Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
brachte ein müdes Lächeln hervor. Nur Silena Beauregard reagierte nicht. Sie saß neben Clarisse und starrte mit leerem Blick das Pingpong-Netz an. Ihre Augen
waren rot und geschwollen. Vor ihr stand unberührt eine Tasse
heiße Schokolade. Es kam mir nicht richtig vor, dass sie hier sein musste. Ich konnte es nicht fassen, dass Clarisse und Michael sich direkt neben ihr über etwas so Blödes stritten wie Beute, wo sie gerade Beckendorf verloren hatte.
»Aufhören!«, brüllte ich. »Was soll das denn?«
Clarisse starrte mich wütend an. »Sag Michael, er soll nicht so ein selbstsüchtiger Trottel sein.«
»Toll, gerade von dir sowas zu hören«, sagte Michael.
»Ich bin nur hier, um Silena zu helfen!«, brüllte Clarisse. »Sonst wäre ich in meiner Hütte.«
»Worüber redet ihr eigentlich?«, fragte ich.
Pollux räusperte sich. »Clarisse weigert sich, mit uns zu reden, bis diese, äh, Angelegenheit geklärt ist. Sie hat seit drei Tagen nichts mehr gesagt.«
»Das war wunderbar«, sagte Travis Stoll sehnsüchtig.
»Was für eine Angelegenheit?«, fragte ich.
Clarisse drehte sich zu Chiron um. »Sie haben hier doch zu
bestimmen, oder? Kriegt meine Hütte, was wir wollen, oder
nicht?«
Chiron scharrte mit den Füßen. »Meine Liebe, wie ich bereits
erklärt habe, hat Michael Recht. Apollos Hütte hat den größeren Anspruch. Außerdem haben wir wichtigere Dinge …«
»Klar doch«, fauchte Clarisse. »Immer gibt es wichtigere Dinge als das, was Ares zusteht. Wir sollen einfach zum Kampf antreten, wenn ihr uns braucht, und uns ansonsten nicht beschweren.«
»Das wäre toll«, murmelte Connor Stoll sehnsüchtig.
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Clarisse packte ihr Messer. »Vielleicht sollte ich Mr D fragen …«
»Wie du weißt«, fiel Chiron ihr ins Wort, und er klang jetzt ein wenig verärgert, »hat unser Direktor, Dionysos, mit dem Krieg
genug zu tun. Wir dürfen ihn hiermit nicht belästigen.«
»Schon verstanden«, sagte Clarisse. »Und die Hüttenältesten?
Wollt ihr denn alle nicht zu mir halten?«
Jetzt lächelte niemand. Niemand erwiderte Clarisse’ Blick.
»Schön.« Clarisse drehte sich zu Silena um. »Tut mir leid. Ich wollte dich hier nicht reinziehen, wo du doch gerade erst … egal, ich bitte um Entschuldigung. Und zwar nur dich. Sonst
niemanden.«
Silena schien das alles gar nicht gehört zu haben.
Clarisse warf ihr Messer auf den Pingpong-Tisch. »Und ihr an-
deren könnt euren Krieg ohne Ares ausfechten. Solange ich keine Genugtuung kriege, wird niemand aus meiner Hütte auch nur einen Finger rühren. Viel Spaß beim Sterben.«
Die Hüttenältesten waren alle sprachlos, als Clarisse aus dem
Zimmer stürzte.
Endlich sagte Michael Yew: »Gut, dass wir die los sind.«
»Spinnst du?«, widersprach Katie Gardner. »Das ist eine
Katastrophe.«
»Das kann sie nicht ernst meinen«, sagte Travis. »Oder doch?«
Chiron seufzte. »Ihr Stolz ist verletzt. Sie wird sich schon noch beruhigen.« Aber er klang so, als ob er das selbst nicht glaubte.
Ich hätte gern gefragt, worüber zum Henker Clarisse denn so
wütend war, aber ich sah Annabeth an und ihre Lippen formten die Worte: Erzähl ich dir später.
»Also«, sagte Chiron. »Bitte, Hüttenälteste. Percy hat etwas mitgebracht, was ihr meiner Ansicht nach hören solltet. Percy – die Große Weissagung.«
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Annabeth reichte mir das Pergament. Es fühlte sich alt und
trocken an, und ich fummelte am Bindfaden herum. Ich rollte es auseinander, versuchte, es nicht einzureißen, und fing an zu lesen:
»Ein Halbblut des ältesten Schlottergeflechts …«
Ȁh,
Percy«,
unterbrach
mich
Annabeth.
»Da
steht
Göttergeschlecht.«
»Ach, richtig«, sagte ich. Legasthenie gehört zu den typischen Merkmalen eines Halbgottes, aber manchmal hasse ich dieses
Problem wirklich. Je nervöser ich bin, umso schlechter kann ich lesen. »Ein Halbgott des ältesten Göttergeschlechts … wird sechzehn werden im großen Gefecht …«
Ich zögerte und starrte die nächsten Zeilen an. Meine Finger
wurden kalt, als ob das Papier gefroren wäre.
»In endlosem Schlaf sieht der Heros die Welt,
seine Seele wird von verfluchter Klinge gefällt.«
Plötzlich kam mir Springflut in meiner Tasche schwerer vor.
Eine verfluchte Klinge? Chiron hatte mir einmal erzählt, dass
Springflut vielen Menschen Kummer gebracht hatte. War es mög-
lich, dass mein eigenes Schwert mir den Tod bringen würde? Und wie sollte ich die Welt in endlosem Schlaf sehen, wenn
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