier Jahren. Einige waren gegangen und nie zurückgekehrt. Andere waren im Kampf gefallen.
    Wieder andere – wir versuchten, sie nicht zu erwähnen – waren
    zum Feind übergelaufen.
    Die, die noch hier waren, waren vom Kampf gestählt und müde.
    Im Camp wurde nur noch wenig gelacht. Nicht einmal die Hermes-
    Hütte war so auf Jux versessen wie sonst. Es ist schwer,
    geschmacklose Witze komisch zu finden, wenn dir dein ganzes
    Leben wie ein geschmackloser Witz vorkommt.
    Chiron galoppierte als Erster in den Pavillon, was ihm nicht
    schwerfiel, denn er ist von der Taille abwärts ein weißer Hengst.
    Sein Bart war über den Sommer wilder geworden. Er trug ein
    grünes T-Shirt mit der Aufschrift Mein Zweitwagen ist ein Zentaur und hatte sich einen Bogen über den Rücken geworfen.
    »Percy!«, sagte er. »Den Göttern sei Dank. Aber wo …?«
    Gleich hinter ihm kam Annabeth hereingerannt, und ich muss
    zugeben, dass mein Herz ein kleines Rennen in meiner Brust ver-anstaltete, als ich sie sah. Es lag nicht daran, dass sie versucht hätte, gut auszusehen. Wir waren in letzter Zeit so oft im Einsatz gewesen, dass sie sich ihre blonden Locken kaum noch kämmte,
    und ihre Kleidung war ihr egal – normalerweise trug sie immer
    dasselbe alte Camp-T-Shirt und Jeans und ab und zu ihre Bronzer-
    üstung. Ihre Augen waren von stürmischem Grau. Meistens kon-
    nten wir kein Gespräch zu Ende bringen, ohne uns gegenseitig er-würgen zu wollen. Aber von ihrem bloßen Anblick wurde mir wirr im Kopf. Im vergangenen Sommer, ehe Luke sich in Kronos verwandelt hatte und alles richtig übel geworden war, hatte es einige 47/396
    Augenblicke gegeben, in denen ich gedacht hatte, dass wir vielleicht … na ja, dass wir vielleicht die Phase mit den gegenseitigen Erwürgewünschen hinter uns lassen könnten.
    »Was ist passiert?« Sie packte meinen Arm. »Ist Luke …?«
    »Das Schiff ist hochgegangen«, sagte ich. »Er wurde nicht zer-
    stört. Ich weiß nicht, wo …«
    Silena Beauregard bahnte sich einen Weg durch die Menge. Ihre
    Haare waren nicht gekämmt und sie hatte nicht einmal Make-up
    aufgelegt, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah.
    »Wo ist Charlie?«, wollte sie wissen und schaute sich um, als ob er sich versteckt haben könnte.
    Ich schaute hilflos zu Chiron hinüber.
    Der alte Zentaur räusperte sich. »Silena, meine Liebe, wir reden im Hauptgebäude darüber …«
    »Nein«, murmelte sie. »Nein. Nein.«
    Sie brach in Tränen aus und wir anderen standen einfach da, zu betroffen, um etwas zu sagen. Wir hatten in diesem Sommer schon so viele verloren, aber das hier war besonders schlimm. Mit
    Beckendorf schien irgendwer den Anker des gesamten Lagers
    gestohlen zu haben.
    Endlich trat Clarisse aus der Ares-Hütte vor und legte den Arm um Silena. Das war

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