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Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin

Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin

Titel: Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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ich hätte trotzdem gedacht, ich würde Poseidon auf den ersten Blick erkennen.
    Das war ein Irrtum.
    Das Dach des Tempels war ein großes offenes Deck, das als
    Kommandozentrale eingerichtet worden war. Ein Mosaik auf dem
    Boden zeigte eine detaillierte Karte des Palastes und des ihn
    umgebenden Ozeans, aber das Mosaik hielt nicht still. Die bunten Steine, die unterschiedliche Armeen und Meeresungeheuer
    darstellten, bewegten sich, wenn die Truppen ihre Stellung änderten. Gebäude, die im wirklichen Leben einstürzten, stürzten auch im Bild ein.
    Um das Mosaik herum stand eine seltsame Ansammlung von
    Kriegern, die mit düsteren Gesichtern die Schlacht beobachteten, aber keiner von ihnen sah aus wie mein Dad. Ich hielt Ausschau 35/396
    nach einem großen Mann mit sonnengebräunter Haut und einem
    schwarzen Bart, der Bermudashorts und ein Hawaiihemd trug.
    Aber so jemanden gab es hier nicht. Ein Meermann hatte zwei
    Fischschwänze statt nur einen. Seine Haut war grün und seine
    Rüstung mit Perlen besetzt. Seine schwarzen Haare hatte er zu
    einem Pferdeschwanz gebunden, und er sah jung aus – aber bei
    Nichtmenschen weiß man das nie, sie könnten genauso gut
    tausend Jahre alt sein oder nur drei. Neben ihm stand ein alter Mann mit einem buschigen weißen Bart und grauen Haaren. Er
    schien seine Rüstung kaum tragen zu können. Er hatte grüne Au-
    gen und Lachfältchen um die Augen, aber jetzt lächelte er nicht. Er musterte die Karte und stützte sich auf einen riesigen Metallstab.
    Rechts neben ihm stand eine schöne Frau in grüner Rüstung mit
    langen schwarzen Haaren. Und ich sah einen Delphin, einen ganz normalen Delphin, aber auch er war in die Betrachtung der Karte vertieft.
    »Dauphin«, sagte der alte Mann. »Schick Palaimon und seine
    Hai-Legion an die Westfront. Wir müssen diese Leviathane
    neutralisieren.«
    Der Delphin redete mit Zwitscherstimme, aber in Gedanken
    konnte ich ihn verstehen. Ja, hoher Herr. Er schwamm eilig davon.
    Entsetzt sah ich Tyson und dann wieder den alten Mann an.
    Es schien mir nicht möglich, aber … »Dad?«, fragte ich.
    Der alte Mann schaute auf. Ich erkannte das Funkeln in seinen
    Augen, aber sein Gesicht … Er sah vierzig Jahre älter aus.
    »Hallo, Percy.«
    »Was – was ist mit dir passiert?«
    Tyson versetzte mir einen Rippenstoß. Er schüttelte so energisch den Kopf, dass ich Angst hatte, er könnte herunterfallen, aber Poseidon schien nicht beleidigt zu sein.
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    »Ist schon gut, Tyson«, sagte er. »Percy, bitte entschuldige mein Aussehen. Dieser Krieg hat mir arg zu schaffen gemacht.«
    »Aber du bist unsterblich«, sagte ich leise. »Du kannst ausse-
    hen … wie auch immer du willst.«
    »Ich spiegele den Zustand meines Reiches wider«, sagte er.
    »Und der ist im Moment ziemlich übel. Percy, ich sollte dich wohl vorstellen – ich fürchte, du hast meinen Leutnant Dauphin, den Gott der Delphine, verpasst. Das hier ist meine, äh, Frau Amphitrite. Meine Liebe …«
    Die Dame in der grünen Rüstung musterte mich kalt, dann vers-
    chränkte sie die Arme. »Entschuldige mich, mein Gemahl. Ich
    werde in der Schlacht benötigt.«
    Sie schwamm weg.
    Ich fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut, aber ich konnte ihr wohl keine Vorwürfe machen. Ich hatte nie weiter darüber
    nachgedacht, aber mein Dad hatte eine unsterbliche Gemahlin.
    Seine ganzen Romanzen mit Sterblichen, auch die mit meiner Mutter … na ja, Amphitrite war davon vermutlich nicht gerade
    begeistert.
    Poseidon räusperte sich. »Und, na ja … das ist mein Sohn Triton.
    Äh, mein anderer Sohn.«
    »Dein Sohn und Erbe«, korrigierte der grüne Typ. Sein doppel-
    ter Fischschwanz schlug hin und her. Er lächelte mich an, aber in seinen Augen lag keine Freundlichkeit. »Hallo, Perseus Jackson.
    Kommst du uns endlich zu Hilfe?«
    Er tat so, als ob ich zu spät käme oder faul wäre. Wenn man
    unter Wasser rot werden kann, dann wurde ich das vermutlich.
    »Sag mir, was ich tun soll«, sagte ich.
    Triton lächelte, als sei das ein rührender Vorschlag – als wäre ich ein putziger Hund, der für ihn bellte oder so. Er drehte sich zu 37/396
    Poseidon um. »Ich kümmere mich um die Frontlinie, Dad. Keine
    Sorge. Ich werde nicht versagen.«
    Er nickte Tyson höflich zu. Wieso wurde mir nicht so viel Ach-
    tung zuteil? Dann schoss er durchs Wasser davon.
    Poseidon seufzte. Er hob seinen Stab und der verwandelte sich in seine übliche Waffe, einen riesigen Dreizack. Die Zinken glühten bläulich

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